R+V-Versicherung:Rollingers digitaler Plan

Der Chef des Versicherers R+V will die Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken nun auch im Onlinebanking ausweiten. Bankkunden soll ein digitaler Versicherungsmanager helfen. Doch nicht alle Institute sind von dem Plan begeistert.

Von Herbert Fromme, Wiesbaden

Es gab Zeiten, da war das Geschäftsmodell des Versicherers R+V unschlagbar. Die Gesellschaft gehört den Raiffeisen- und Volksbanken - daher der Name - und verkauft vor allem über deren Bankschalter. Das Modell: Die Kunden werden in den Filialen von Mitarbeitern der Banken oder dort stationierten Spezialisten des Versicherers angesprochen oder wenden sich direkt an sie. Schließt der Kunde ab, hat er die Absicherung, der Versicherer hat den Umsatz und die Bank eine Provision. Alle sind zufrieden.

So ist eine Versicherungsgruppe mit 16,9 Milliarden Euro Umsatz entstanden, eine der fünf größten im Markt. Noch wächst sie kräftig, 2018 um vier Prozent. Aber mittelfristig hat sie ein großes Problem: Denn immer weniger Menschen gehen in Bankfilialen. Sie erledigen ihre Überweisungen und Kontoabfragen online.

Da helfen die Mitarbeiter in der Filiale dem Versicherer wenig. Er hat zwar wie alle Anbieter auch Online-Portale und Onlineseiten, aber die besucht kaum jemand. Die Gefahr: Kunden schließen über Portale wie Check24 oder mit Hilfe von Google-Anzeigen digital eine Versicherung ab, die R+V bleibt außen vor.

Jetzt versucht Konzernchef Norbert Rollinger, die enge Verbindung mit den Genossenschaftsbanken digital zu intensivieren. Er hat zusammen mit dem Start-up Friendsurance einen digitalen Versicherungsmanager gebaut, den Kunden automatisch bei ihrer Kontoabfrage sehen. Bankkunden haben dann alle Versicherungsverträge im Überblick, nicht nur die bei der R+V. Auch die Verträge bei anderen Gesellschaften kann der Manager anzeigen. Der Kunde muss sie nicht mühselig eintippen. "Wir nutzen Auskunftsmandate", erklärt Rollinger.

Sofern die Kunden einverstanden sind, führt das System sogar eine Analyse der Kontobewegungen aus und destilliert versicherungsrelevante Vorgänge heraus. Und wer eine Anzahlung für ein Haus macht oder ein Auto kauft, erhält ein Angebot für die passende Versicherung. Den neuen Versicherungsmanager will die R+V von Mai an in sechs Banken testen und dann bundesweit anbieten.

Nicht bei allen Genossenschaftsbanken dürfte die Begeisterung groß sein. Denn eine ganze Reihe von ihnen arbeitet auch mit der Allianz oder der Versicherungskammer Bayern zusammen. Da kann es zu Konflikten darüber kommen, wer als Versicherungspartner mit seinem Programm auf die Webseiten der Banken darf. Dennoch: Für die R+V kann der Schritt den digitalen Durchbruch bedeuten.

Das Online-Kuscheln mit den Banken ist der eine Teil von Rollingers Strategie. Der zweite: Er will die Rolle als Versicherer der Genossenschaften betonen. Versicherer haben in Deutschland ein eher negatives Image, das der Genossenschaften ist positiv - davon will er profitieren.

Künftig bietet der Versicherer den Mitgliedern (Genossen) der Geno-Banken einen besonderen Deal. Sie werden von ihm als Kollektiv betrachtet. Wenn diese Gruppe als Ganze wenig Schäden hat, gibt es für alle bis zu zehn Prozent der Beiträge zurück. Das testet Rollinger bereits mit sechs Banken. Auch wenn es nur um 40 oder 50 Euro im Jahr geht, kommt das bei den Mitgliedern gut an. "Wir haben in diesen sechs Banken mehr als 4000 Neuverträge pro Woche", berichtet er stolz.

Für Gewerbekunden und für Bauherren will die R+V den Abschluss deutlich vereinfachen. Sie müssen kaum noch Formulare ausfüllen. "Wir übernehmen einfach das, was aus den Geschäftsbeziehungen der Kunden mit der Bank ohnehin schon vorhanden ist", sagt Rollinger. Und für Kunden, die per EC- oder Kreditkarte der Bank zahlen, bietet der Versicherer für alle Einkäufe über 250 Euro einen Versicherungsschutz für fünf Tage.

Die meisten Projekte sind am Anfang, die R+V muss vor allem die Banken überzeugen. Aber die haben in Zeiten niedriger Zinsen großes Interesse an hohen Provisionseinnahmen von der R+V. Wenn die vor allem digital erzielt werden, kann ihnen das nur Recht sein.

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