Fridays for Future:"Mit Abschalten ist nicht euer Hirn gemeint!"

Fridays for Future Demonstration in München auf dem Odeonsplatz

Wegen des Wetters ging es dieses Mal besonders bunt zu: Der Auftakt des Protestzugs mit vielen Regenschirmen und Plakaten am Odeonsplatz.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Rekordprotest im Regen: Für eine konsequentere Klimapolitik ziehen mehr als 10 000 Schüler und Studenten vom Odeonsplatz zur Theresienwiese. Die Demo legt sogar den Verkehr vorübergehend lahm.

Von Fridolin Skala

Schon kurz vor dem Beginn der Klima-Demonstration "Fridays for Future" gab es am Freitagvormittag auf dem Odeonsplatz kaum noch ein Durchkommen. Mehr als 10 000 Schüler und Studenten drängten sich mit bunten Regenschirmen und selbstgebastelten Plakaten zwischen Feldherrnhalle, Theatinerkirche und Residenz im dichten Regen. Dem mussten sich die ersten Pappschilder zwar schon nach wenigen Minuten geschlagen geben, doch die Stimmung auf dem Platz dämpfte das Wetter nicht. Immer wieder stimmten die jugendlichen Klima-Demonstranten den Schlachtruf "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsre Zukunft klaut", oder den Wechselgesang "What do we want? - Climate justice! - When do we want it? - Now!" an.

Von diesem großen Zuspruch überwältigt zeigte sich Mitorganisatorin Antonia Messerschmitt. Bei den Behörden hatte die Bewegung 5000 Teilnehmer angemeldet und noch am Vortag zweifelte die Studentin daran, ob die Zahl wegen der schlechten Wettervorhersage, angedrohter Schulverweise und den Semesterferien überhaupt erreicht werden könne. Doch als sie gegen 14 Uhr auf der Bühne an der Theresienwiese - dem Ziel des Demonstrationszugs - die Teilnehmerzahl verkündete, ging ihr bewunderndes "Das ist so wertvoll!" im Freudengeschrei der jungen Aktivisten unter.

Die Autofahrer, die zuvor etwa am Platz der Opfer des Nationalsozialismus zum Warten gezwungen waren, mussten für mehr als zehn Minuten ihre Motoren abstellen. Auf den Plakaten, die an ihnen vorbeizogen, konnten sie die Frage "Oma, was sind Eisbären?" oder Sprüche wie "Die Dinos dachten auch, sie hätten mehr Zeit." und "Mit Abschalten ist nicht euer Hirn gemeint!" lesen.

Mit ihren Protesten, die nach dem Vorbild der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg jeden Freitag stattfinden, fordern die Jugendlichen eine konsequentere Klimapolitik. Gehör finden sie in der deutschen Politik zwar mittlerweile, doch das reicht Messerschmitt und ihren Mitstreitern nicht. "Wir brauchen konkrete Handlungen, die zum Beispiel bewirken, dass Deutschland die Pariser Klimaschutzziele einhält", sagte die 19-Jährige. Lea, eine 16 Jahre alte Teilnehmerin, forderte: "Die Politiker müssen jetzt reagieren, sonst leben wir Jungen irgendwann in einer verseuchten Welt."

Um der Kritik entgegenzuwirken, die Schüler wollten nur Schule schwänzen, hatten die Organisatoren auf ihrer Bühne an der Theresienwiese mehrere Vorträge vorbereitet. So informierten sie mit Reden zu Klimagerechtigkeit, Konsumkritik und Massentierhaltung. Außerdem gab es einen Poetry-Slam gegen Abholzung. Zwischen den Vorträgen traten Musikgruppen und Bands auf. Den Anfang machte die Big Band Dachau. Danach folgten die Indie-Band Kytes, die Rockgruppe Killerpilze und der Liedermacher Hans Söllner. Am Nachmittag reduzierte sich die Teilnehmerzahl jedoch - vermutlich wegen des starken Regens und des kalten Windes - nach Schätzungen der Polizei auf rund 1500 Demonstranten.

München war nicht die einzige Stadt, in der im Freistaat Jugendliche für das Klima demonstrierten. So protestierten in Nürnberg rund 2300, in Erlangen 400, in Augsburg 300, in Regensburg 800 und in Bamberg bis zu 500 Schüler und Studenten. Angaben von Fridays for Future zufolge, gingen in Deutschland in mehr als 220 Städten junge Menschen auf die Straße.

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