SZ-Adventskalender:"Hier fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben sicher"

Frauenhaus

Für viele Frauen ist das Frauenhaus der letzte Zufluchtsort.

(Foto: dpa)

Laila M. wurde von ihrem brutalen Mann verschleppt, geschlagen und floh schließlich in ein Frauenhaus. Ihrer jüngsten Tochter möchte sie ein besseres Leben ermöglichen.

Von Inga Rahmsdorf

Ihre Tochter Nura soll ein besseres Leben haben als sie selbst. Dieser Wunsch gibt Laila M. immer wieder die Kraft, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Obwohl die Erinnerungen so oft hochkommen, die Angst sie überwältigt. Dann schmerzt ihr ganzer Körper und sie hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Die 49-Jährige leidet unter Depressionen, und sie wurde schon mehrmals in die Klinik eingeliefert, weil sie zusammengebrochen ist.

Laila M. lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland; geboren ist sie in Afghanistan. Als sie Kind war, brach in ihrer Heimat der Krieg aus. Als junges Mädchen hat sie viele Stunden im Keller verbracht, während draußen Bomben detonierten. Trotzdem war es die beste Zeit in ihrem Leben, sagt sie. Denn damals lebte sie noch gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern. Ihr richtiger Name soll zu ihrem Schutz daher nicht genannt werden.

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Als Laila M. erzählt, wie dieses Leben plötzlich endete, wie sie herausgerissen wurde aus ihrer Familie und ihrer Heimat, versagt ihre Stimme immer wieder. 16 Jahre alt war sie, als sie an einen 40 Jahre alten Mann verheiratet wurde, der sie erst nach Indien verschleppte, später nach Deutschland. "Er war ein sehr schlechter Mann", sagt Laila M., ihre Hände zittern. Ihr Mann und seine Familie schlugen sie, sperrten sie ein. Jahrelang durfte sie ihre Eltern und Geschwister nicht wiedersehen. Heimlich, wenn ihr Mann bei der Arbeit war, brachte sie sich selbst Deutsch mit einem Wörterbuch bei, machte einen Führerschein und eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Bis es ihr schließlich gelang, sich von ihrem Mann zu trennen. Doch der bedroht sie weiterhin. Sie flüchtete mit ihrem jüngsten Kind, der 16-jährigen Nura, in ein Münchner Frauenhaus. Dort teilen die beiden sich nun gemeinsam mit der schwer kranken Mutter von Laila M. ein Zimmer.

"Hier fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben sicher", sagt Laila M.. "Die Menschen sind so nett zu uns." Was sie sich wünsche? Sie lächelt und sagt dann, sie selbst brauche nichts. Sie sei so dankbar, wiederholt sie immer wieder. Dass sie ein Dach über dem Kopf habe, dass sie hier sicher sei und für all die Hilfe, die sie hier erfahren habe. "Danke Deutschland! Ich liebe Deutschland von ganzem Herzen." Nur für ihre Tochter wünscht sie sich etwas. Nura war erst auf der Mittelschule, nun besucht sie ein Gymnasium. Sie lernt viel, möchte Abitur machen und Richterin oder Architektin werden. "Ich sage ihr immer, wenn du es willst, dann schaffst du es auch", sagt ihre Mutter.

Sie versucht, so gut es geht, ihre Tochter auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen. Doch eine Nachhilfe für Mathematik, die Nura bräuchte, kann sie nicht finanzieren. Der größte Traum der Tochter wäre es, einmal mit ihrer Mutter für einige Tage wegzufahren. Die beiden waren noch nie im Urlaub. Laila M. zeigt auf eine Kiste, die im Flur des Frauenhauses steht. Darin liegen gebrauchte Kleidungsstücke, Spenden für die Bewohnerinnen des Frauenhauses. "Für mich ist es so wertvoll zu erfahren, dass es Menschen gibt, die an andere denken und etwas schenken, auch wenn es nur ganz wenig ist", sagt Laila M.

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