Der Hass ist nicht mehr zu übersehen auf Deutschlands Straßen.

Genährt werden Wut und Aggression in Zigtausenden Nachrichten in sozialen Medien. Sie sind verborgen – und doch allgegenwärtig.

Eine SZ-Datenrecherche in fast 12 Millionen Telegram-Nachrichten macht ihre Gefahr messbar. Sie zeigt, wie sich in den Netzwerken Verschwörungs­mythen, Hetze und Rassismus zu einer toxischen Mischung verbinden.

Vor allem aber wird beim Blick auf ein Jahr Pandemie deutlich: Die aggressive Rhetorik nimmt überhand, die Ausschläge werden heftiger. Kurz:

Der Hass ist nicht mehr zu übersehen auf Deutschlands Straßen.

Genährt werden Wut und Aggression in Zigtausenden Nachrichten in sozialen Medien. Sie sind verborgen – und doch allgegenwärtig.

Eine SZ-Datenrecherche in fast 12 Millionen Telegram-Nachrichten macht ihre Gefahr messbar. Sie zeigt, wie sich in den Netzwerken Verschwörungs­mythen, Hetze und Rassismus zu einer toxischen Mischung verbinden.

Vor allem aber wird beim Blick auf ein Jahr Pandemie deutlich: Die aggressive Rhetorik nimmt überhand, die Ausschläge werden heftiger. Kurz:

Der Hass wächst

Wie die Pandemie zum Brandbeschleuniger für Radikalisierung wurde.

Von Sabrina Ebitsch, Berit Kruse, Martina Schories, Felix Ebert, Lea Gardner, Christian Helten, Stefan Kloiber, Antonie Rietzschel, Dominik Wierl

10. Mai 2021 - 24 Min. Lesezeit

Der Angriff kommt plötzlich. Mehrere Polizisten stehen nebeneinander in einer Dresdner Fußgängerzone. Sie sind umgeben von Menschen, die sich kaum unterscheiden lassen von jenen, die für einen Einkaufsbummel in die Stadt gekommen sind. Sie brüllen die Beamten an, richten ihre Handykameras auf sie. Als ein Mann in quietschgrüner Jacke auf die Polizisten zugeht, weichen sie zurück, plötzlich wird einer von hinten gepackt und zu Boden gerissen. Jemand tritt nach ihm, so zeigt es ein Video. Aufgenommen wird es vor einigen Wochen in Dresden, als sich im März Corona-Leugner, Verschwörungsideologen, Esoteriker und Rechtsextreme versammelten. Sie durchbrechen Polizeiketten, ziehen in kleinen Grüppchen durch die Stadt, ohne Maske. Ähnliche Szenen spielen sich nur eine Woche später in Kassel ab, wo 20 000 Menschen durch die Innenstadt ziehen, wieder hält sich keiner an die Maskenpflicht, wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch bei einer „Querdenken”-Demonstration in Stuttgart Anfang April hält sich die Polizei zurück, versucht nicht einmal mehr, Maskenpflicht und Abstandsregeln durchzusetzen, als 15 000 Protestierende durch die Innenstadt laufen.