Museum für Franken:Das schlechte Depot

In Würzburg wurden zahlreiche geraubte Judaica wiederentdeckt. Jetzt soll die Geschichte des Ausstellungsortes während der Zeit des Nationalsozialismus gründlich erforscht werden

Von Ira Mazzoni

Geschwärzt von Gluthitze, geborsten, gerissen, gequetscht und verbeult liegt der Tora-Aufsatz auf dem Tisch von Erich Schneider, Gründungsdirektor des staatlichen Museums für Franken, das im Januar 2017 das Erbe des Mainfränkischen Museums auf der Feste Marienberg in Würzburg angetreten hat. Zwei Glöckchen haben sich in den dünnwandigen Bögen des Turmartigen Rimmon verklemmt. Aus der deformierten Krone ragt anrührend unversehrt ein filigranes Händepaar, dessen Fingerspitzen sich merkwürdig gespreizt berühren. Der kostbare silberne Toraschmuck ist nur ein Stück von rund 200 Teilen, darunter Tora-Schilder, Chanukka- und Synagogen-Leuchter, die in zwei Kisten verpackt, in den Gewölben eines Depots wiederentdeckt wurden, das alle Museumsmitarbeiter nur "Das Schlechte" nennen. Dort -im ehemaligen Zeughaus der Feste - liegen all die Sammlungsstücke, die aus dem Schutt des nach Bombentreffern am 16. März 1945 ausgebrannten Museumskomplexes in der Würzburger Altstadt geborgen und dann vergessen wurden. Lauter brandentstellte Ruinen.

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