Arbeitszeitkonten:Darauf müssen Zeitsparer achten

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Das Arbeitszeitkonto wird immer beliebter - ob Kurzzeitkonto für einzelne freie Tage oder Langzeitkonto, mit dem sogar die Rente früher kommen kann. Doch es gibt einige Feinheiten, auf die Angestellte achten müssen.

Sibylle Haas

Die Bundesregierung will, dass Arbeitnehmer Beruf und Familie leichter vereinbaren können als bisher. Arbeitszeitkonten, auf denen Arbeitszeit für längere Freistellungen angespart wird, gelten dafür als geeignetes Mittel. Unterschieden wird zwischen Kurz- und Langzeitkonten.

Tage sparen: Arbeitnehmer haben viele Möglichkeiten, freie Stunden anzusammeln. (Foto: dapd)

Bei Kurzzeitkonten muss ein Zeitguthaben meist innerhalb eines Jahres abgebaut sein. Zu dieser Art zählen die klassischen Überstunden- und Gleitzeitkonten. Sie können von den Unternehmen beispielsweise dazu genutzt werden, kurzfristige Schwankungen in der Produktion abzufangen. Das hat für die Firmen finanzielle Vorteile: Da durch Arbeitszeitkonten bezahlte Überstunden durch solche ersetzt werden, die nicht extra vergütet, sondern durch Freistellung ausgeglichen werden, entfallen entsprechende Zuschläge.

Für die Beschäftigten bedeuten Arbeitszeitkonten mehr Zeitsouveränität. Sie können Überstunden sammeln und diese dann wie einen Urlaubstag oder einen freien Tag abfeiern. Doch Vorsicht: Bei Kurzzeitkonten können die vereinbarten Obergrenzen für den Aufbau von Zeitguthaben schnell erreicht sein. Wenn ein Ausgleich etwa aus betrieblichen Gründen nicht möglich ist, werden die Zeitguthaben oft finanziell abgegolten. Sie können aber auch verfallen. Je nach dem, was Mitarbeiter oder Betriebsräte mit dem Arbeitgeber vereinbart haben. Wenn es schlecht läuft, dann hat der Arbeitnehmer vielleicht umsonst gearbeitet. Deshalb sollte man seine Konten regelmäßig kontrollieren.

Kurzzeitkonten sind viel verbreiteter als oft gedacht. Jeder zweite Angestellte in Deutschland hat inzwischen eines, haben Wissenschaftler des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit (IAB) ermittelt. 1991 hatte nur jeder vierte Angestellte im Westen ein solches Konto, im Osten waren es sogar nur vier Prozent der Arbeitnehmer.

Anders als ein Kurzzeitkonto, das "entspart" werden muss, kann ein Langzeitkonto für ein ganzes Arbeitsleben angelegt sein. Dann wird Mehrarbeit über Jahre hinweg gesammelt und später am Stück "genommen". Einige Beschäftigte nutzen das, um früher in den Ruhestand zu gehen. Oder sie spendieren sich eine längere Auszeit für eine Weiterbildung. Andere nutzen die angesparte Zeit vielleicht, um einen Angehörigen zu pflegen. Es handelt sich im Grunde um Wertguthaben. Arbeitnehmer können sie unter bestimmten Voraussetzungen bei der Deutschen Rentenversicherung anlegen, wenn sie genügend Arbeitszeit und Arbeitsentgelt angesammelt haben.

Die Bundesregierung will vor allem diese langfristigen Arbeitszeitkonten fördern. Denn bisher führen nur zwei Prozent aller Betriebe in Deutschland für ihre Mitarbeiter solche Zeitguthaben, ergab eine repräsentative Firmenbefragung des Sozialforschungsinstituts Infratest im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums. So steht es im Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen des sogenannten Flexi-II-Gesetzes, das seit 2009 in Kraft ist (Neuregelungen im SGB IV).

Ziel des Gesetzes ist es, die "Rahmenbedingungen für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen" zu verbessern. Dabei geht es nicht nur um die Art der Nutzung von Wertguthaben, sondern besonders um die Weiterentwicklung des Insolvenzschutzes. Denn weil auf Langzeitkonten erhebliche Zeitguthaben angespart werden können, ist es wichtig, dass diese abgesichert sind. Bislang ist fraglich, ob sich Schadenersatzansprüche gegen den insolventen Arbeitgeber komplett realisieren lassen.

Vorreiter bei den Langzeitkonten sind Unternehmen der Chemie- und Metallindustrie. In der Chemieindustrie verfügt etwa die Hälfte der Beschäftigten über ein Langzeitkonto im Rahmen eines Tarifvertrages.

© SZ vom 23.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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