Mobiles Bezahlen:Apple Pay kommt nach Deutschland

Mobiles Bezahlen: Apple will seinen mobilen Bezahldienst bis Ende des Jahres auch in Deutschland einführen.

Apple will seinen mobilen Bezahldienst bis Ende des Jahres auch in Deutschland einführen.

(Foto: AFP)
  • Apple Pay soll bis Ende des Jahres in Deutschland starten.
  • Mit dem Dienst für mobiles Bezahlen könnten Kunden künftig auf ihre Kreditkarte verzichten. Sie benötigen dann nur noch Smartphone oder Smartwatch.
  • Als erster deutscher Partner kooperiert die Deutsche Bank mit Apple, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Von Nils Wischmeyer, Meike Schreiber und Valentin Dornis

Apple bringt den mobilen Bezahldienst Apple Pay nach Deutschland. Bis Ende des Jahres werde der Bezahldienst in Deutschland starten, sagte Firmenchef Tim Cook in der Nacht zu Mittwoch bei der Präsentation der Apple-Geschäftszahlen an. Bisher ist der Dienst unter anderem in den USA, Australien, China, Frankreich oder Italien gestartet. Welche Banken zum Deutschlandstart dabei sind, wollte Cook allerdings nicht verraten.

Über einen Start von Apple Pay in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren mehrfach spekuliert. Bisher mussten sich Apple-Nutzer mit einigen Tricks behelfen, um den Service nutzen zu können, etwa eine ausländische Kreditkarte hinterlegen. Nun haben Cook und sein Team mit der Deutschen Bank das erste Finanzinstitut überzeugen können. Das teilte ein Sprecher der Bank auf Anfrage mit.

Die Deutsche Bank hatte vor einiger Zeit bereits eine eigene Funktion für mobiles Bezahlen mit Android-Handys eingeführt, die bislang keinen großen Durchbruch feiern konnte. Von potenziell 300 000 Kunden nutzt bisher eine fünfstellige Zahl das Angebot. Genaue Zahlen kommuniziert die Bank nicht. Der Anteil der Apple-Nutzer unter den Kunden der Deutschen Bank ist aber deutlich größer ist als in der Gesamtbevölkerung. Die Einführung von Apple Pay könnte also ein sinnvoller Schritt sein, um mehr Kunden zum mobilen Bezahlen zu bewegen.

Das Problem bei der Einführung von Bezahldiensten auf Apple-Geräten in Deutschland war bisher, dass sich das Unternehmen geweigert hat, die technische Schnittstelle im iPhone für Banken freizugeben. Das heißt, externe Apps von Finanzinstituten konnten das mobile Bezahlen auf den Geräten nicht anbieten. Apple erlaubt ausschließlich Apple Pay auf seinen Smartphones. Will eine Bank ihren Kunden das mobile Bezahlen via iPhone anbieten, verlangt Apple eine Gebühr. Über die Höhe konnten sich Apple und die deutschen Banken lange Zeit nicht einigen.

Bezahlt der Kunde nämlich mit Kreditkarte, wird für Händler eine Gebühr fällig, die das herausgebende Institut erhält. In Europa sind das maximal 0,3 Prozent des Ertrags, in anderen Ländern wesentlich mehr. Und hier liegt die Krux: Zwar sagt Apple nicht, welchen Anteil sie von Banken verlangen. Experten schätzen ihn aber auf etwa 0,25 Prozent des Ertrags. Im deutschen Markt würde Apple damit einen Großteil des Gewinns einstreichen. Gegen dieses Konstrukt haben sich die Banken gewehrt - bis jetzt.

Auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken teilten mit, sie seien "für eine mögliche Zusammenarbeit grundsätzlich offen". Die Sparkassen haben erst in dieser Woche ein eigenes Angebot fürs mobile Bezahlen für Android gestartet. Dem Vernehmen nach sollen sie auch zum Start Apple Pay dabei sein, eine offizielle Stellungnahme dazu steht aber noch aus. Valentin Stalf, Chef der Mobilbank N26, sagte: "N26 hat Apple Pay bereits Kunden in fünf Ländern erfolgreich zugänglich gemacht. Wie freuen uns auf den Deutschland-Start." Die ING Diba teilte mit, sie wolle erst einmal abwarten, wie sich das Bezahlen mit kontaktlosen Karten entwickle, bevor sie den Schritt zum mobilen Bezahlen mache.

So funktioniert das mobile Bezahlen

Mit Diensten wie Apple Pay können Kunden etwa an der Supermarktkasse bezahlen. Dafür müssen sie zuvor eine Karte in einer App auf ihrem Smartphone hinterlegen. Bei den Sparkassen beispielsweise geht das mit einer Giro- oder auch einer Kreditkarte. Andere Institute verlangen ausschließlich Kreditkarten und wieder andere erlauben beispielsweise auch Debit-Masterkarten.

Zum Bezahlen wird dann das Smartphone oder ihre Smartwatch an das Bezahlterminal gehalten, die Daten werden per NFC-Funk übertragen. Ein Großteil der Terminals in Deutschland ist bereits auf NFC umgerüstet: Laut Zahlen des Deutschen Giro- und Sparkassenverbands sind etwa 75 Prozent aller Terminals NFC-tauglich, knapp 60 Prozent seien auch für kontaktlose Girokarten nutzbar.

Außerdem kann man mit Apple Pay auch bei Online-Käufen oder in Apps bezahlen. Damit steht Apple künftig nicht nur in Konkurrenz zu anderen mobilen Bezahlsystemen in den Läden der Bundesrepublik, sondern auch zu Anbietern wie etwa Paypal, die häufig für Online-Käufe genutzt werden.

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