Schule 4.0:Landkreis-Lehrer testen das digitale Klassenzimmer

Schule 4.0: Franziska Sendner-Maier, Brigitte Korber, Hubert Schulze (hinten, von links) und Landrat Robert Niedergesäß beim Test.

Franziska Sendner-Maier, Brigitte Korber, Hubert Schulze (hinten, von links) und Landrat Robert Niedergesäß beim Test.

(Foto: Christian Endt)

Whiteboards und interaktive Flachbildschirme könnten künftig in den Schulen eingesetzt werden. Wie genau, prüfen Pädagogen zwei Monate lang in einem Raum in Ebersberg.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Mit dem Finger zeichnet der Landrat Kringel auf der weißen Fläche, zieht geometrische Elemente auf und malt schließlich mit energischen Handstrichen ein großes rotes Herz neben dem Schriftzug "Herzlich willkommen" aus. Man kann also zweifellos Spaß haben mit den Whiteboards und Active Panels, die da in einem kleinen Saal im früheren Hauptsitz der Kreissparkasse aufgebaut sind.

Vor allem aber kann man mit den interaktiven Schultafeln und anderem technischen Zubehör Unterrichtsinhalte auf moderne Weise vermitteln. Der Landkreis will in die Digitalisierung der Schulen in den nächsten Jahren viel Geld stecken; damit es keine Fehlinvestition wird, haben die Fachleute vom Landratsamt ein digitales Klassenzimmer eingerichtet. Dort können Vertreter der Schulen ausprobieren, welche Technik für ihre Bedürfnisse am besten passt.

Die Idee, auf diese Weise den Schulen zu einem maßgeschneiderten Technikkonzept zu verhelfen, ist in Bayern bisher einzigartig und war eine Idee des Teams Bildung im Landratsamt. Die Pädagogen aus den Landkreis-Schulen sollen die Gelegenheit bekommen, sich ungestört mit den technischen Geräten für das Klassenzimmer vertraut zu machen und sie einem echten Test zu unterziehen - und zwar ohne, dass ihnen jemand über die Schulter schaut oder schlaue Tipps gibt. Weder Mitarbeiter des Landratsamts noch Vertreter der Firmen, die schließlich ihre Geräte verkaufen wollen, werden bei den Tests anwesend sein, erläutert Brigitte Korber vom Team Bildung. "Es sollen individuelle und passgenaue Konzepte für jede Schule entwickelt werden", unterstreicht Landrat Robert Niedergesäß (CSU).

Bereits vor einigen Tagen waren je zwei Vertreter der Gymnasien, Realschulen und Förderzentren im Landkreis im digitalen Klassenzimmer zu Besuch, um sich in die Technik einweisen zu lassen. In den nächsten zwei Monaten können die Schulen nun Zeiten im Klassenzimmer buchen, dann können die beiden Multiplikatoren mit den zuständigen Fachlehrern oder anderen technikaffinen Kollegen die Whiteboards und Panels ausprobieren.

Über das Schulamt hat der Kreis aber auch die Schulen, bei denen nicht der Landkreis der Träger ist, zum Ausprobieren eingeladen. Denn die Möglichkeiten, die die moderne Technik bietet, sind groß: Tafelbilder am Flachbildschirm können beispielsweise gespeichert und an alle Schülerinnen und Schüler verschickt oder durch Audiodateien oder Videos ergänzt werden. Bisher sei die Resonanz der Schulen auf den Testlauf im alten Sparkassengebäude sehr positiv, sagt Hubert Schulze, einer der Schulfachleute im Landratsamt.

Poing ist Vorreiter, ältere Schulen haben Nachholbedarf

Was die Landkreis-Schulen betrifft, ist die Medienausstattung bisher recht unterschiedlich. Die noch recht neue Realschule Poing ist beispielsweise Referenzschule für Medienbildung, einige ältere Schulen haben zwangsläufig Nachholbedarf. Dementsprechend werden wohl nach der Erprobungsphase auch die Wunschzettel der Schulen recht unterschiedlich aussehen.

Klar ist bereits jetzt, dass es einige Jahre dauern könnte, bis jede Schule die erwünschte Ausstattung erhält. "Jeder weiß, dass so etwas für zehn Schulen nicht in einem Haushaltsjahr möglich ist. Das wird Zug um Zug gehen", sagt der Landrat. Und auch die Schulen müssen einiges tun, um für die Digitalisierung gerüstet zu sein: Bis Ende des Jahres muss jede von ihnen ein Medienkonzept entwickeln, in dem nicht nur ausgeführt wird, wie die Unterrichtsqualität durch den Medieneinsatz verbessert werden könnte, sondern auch ein Fortbildungsplan enthalten ist. Schließlich nutzt die modernste Technik nichts, wenn die Nutzer sie nicht bedienen können.

Investieren will der Kreis bis 2022 in die IT-Ausstattung seiner Schulen 3,3 Millionen Euro, allein in diesem Jahr sind 573 000 Euro vorgesehen. Zuschüsse gibt es auch vom Freistaat, etwa 700 000 Euro werden wohl bis 2021 in den Landkreis fließen. Niedergesäß hofft aber, dass diese Summe noch aufgestockt wird. Völlig unklar ist derzeit noch, inwieweit der Kreis von den fünf Milliarden Euro profitieren wird, die durch den Digitalpakt vom Bund an die Länder und Kommunen fließen werden. "Es wird spannend, wie viel bei uns ankommt", sagt Schulze.

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