Versicherung:Milliardenlast  für Uber

Uber Pushes Back On State Law Requiring Ride Sharing Vehicles To Have Illuminated Signs

Ein Fahrer in Chicago in Diensten von Uber und Lyft.

(Foto: Scott Olson/AFP)

Der Mitfahrdienst muss in vielen Ländern die Passagiere gegen Unfallfolgen versichern. Das kostet hohe Summen. Einzelheiten enthüllt jetzt der Börsenprospekt. In Deutschland hat Uber das Problem nicht.

Von Herbert Fromme, Köln

Nein, billiger sind die Fahrten mit Uber nicht. Wer in New York in ein Uber-Fahrzeug steigt, zahlt fast immer dasselbe wie mit einem gelben Taxi, manchmal sogar mehr. Der Unterschied: Die meisten gelben Taxis sind ausgelutschte Möhren mit vergleichsweise unfreundlichen Fahrern. Die Uber-Autos sind meistens neuer, die Fahrer geben sich Mühe - schließlich kann der Kunde sie nach der Fahrt digital beurteilen. Der zweite Vorteil: Der Kunde weiß ab der Bestellung, wo der für ihn bestimmte Wagen gerade ist und wer ihn fährt.

Dennoch bleiben bei vielen potenziellen Kunden Zweifel. Das Uber-Fahrzeug ist in den USA oft ein Privatwagen - was ist, wenn etwas passiert? Wie ist der Fahrgast versichert, wenn es durch die Schuld des Fahrers zu einem Unfall kommt und er verletzt wird oder sogar behindert bleibt?

In Deutschland besteht das Problem in dieser Form nicht. Uber arbeitet nur mit professionellen Fahrern zusammen, die für staatlich geprüfte Mietwagenunternehmen arbeiten, teilt ein Sprecher mit. Jede Fahrt für den gewerblichen Personentransport sei versichert. "Das Mietwagenunternehmen muss bei der behördlichen Registrierung jedes Fahrzeuges jeweils nachweisen, dass eine solche Versicherung abgeschlossen wurde", schreibt er. "Es handelt sich um genau die gleiche Versicherung, die auch Taxis haben."

Doch in vielen Ländern ist das anders. Dort fahren auch viele Privatwagen. Uber und der kleinere Konkurrent Lyft nehmen die Sorgen ihrer Kunden deshalb sehr ernst. Kein Wunder, dass Versicherungskosten zu den größten Ausgabenposten der Unternehmen gehören. Eigentlich schweigen beide eisern zu den Details. Aber ihre jeweiligen Börsengänge haben sie gezwungen, umfangreiche Prospekte zu veröffentlichen, die viele Einzelheiten auch zum Versicherungsschutz enthalten.

"Unser Geschäftsmodell hängt in wesentlichen Teilen von der Versicherung für unsere Fahrer und von anderen Arten der Versicherung für zusätzliche Risiken im Zusammenhang mit unseren Geschäft ab", schreibt Uber im Prospekt. "Wir könnten haftbar gemacht werden für erhebliche Summen aus Forderungen wegen Unfällen, Verletzungen und anderen Ereignissen, die von Fahrern verursacht sein sollen, die unsere Plattform nutzen."

Ähnlich bei Lyft. "Von dem Zeitpunkt, an dem ein Fahrer in der Lyft Driver App verfügbar ist, bis zu dem Zeitpunkt, bei dem der Fahrgast am Ziel aussteigt, tragen wir durch Tochtergesellschaften im Kern das gesamte Risiko in Bezug auf Autounfälle, einschließlich Verletzungen, Sachschäden und Schäden durch nicht versicherte oder unterversicherte Fahrer (anderer Fahrzeuge)." Der Hintergrund: Zwar sind die Wagen der Fahrer ganz normal versichert, aber diese Policen gelten nicht bei der kommerziellen Personenbeförderung.

Beide Firmen fahren beim Versicherungsschutz zweigleisig: Sie nutzen große Versicherungsgesellschaften - in den USA gehören Allstate, Farmers, Travelers dazu - und ermutigen ihre Fahrer, selbst Policen abzuschließen, die auch die Personenbeförderung einbeziehen. Gleichzeitig bauen sie eigene Versicherungsgesellschaften auf, die einen Teil der Risiken tragen. Die Uber-Tochter heißt Aleka Insurance, der Makler Aon verwaltet sie. Lyft hat die Pacific Valley Insurance. Beide sind aus steuerlichen Gründen auf Hawaii angesiedelt.

Das Ganze geht ordentlich ins Geld. Uber hat 2018 Brutto-Umsätze von 50,2 Milliarden Dollar verbucht, verglichen mit 36, 2 Milliarden Dollar 2017. Ende 2018 hatte der Konzern 2,9 Milliarden Dollar an Versicherungsreserven in den Büchern, verglichen mit zwei Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Allein im Jahr 2017 stiegen die Versicherungsaufwendungen um 1,3 Milliarden Dollar, 2018 war der Anstieg noch steiler. Die exakte Summe für die gesamten Versicherungsausgaben nennt Uber nicht, sie dürften bei vier Milliarden Dollar liegen.

Davon entfällt der größte Teil auf die Fahrzeugversicherung, mit der die Passagiere abgesichert werden. Gleichzeitig hat Uber auch große Versicherungsprogramme für die Fahrer. In manchen Ländern klagen Fahrer auf Festeinstellung mit Sozialleistungen. Uber sieht sie als freie Mitarbeiter. Die freiwilligen Versicherungen sollen beruhigen. So hat der Konzern für seine deutschen Fahrer bei der Axa eine Police abgeschlossen, die eine Unfallversicherung sowie eine Absicherung für die Schwangerschaft von Fahrerinnen oder Ehefrauen von Fahrern vorsieht.

Bei den Milliardenausgaben ist vorstellbar, dass Uber auch in das Geschäft mit Versicherungen für andere Autofahrer einsteigt - Erfahrung und Marktmacht hat der Konzern genug. Aber davon will das Management nichts wissen. "Im Gegenteil, wir würden lieber aus der Versicherung aussteigen," sagte Curtis Scott, der für die Versicherung verantwortlich ist, schon im Oktober 2018 auf eine Fachkonferenz. Das überlasse man gerne den Profis.

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