Meine Woche:Freude an Büchern

Britta Lorenz
(Foto: privat)

Britta Lorenz gehört zum Team der Münchner Lesefüchse, sie liest Erst- und Zweitklässlern in Daglfing vor

Von Lea Weinmann

Ronja Räubertochter, Pünktchen und Anton, die Abenteuer des Huckleberry Finn - die Geschichten, die Eltern und Großeltern uns in Kindertagen vorgelesen haben, brennen sich oft auf die eine oder andere Art ins Gedächtnis. So auch bei Britta Lorenz (), die sich noch besonders gut an das Märchen "Ein Fisch namens Otto" erinnern kann: Ein Fisch, der so viel futtert, dass er vom Goldfischglas ins Freibad umziehen muss.

In ihrer Kindheit hat die heute 51-Jährige Buchstaben regelrecht verschlungen. Bei Ausflügen in die Stadt war es "Standard", dass ihr die Mutter drei oder vier Bücher kaufte. Umso erschreckender ist für Lorenz der Gedanke, dass es immer mehr Kinder gibt, denen heute gar nicht mehr vorgelesen wird. Ihre eigenen Kinder, zehn und 14 Jahre alt, sind aus dem Vorlese-Alter schon rausgewachsen - jetzt möchte die Mutter "der Gesellschaft etwas zurückgeben". Sie liest Kindern vor, oder - wie sie es selbst beschreibt - lässt Bilder im Kopf entstehen, und ist damit von dieser Woche an Teil der Lesefüchse. Der Verein, gegründet 2003, will bei Kindern wieder die Freude am Lesen wecken. Mehr als 300 Ehrenamtliche lesen Kindern zwischen vier und zehn Jahren in 17 Münchner Stadtbibliotheken und 20 Grundschulen der Stadt vor. Auf diese Weise, so der Verein, erreichen die Füchse mit ihren Geschichten jede Woche etwa 1100 Kinder.

Britta Lorenz geht diesen Donnerstag also wieder zur Schule, in die Fritz-Lutz-Schule in Daglfing. Als gelernte Diplom-Übersetzerin und mit einer zusätzlichen Ausbildung an der Sprechakademie München ist sie quasi schon ein Vollprofi als Vorleserin. Das allein reiche aber nicht aus, sagt sie, wichtig sei vor allem, "sich Respekt zu verschaffen". Denn Lorenz liest in einer Ganztagsschule vor - um 14 Uhr, wenn die Erst- oder Zweitklässler schon einen anstrengenden Schultag hinter sich haben. Ein Lehrer ist in dieser Dreiviertelstunde nicht dabei. Da kann es schon einmal schwierig werden mit der Konzentration. Dem zu erwartenden Rumgehüpfe, Auf-dem-Stuhl-Gewackel und Gequassel will die gebürtige Hessin mit klaren Regeln begegnen, die sie mit den Schulkindern "am Anfang gemeinsam aufstellt".

Ein paar Bücher hat sie sich auch schon ausgesucht, für ihren ersten Vorlesetag. Die Geschichten von Hase Nulli und Frosch Priesemut sind beispielsweise dabei, "weil da Humor mit einer schönen Message verbunden wird". Und falls die Kinder am Donnerstag doch zu hibbelig sind, hat Lorenz auch ein paar spielerische Alternativen in petto. "Die Hauptsache ist doch, dass die Kinder zur Ruhe kommen können."

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