Bahnlärm:Lenz fordert Lärmschutz wie bei einer Neubaustrecke

Kirchseeon Meridian in Einhausung

Ein Meridian am Kirchseeoner Bahnhof.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Dem Abgeordneten geht es um die Strecke entlang des Brenner-Zulaufs. Die Planungen könnten schon jetzt beginnen. In einer Landkreisgemeinde gibt es bereits Bewegung.

Von Barbara Mooser, Kirchseeon, Vaterstetten, Zorneding

Es ist ein kompliziertes Wort, dennoch kennt es inzwischen jeder Bürgermeister entlang der Bahnstrecke durch den Landkreis Richtung Rosenheim: Schienenstegdämpfer. Die kleinen Helferlein, die direkt an den Gleisen angebracht werden, sollen den Bahnlärm deutlich reduzieren. Als Alexander Dobrindt (CSU) noch Verkehrsminister war, versprach er, in einem Pilotprojekt die Schienenstegdämpfer in jeder Gemeinde entlang der Gleise einbauen zu lassen.

Davon ist momentan nicht mehr die Rede, 2019 sollen die Dämpfer zwar in Zorneding und Vaterstetten montiert werden, für die anderen Gemeinden gibt es derzeit noch keinen Zeitplan. Hier sei man noch "in Abstimmung", so ein Bahnsprecher. Wenn allerdings tatsächlich einmal der Bahnverkehr Richtung Brenner durch den Landkreis rauscht, ist es nach Überzeugung des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz mit solchen Maßnahmen ohnehin nicht getan. "Lärmschutz wie bei einer Neubaustrecke" müsse dann her, sagt er. Einen Termin bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat Lenz beantragt.

Tatsächlich scheint man in Berlin bisher noch wenig Gedanken darüber zu verschwenden, wie Anwohner zwischen Trudering und Grafing-Bahnhof den zusätzlichen Bahnverkehr verkraften können, wenn der Basis-Tunnel voraussichtlich 2026 fertig gestellt ist und der Güterverkehr immer mehr auf die Schiene verlagert wird. Im Inntal - wo freilich auch ein neues Gleispaar verlegt werden soll und über den richtigen Platz dafür heftig gestritten wird - ist das anders.

Hier wird seit langem nicht nur in Regionalforen über das Thema diskutiert; wer in Rosenheim durch die Innenstadt spaziert, entdeckt auch einen ungewöhnlichen Laden zwischen "Shoe Company" und "Tischlein Deck Dich". "Brenner Nordzulauf" steht in luftigen Lettern über dem Eingang. Drinnen kann man sich an zwei Tagen in der Woche in Computersimulationen und auf Karten über mögliche Trassenvarianten informieren, es stehen zusätzlich Projektleiter als Ansprechpartner zur Verfügung.

In Kirchseeon sind die Bürger bereits aktiv

Schon seit 1. August 2017 gibt es dieses Infobüro in Rosenheim; ob etwas ähnliches einmal im Landkreis folgt, werde geprüft, heißt es von der Bahn. Einen Planungsdialog wie jetzt schon im Süden soll es aber auch hier geben. "Im Laufe des kommenden Jahres werden wir dazu erste Schritte unternehmen", teilt ein Bahn-Sprecher mit.

Bahnlärm: Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz.

Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz.

(Foto: Renate Schmidt)

In der Vergangenheit hatte vor allem der im Dezember 2017 verstorbene SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer immer wieder gefordert, diesen Planungsdialog nicht erst dann einzuleiten, wenn für den Süden bereits Lösungen vorliegen. Denn, so seine Begründung, die Interessenslagen im Landkreis Ebersberg und im Landkreis Rosenheim seien durchaus unterschiedlich: Während man sich im Landkreis Ebersberg vom Brenner kommend eine Anbindung an einen so genannten Ostkorridor Richtung Norden wünscht und das sogar in einem Kreistagsbeschluss verankert hat, gibt es südlich des Landkreises viele Kritiker dieser Variante, die zwar den Kreis Ebersberg und den Knotenpunkt München entlasten, aber eben auch weitere Gleise Richtung Norden nötig machen würde.

Andreas Lenz schätzt die Lage etwas anders ein als sein früherer Kollege. So gebe es auch im Kreis Rosenheim durchaus unterschiedliche Interessen, je nach Lage der Gemeinde, "es schadet nicht, wenn man erst einmal schaut, wie es da läuft". An einem führt aber nach Einschätzung des Abgeordneten kein Weg vorbei: frühzeitig in die Planungen für einen deutlich verbesserten Lärmschutz einzusteigen. Der Bahnverkehr werde im Laufe der nächsten Jahrzehnte massiv zunehmen, daher sei ein "Quantensprung" auch beim Schutz für die Bevölkerung nötig, unterstreicht Lenz. Nachdem ohnehin bekannt sei, welche Verkehrszunahmen zu erwarten sind, "könnte man jetzt schon mit der Umsetzung beginnen", so Lenz. Dies wolle er in Kürze auch mit dem neuen Verkehrsminister diskutieren.

Tatsächlich wächst seit einiger Zeit im Landkreis die Sorge, dass man nur mit unzureichenden Nachbesserungen beim Lärmschutz abgespeist wird. In Kirchseeon haben Bürger daher nun einen Arbeitskreis Bahnlärm gegründet, der zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen für die Menschen in Kirchseeon und Eglharting fordert.

Die Akteure wollen aber auch Kontakt mit den betroffenen Nachbargemeinden aufnehmen, um so schlagkräftiger zu werden. In Vaterstetten hat die örtliche FDP die Gemeinde zum Handeln aufgefordert. Schon jetzt seien große Teile von Vaterstetten und Baldham stark belastet; längst sei es an der Zeit, dass sich auch hier der Gemeinderat bei den relevanten Stellen für besseren Lärmschutz einsetze, heißt es in einer Pressemitteilung.

In Kirchseeon trifft sich der Arbeitskreis Bahnlärm am Dienstag, 8. Mai, 20 Uhr, zu seiner ersten Sitzung im Café Zam in der Münchner Straße 8. Auch Interessierte aus Nachbargemeinden sind eingeladen.

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