Zum Kloster:Feierabendbier im Münchner Bullerbü

Zum Kloster: Früher waren viele Linke in der Gaststätte Zum Kloster, heute ist das Publikum gemischter, auch vom Alter. Hier werden Geburtstage gefeiert, die Gäste können aber auch einsam die Zeitung lesen.

Früher waren viele Linke in der Gaststätte Zum Kloster, heute ist das Publikum gemischter, auch vom Alter. Hier werden Geburtstage gefeiert, die Gäste können aber auch einsam die Zeitung lesen.

(Foto: Robert Haas)

Schon fast 40 Jahre steht das Wirtshaus "Zum Kloster" in Haidhausen. Viel hat sich in den Fast-Dorfwirtshaus seitdem nicht geändert, dazu ist die Kulisse zu perfekt.

Von Bernhard Hiergeist

Man kann der Preysingstraße in Haidhausen eine gewisse Puppenstubenhaftigkeit, ja, eine gewisse Bullerbühaftigkeit nicht absprechen. Vielleicht ist das der Grund, warum sich viele in der Gaststätte "Zum Kloster" an ein heimeliges skandinavisches Märchen erinnert fühlen. Die Holzverkleidung in sanftem Grautürkis verstärkt diesen Eindruck, aber beabsichtigt ist das nicht. So sagt es Ruth Thurner, die das Lokal gemeinsam mit Christian Sohl führt. "Wir sind eigentlich eine ganz normale bayerische Wirtschaft."

So normal, dass viele sie erst gar nicht bemerken, auch im Internet ist sie schwer auffindbar, diese normale Wirtschaft. Dabei wurde Ende September nun schon der 37. Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass kann man manche vielleicht daran erinnern, dass das Lokal da ist, andere wiederum erst darauf stoßen. Die Preysingstraße mal bis zum Ende zu laufen, fast bis zum namensgebenden Kloster, hin zu den Kirschbäumen auf dem Bürgersteig.

Dann findet man einen stimmungsvoll ausgeleuchteten Ort, an dem sich Studierende zu konspirativen Treffen verabreden können oder zu weitschweifigen Diskussion, zu Geburtstagsfeiern an der mittelgroßen Tafel, einem Ort, der aber auch den einsamen Haidhauser Zeitungsleser einsam lesen lässt. Wäre Haidhausen ein Dorf und das "Kloster" sein Wirtshaus - dann wäre vermutlich nicht viel anders. In den Achtzigerjahren sind viele Linke dagewesen, erinnert sich Thurner.

Man war aber schon auch politisch im Kloster. 1986, nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, stand in der Wirtschaft monatelang gar nichts auf der Speisekarte - bis auf die aktuellen Becquerel-Werte von Lebensmitteln. Das war wohl Warnung und Protest gegen die Atomkraft zugleich. Heute ist das Publikum gemischter, auch vom Alter her.

Das Helle (3,60 Euro) kommt von Hofbräu, empfehlenswert sind auch der Rosé frizzante (2,80 Euro für 0,1 Liter) oder der Cidre (2,50 Euro). Die Karte mit den "ambitionierten" Speisen, wie Thurner sagt, ist einen Blick wert, aber in dieser Kolumne geht es ja ums abendliche Weggehen. Ein gewisses Kontingent an Plätzen wird übrigens nicht reserviert, damit auch Spontanbesucher unterkommen können.

Man darf nicht verschweigen, dass einzelne Gäste manchmal eine gewisse Grimmigkeit beim Servicepersonal bemerkt haben wollen und das dann im Internet kundtun. Besagte Grimmigkeit ließ sich jedoch bei mehreren Besuchen nicht verifizieren. Das Personal präsentierte sich immer freundlich und geduldig. Eine ausufernde Beratung ist aufgrund der überschaubaren Getränkekarte auch nicht nötig.

Im Internet wird auch viel über die Kirschbäume vor der Tür geschrieben und darüber, dass man unbedingt kommen müsse, wenn alles in weißer Blüte stehe. Gerade beginnt aber die Ganz-und-gar-nicht-Blütezeit Herbst - sollten die Gäste nun also erst noch warten, um hinzugehen? Nicht unbedingt. Denn die Preysingstraße ist eine Kulisse, die einen selbst im Winter, am besten bei dichtem Schneetreiben, noch gastfreundlich empfängt. Und wenn einen dann Grog oder Tee mit Rum erwarten, wer braucht dann noch den Frühling?

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