Flüchtlingspolitik:Ehrenamtliche kommen mit viel Frust zum bayerischen Asylgipfel

  • Als Reaktion auf den aktuellen Kurs der bayerischen Asylpolitik findet am 3. Oktober erstmals in München ein gesamtbayerischer Asylgipfel statt.
  • Um 13 Uhr wollen sich die Vertreter der Asylhelferkreise am Mittwoch der Großdemonstration mit dem Slogan "Jetzt gilt's - Gemeinsam gegen die Politik der Angst" anschließen.
  • Nach Angaben von Petra Nordling, einer der Organisatorinnen des Ostbayerischen Asylgipfels, ist die Stimmung unter den ihr bekannten Ehrenamtlichen oft schlecht.

Von Dietrich Mittler

Als Reaktion auf den aktuellen Kurs der bayerischen Asylpolitik findet am 3. Oktober erstmals in München ein gesamtbayerischer Asylgipfel statt. Dazu werden von neun Uhr an in der Benediktinerabtei St. Bonifaz (Karlstraße 34) Vertreter von Asylhelferkreisen aus ganz Bayern zusammenkommen.

Ursprünglich sollten an diesem Tag vier regionale Asylgipfel in München, Nürnberg, Augsburg und Vilsbiburg stattfinden. Doch dann änderten die Veranstalter ihre Planung dahingehend, dass sich Bayerns Asylhelfer nun am Mittwoch am Münchner Odeonsplatz um 13 Uhr einer Großdemonstration anschließen können. Diese steht unter dem Slogan "Jetzt gilt's - Gemeinsam gegen die Politik der Angst".

Nach Angaben von Petra Nordling, einer der Organisatorinnen des Ostbayerischen Asylgipfels, ist die Stimmung unter den ihr bekannten Ehrenamtlichen oft schlecht. Nicht wenige von ihnen seien enttäuscht, frustriert, ja fassungslos angesichts der aktuellen bayerischen Asylpolitik, die sich insbesondere auch daran festmachen lasse, dass vielen Flüchtlingen der Zugang zu Arbeit und Berufsausbildung verwehrt werde.

Das jahrelange Engagement der Asylhelfer werde durch "Entscheidungen am Schreibtisch von Politikern" zunichte gemacht. Nordling steht mit ihrer Einschätzung nicht alleine da, wie eine aktuelle bayernweite Umfrage des Flüchtlingshelferverbands "Unser Veto" deutlich macht.

In dieser erheben viele der befragten Helfer massive Vorwürfe an der Arbeitsweise von Bayerns Ausländerbehörden. "Man hat immer den Eindruck, dass die Behörden gegen und nicht für die Flüchtlinge und Helfer arbeiten", heißt es dort. Im Extremfall würden da sogar Urkunden verschlampt. Aber nicht nur das Verhalten der Behörden steht in der Kritik der Helfer. Auch ist offensichtlich das Vertrauen in die derzeit verantwortlichen Politiker gesunken. Oft hätten die Ersteller der Studie von den befragten Asylhelfern diesbezüglich zur Antwort bekommen: "Offiziell werden wir gelobt, weil wir für Ruhe und Ordnung sorgen und die Versäumnisse der staatlichen Integrationspolitik verdecken. Ab und zu spürt man schon, dass man zur ,Anti-Abschiebe-Industrie' im Dobrindtschen Sinne gerechnet wird."

Die Frustration unter Bayerns Asylhelfer blieb indes nicht ohne Auswirkungen. Ihre Zahl hat laut Studie auch in den kleineren Helferkreisen zum Teil deutlich abgenommen. "Ein großes Problem ist nicht nur der Schwund in den Helferkreisen, sondern auch die Tatsache, dass sich immer weniger neue Helfer finden, die diese Arbeit übernehmen wollen, sagte Bernhard Rieger, einer der Organisatoren des Asylgipfels in München. Riegers Mitstreiter Jost Herrmann schließt indes nicht mehr aus, dass sich nach der Landtagswahl im Sinne der Helfer einiges in der Asylpolitik ändern könnte - "falls die CSU nicht mehr allein regiert".

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