Gröbenzell:Nachwuchsapotheker im Reinraumlabor

Im Industriegebiet gibt es einen der größten pharmazeutischen Versorger, der 26 Kliniken beliefert. Am "Türöffner-Tag" finden dort junge Entdecker heraus, wie spezielle Medikamente entstehen

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Wie kommen eigentlich die vielen Medikamente, die täglich im Krankenhaus benötigt werden, dorthin? Dieser Frage dürfen einige neugierige Kinder am Mittwochnachmittag in Gröbenzell nachgehen. Denn dort versteckt sich im Gewerbegebiet eine der größten klinikversorgenden Apotheken Deutschlands: Die Johannesapotheke, die in der Kirchenstraße auch eine öffentliche Filiale hat. Zum bundesweiten Aktionstag "Türöffner-Tag" der Sendung mit der Maus können die jungen Entdecker nun einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Der Andrang ist groß. Mehrere Dutzend Kinder huschen aufgeregt im Foyer herum, werden in Gruppen eingeteilt. Und schon geht es für die erste von ihnen los, über die Treppe ein Stockwerk nach oben in die "Warenwirtschaft", das Lager also. Vorbei an großen Kühlschränken und unzähligen blauen Transportboxen bewegt sich die Gruppe zu den Regalen. Als erstes entdecken die Teilnehmer, dass es hier keine normalen Regale gibt, sondern Rollregale, die jeweils mit einem großen Rad hin und her bewegt werden können. "Was glaubt ihr, wie viele Packungen wir hier haben", fragt Geschäftsführer Christian Sickau die Kinder, die eifrig an den Regalrädern drehen. "100?", "1000?", "6000?", schallt es ihm entgegen. Alles viel zu wenig. "53 000 Schachteln haben wir hier insgesamt", sagt er und erntet dafür erstaunte Blicke. Der große Vorrat, in dem von Spezialmedikamenten bis hin zu bekannten Salben und Schmerztabletten in allen Stärken alles zu finden ist, ist nötig, um die 26 Krankenhäuser, die hier Kunde sind, zuverlässig zu versorgen.

Doch die Johannesapotheke ist weit mehr als nur ein großes Tablettenlager, aus dem Packungen in die Krankenhäuser gefahren werden. Das erfahren die Kinder an der nächsten Station, dem "Reinraumlabor". Weil dort aber absolute Sterilität nötig ist, heißt es erst einmal Schutzausrüstung anlegen. Jedes Kind bekommt dafür ein Haarnetz, einen Kittel und Schuhüberzieher. Außerdem müssen die Hände erst gewaschen und dann desinfiziert werden. Nun geht es durch eine schwere Glastür in die Herzkammer des Unternehmens.

Durch Glasscheiben können die Kinder Mitarbeiter entdeckten, die spezielle Medikamente selbst zusammenstellen. Immer zu zweit arbeiten sie an einem Produkt, erklärt eine Mitarbeiterin. Denn wer die Hände einmal im völlig sterilen Arbeitskasten hat, der darf sie nicht mehr rausnehmen. Also braucht es einen Helfer, der benötigtes Material zureicht und genauestens notiert, was verwendet wird. Neugierig schauen und hören die Teilnehmer zu, bevor sie dann selbst zur Tat schreiten können. Auf einem Tisch hat eine Mitarbeiterin einen Infusionsbeutel vorbereitet. Mit Spritzen dürfen die Kinder nun "Medizin" mischen und farbige Kochsalzlösung per Spritze über ein Ventil dazu geben. "Seht ihr, im Beutel vermischt sich jetzt alles", erklärt die Mitarbeiterin.

Die Zubereitung spezieller Mischungen gehört zu den wichtigen Aufgaben einer klinikversorgenden Apotheke. Denn nicht jedes von den Unternehmen hergestellte Produkt passt zu jedem Patienten. Gerade junge oder sehr alte Menschen reagieren oft anders. Um in solchen Fällen die richtige Medikation individuell sicherzustellen, besuchen die spezialisierten Mitarbeiter der Apotheke die Kranken vor Ort, gehen die Patientenakten durch und sprechen mit den Ärzten. Dann wird entschieden, was genau im Labor zusammengestellt werden muss.

Dass es dabei mehr als Tabletten und Infusionen gibt, das lernen die Kinder in der "Galenik", dem Ort, an dem die anderen Medikante zusammengestellt werden. "Wir können Säfte machen, Zäpfchen, Cremes, Salben, Gele", verrät die Fachapothekerin Barbara Geyer ihren Besuchern. Dann erklärt sie ihnen anhand von kleinen Experimenten, wie man aus dem Rezept eines Arztes die richtige Medizin herstellt, wie man prüft, ob man auch ja die richtigen Inhaltsstoffe hat, etwa anhand des Geruchs oder der pH-Wert-Bestimmung.

Nach all der vielen Theorie dürfen die Kinder dann noch ihre eigene Medizin herstellen, entweder eine Maus- oder Elefanten-Infusion oder eine Vanillesalbe. Mit dem Ergebnis und zahlreichen neuen Erfahrungen und Geschichten, die sie nun ihren Freunden erzählen können, geht es dann zurück nach Hause.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: