Stilkritik "Opas Erbe":Berlusconis Kunst-Schrotthaufen

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Ist das Kunst oder kann das weg? Silvio Berlusconi im Jahr 1985 mit einem weiblichen Akt. (Foto: Archivio Cicconi/Getty Images)

Silvio Berlusconi hat seinen Angehörigen nach seinem Tod eine umfangreiche Kunstsammlung hinterlassen. Doch viele der 25 000 Objekte sollen aus Teleshopping-Kanälen stammen und wertlos sein. Also wohin damit?

Von Martin Zips

Bitte werfen Sie alles weg, bevor es zu spät ist! Übergeben Sie das Problem, dass Sie zwar noch nie Geschmack hatten, aber zeitlebens unter Kaufsucht und Sammelwut litten, nicht an die nächste Generation. Warum sollten Ihre Lieben, die gerade selbst mehr als genug an der Hacke haben, jetzt auch noch die Samstage mit der Entsorgung Ihrer Merkwürdigkeiten am Wertstoffhof verbringen? Rufen Sie den Entrümpler. Jetzt. Sofort.

25 000 Gegenstände soll der im Juni im Alter von 86 Jahren gestorbene italienische Medienunternehmer, Event-Löwe und viermalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi laut einem Bericht der La Repubblica seinen Erben vermacht haben. Völlig wertloses Zeug, das er offenbar für Kunst hielt und das er sich, da er unter Schlaflosigkeit litt, auch noch bei nächtlichen Auktionen im Teleshopping-Kanal bestellte. 800 000 Euro pro Jahr kostet seine Lieben nun die Lagerung der Madonnen, Pin-ups, Landschaftsbilder und Statuen (eine davon, die Berlusconi zeigt, ist drei Meter hoch).

Damit wir uns nicht falsch verstehen: 800 000 Euro im Jahr sind für die Berlusconis wahrscheinlich das geringste Problem. Einige von ihnen haben vom Opa ja auch Immobilien vererbt bekommen, Medienunternehmen, Yachten oder einen Fußballverein. Da dürfte sich die Miete einer kleinen Lagerhalle schon noch ausgehen.

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Dass Berlusconis Nachkommen nun dennoch damit beginnen, das ein oder andere Erbstück in die Tonne zu treten, ist aber schon auch verständlich. Ein gelungener Neustart kann der jüngeren Generation immer nur dann gelingen, wenn sie sich von Ballast befreit. Und umso höher ist es den Erbinnen und Erben anzurechnen, dass sie nun ein Museum für den Opa planen. In dessen schicker Bunga-Bunga-Villa in Arcore! Denn nur so bewahrt man es, das wahre, das geistige Erbe einer Person. Und natürlich gilt es zu hoffen, dass hier niemand durch eine schlecht verankerte Drei-Meter-Statue zu Schaden kommt.

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