Konzert im Alten Speicher:Kulturprogramm für eine warme Mahlzeit

KVE SiSoKu Nepal Benefiz

Gut besucht war die Alte Brennerei beim Benefizkonzert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ebersberger Kunstverein unterstützt ein Projekt zur Schulspeisung in Nepal

Von Julian Carlos Betz, Ebersberg

Es solle "nicht nur eine Mediengeschichte" sein, erklärte Saskia Götz. Die Violinistin übernahm beim Konzert im Kunstverein am Freitagabend mehrmals die begleitende Stimme. Nein, es gehe um wirkliche praktische Hilfe. Vielen Kindern in Nepal sei es nicht möglich, eine Schule zu besuchen, weil die Eltern arm sind und die nächste Schule oft zwei Stunden oder weiter entfernt ist, so Götz. Das Geld, das der Abend im Kunstverein mit seinem Mix aus Kunst verschiedenster Art einbringe, sei gemeinsam mit anderen Spenden aus Europa für diese Kinder bestimmt.

Mitinitiator des Projekts, das gemeinsam mit der Non-Profit-Organisation "Karma Flights" realisiert wird, ist der britische Musiker Ryan Inglis, der selbst in Ebersberg auftrat. Der Grundgedanke hinter dem Projekt sei, erklärte Götz, Essen in Schulen zu garantieren, um Eltern einen Anreiz zu bieten, ihre Kinder dort hinzuschicken. 2017 seien im Distrikt Gorkha in Nepal die ersten Schulküchen eingerichtet worden. Aktuell können 420 Schüler mit Essen versorgt werden, doch der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor groß.

Als der Abend schließlich begann, waren die Gäste jedenfalls sichtlich angetan von den sympathischen Künstlern. Da war der junge Singer-Songwriter Flonoton, der mit deutschem Akustik-Pop ein melancholisches Gleichgewicht zwischen Schmerz und Glück zu erreichen sucht. Der Mundart-Liedermacher Michael Bohlmann aus Moosach erinnert mit seinen dynamisch-heiteren Erzählungen in lockeren Versblöcken (ein Song handelt von der "Tiramisusi", im italophilen München der 80-er Jahre, ein anderer vom "Sushi-Mo", der einfach nicht kommen und das ersehnte Essen bringen will), ein wenig an den österreichischen Kabarettisten Josef Hader. Jede Menge Lacher waren den beiden Künstlern sicher. Dominik Hruby, alias Cluas schickte mit seiner Gitarre irische Schwingungen durch den Raum und animierte seine Zuhörer mit bekannten Songs wie "Galway Girl" von Steve Earle zum Mitsingen.

Überhaupt ein recht internationaler Abend, nicht nur wegen des europäisch-asiatischen Benefizprojekts, sondern auch wegen der Gäste aus aller Herren Länder: Belgier, Franzosen, Briten - alle trugen ihren Teil zur Unterstützung des Projekts im weit entfernten Nepal bei. Sandra Nonhoff, Beirätin im Ebersberger Kunstverein, zeigte sich äußerst froh, dass das Event zustande gekommen ist. Auch wenn einige Künstler absagen mussten, habe doch ein stattliches Programm auf die Beine gestellt werden können. Gemeinsam mit Martina Brenner vom Kunstverein habe man sich für die Reihe "Sisoko" (Singer-Songwriter-Konzerte) auf die Suche nach geeigneten Künstlern in der Szene gemacht, vor allem in München. Lieber wäre es ihr natürlich gewesen, jemanden aus dem Landkreis zu finden, so wie Anfang des Jahres, als Christian Schatz aus Ebersberg aufgetreten sei. Für das nächste Konzert am 7. Dezember erhoffe sie sich auch, dass besonders junge Künstler aus dem Landkreis auftreten.

Nicht vergessen werden darf auch die bildende Kunst in der Alten Brennerei: Nicht umsonst handle es sich ja, so Nonhoff, wieder um eine Kunst-Musik-Veranstaltung. Zu sehen waren bis einschließlich diesen Sonntag Arbeiten der Düsseldorfer Fotokünstler Frank Bayh und Steff Ochs: bedrückende bis verstörende Kompositionen aus von der Modewelt inspirierten Porträts und Aktdarstellungen. Die "verschiedenen Sinneswahrnehmungen" stünden hier im Vordergrund, so Nonhoff, wenn man erst durch die Räume schlendere und sich anschließend die akustische Darbietung der Musiker anhören könne. Gemeinsam haben die beiden Quellen sinnlicher Eindrücke jedenfalls den Bezug zur Realität. Viele der fotografischen Arbeiten lassen kritische Bezüge zu politischen Themen wie Totalitarismus, Kapitalismus und Armut der Dritten Welt erkennen, nicht wenige Figuren sind mit Tränen auf dem Gesicht zu sehen. Von dort bis zu den besonders armen Bevölkerungsteilen in Nepal ist es jedenfalls nicht mehr weit. Michael Bohlmann schickte einem seiner Songs die passenden Zeilen voraus: Wo man geboren wird, sei ebenso Zufall wie die richtige Zahl beim Roulette.

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