Umweltschutz:Viele insektenfressende Vögel sterben

Zugvögel in Hessen

Ein Schwarm Kiebitze

(Foto: dpa)
  • Vor 25 Jahren gab es in Europa deutlich mehr Vögel, die von Insekten leben.
  • Neben dem Insektensterben sind die Gründe dafür der Klimawandel und die Folgen der industriellen Landwirtschaft.
  • Den Vögeln helfen können laut Experten eine veränderte Agrarpolitik, die Förderung des Ökolandbaus - und Konsumenten, die mehr für Lebensmittel zahlen.

Ob Bachstelze, Kiebitz oder Rauchschwalbe: Die Zahl der insektenfressenden Vögel ist in den vergangenen 25 Jahren europaweit deutlich zurückgegangen. Durchschnittlich um 13 Prozent sank die Zahl dieser Vögel einer im Fachjournal Conservation Biology veröffentlichten Studie zufolge.

Die Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung führen diese Entwicklung nicht allein auf das Insektensterben, sondern auch auf landschaftliche Veränderungen zurück. "Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus vielem: Verlust von Insekten und damit Nahrungsmangel, Verlust von Hecken und damit Brutplätzen, Flächenversiegelung", sagte Senckenberg-Forscherin Katrin Böhning-Gaese zu den möglichen Ursachen des Schwunds und der Rolle der modernen Landwirtschaft.

Bei den insektenfressenden Ackerland-Vögeln sei der Rückgang sehr viel stärker als bei den insektenfressenden Waldvögeln. Neben dem starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gingen mit dem Trend zu großflächig angebauten Monokulturen immer mehr Hecken, Ackerränder und Brachen verloren; viele Wiesen und Weiden würden in Ackerland umgewandelt. Dadurch würde es für die Insektenfresser schwerer, Nahrung sowie Brutplätze zu finden. Kälteliebende Arten gerieten zusätzlich durch den Klimawandel unter Druck.

Vögel seien Indikatoren für eine industrielle Landwirtschaft mit ihren negativen Effekten auf die Biodiversität, sagte Böhning-Gaese, die auch Direktorin des Forschungszentrums Biodiversität und Klima ist. Gegensteuern ließe sich auf vielen Ebenen: "Das fängt mit der Agrarpolitik in Brüssel an, geht über Planungsentscheidungen der Kommunen bis zur Förderung des Ökolandbaus, der lokalen Vermarktung biodiversitätfreundlich erzeugter Lebensmittel und der Bereitschaft der Konsumenten, mehr für solche Lebensmittel zu bezahlen." Etwa die Hälfte aller Vogelarten in Europa ernährt sich von Insekten. Allerdings sind die Auswirkungen unterschiedlich: In den meisten Lebensräumen gingen nur vereinzelte Arten zurück, hieß es.

Zur SZ-Startseite
Baden-Württemberg will biologische Vielfalt fördern

Biodiversität
:Der Artenschwund nimmt kein Ende

Die Bundesregierung verfehlt ihre selbst gesteckten Ziele zur Artenvielfalt. Experten sehen die Ursache in der immer monotoneren Landwirtschaft.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: