Oberföhring:Neues Wohngebiet bekommt einen Naturkindergarten

Oberföhring: Wo heute die Bauwagen des alternativen Wohnprojekts "Hin & Weg" stehen, wird in einigen Jahren das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnsasium gebaut. Die Wiese westlich davon wird bald zur Heimat der "Naturkinder" werden.

Wo heute die Bauwagen des alternativen Wohnprojekts "Hin & Weg" stehen, wird in einigen Jahren das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnsasium gebaut. Die Wiese westlich davon wird bald zur Heimat der "Naturkinder" werden.

(Foto: Robert Haas)
  • Marion und Mark Menzel haben es geschafft, im neuen Wohngebiet Prinz-Eugen-Park einen Naturkindergarten samt Hort zu gründen.
  • Schon im September soll es für bis zu 54 "Naturkinder" losgehen.
  • Eine Betriebserlaubnis hat der Verein seit Ende Mai, von den ursprünglich vier Standort-Vorschlägen blieb am Ende die Wiese am Salzsenderweg übrig.

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Eigentlich hatten Marion und Mark Menzel nur verhindern wollen, dass ihr Sechsjähriger mit dem Beginn der Grundschulzeit auf das Leben in der Natur verzichten muss, das er vom Waldkindergarten im Englischen Garten gewohnt ist. Also beschlossen sie, einen Naturhort zu gründen, und zwar in der Nähe des neuen Wohngebiets Prinz-Eugen-Park in Oberföhring, wo sie diesen Herbst einziehen werden. Der vierjährigen Tochter sollte das Projekt später ebenfalls zugute kommen. Vergangenen November fingen sie an, und in der Zwischenzeit haben sie nicht nur jede Menge Mitstreiter gefunden, einen Trägerverein gegründet und grünes Licht von der Stadt bekommen. Auch das Altersspektrum, das die "Naturkinder Prinz-Eugen-Park" abdecken werden, hat sich nebenbei deutlich vergrößert: Im Klimapark am Salzsenderweg wird daher ein "Haus für Kinder" entstehen. Von September an werden in dieser Natur-Kindertagesstätte Zwei- bis Zehnjährige betreut - ein Novum in München.

Bisher gibt es in der Stadt nur einen Naturhort plus -kindergarten, sagt Marion Menzel, die "Waldwerkstatt" im Perlacher Forst. Die "Naturkinder" aber haben nicht nur den Hort für Grundschüler und den - spielzeugfreien - Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige im Programm, sondern auch die "Naturzwerge", eine Spielgruppe für Zwei- bis Dreijährige.

Während der Hort auf Kinder beschränkt ist, die die Grundschulen an der Knappertsbusch- oder der Ruth-Drexel-Straße besuchen, stehen Spielgruppe und Kindergarten allen Bewerbern offen. Drei verschiedene Gruppen wird es geben, maximal 54 Kinder können betreut werden. Noch sind nicht alle Plätze vergeben.

Natürlich sind die Menzels "überzeugte Naturpädagogikeltern", wie sie selber sagen, erzählen begeistert von Marmelade aus Kornelkirschen und Seife aus Spitzwegerich, vom Bienenhotel, das die Kinder nach einem Besuch beim Imker gebaut haben. Und natürlich sind sie es nach Jahren in der Elterninitiative eines Waldkindergartens gewohnt, bei der Betreuung selbst ordentlich mitzuhelfen.

Doch eine eigene Kita zu gründen, das ist dann doch noch einmal eine andere Hausnummer, haben sie festgestellt. Viel Arbeit sei das gewesen, manch schlaflose Nacht inklusive, "und Eltern, die auch noch arbeiten, haben ja wirklich keine Zeit", sagt Mark Menzel, 49, von Beruf Testmanager in der IT der Stadt München. Trotzdem hätten viele Eltern ihre Kompetenzen in die Vereinsarbeit eingebracht - von Anwälten, die Arbeitsverträge aufsetzten, über Webdesigner, die die Homepage www.naturkinder-prinzeugenpark.de konzipierten, bis zu Medizinern, die einen Hygieneplan ausarbeiteten.

Gerade sind die Leute vom Trägerverein dabei, Mitarbeiter anzuwerben. Sechs Stellen für Pädagogen und drei für Praktikanten haben sie zu vergeben. Das sei gar nicht so schwer, obwohl der Markt "eigentlich leergefegt" ist, sagt Mark Menzel. Doch auch erfahrene Naturpädagogen hätten Interesse am altersübergreifenden Konzept und den Möglichkeiten, die eine Neugründung biete. Zwei Verträge sind schon abgeschlossen, Gespräche mit weiteren Bewerbern laufen. Ebenfalls fast abgehakt ist der bürokratische Teil der Vorbereitungen, und da seien Lokalpolitiker und Mitarbeiter der Stadtverwaltung unglaublich hilfreich gewesen, schwärmen die Menzels.

Oberföhring: Marion und Mark Menzel bringen das Projekt zusammen mit engagierten Mitstreitern auf den Weg.

Marion und Mark Menzel bringen das Projekt zusammen mit engagierten Mitstreitern auf den Weg.

(Foto: Robert Haas)

Eine Betriebserlaubnis hat der Verein seit Ende Mai, von den ursprünglich vier Standort-Vorschlägen blieb am Ende die Wiese am Salzsenderweg übrig. Nebenan wird in einigen Jahren der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums errichtet. Vorübergehend stehen dort die Bauwagen des alternativen Wohnprojekts "Hin & Weg". Was dem Naturkinder-Verein noch fehlt, ist das Plazet der Stadt, auf der Wiese zwei Bauwagen aufzustellen, die dann als Basisstation der "Naturkinder" dienen werden.

Diesen Antrag wollen die Menzels noch diese Woche einreichen, bis die Genehmigung vorliegt, wird es aber dauern. Und dann müssen die Wagen auch noch gebaut werden. Also leasen die "Naturkinder" fürs nächste Frühjahr erst einmal Bauwagen und mieten über den Winter im Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) Fideliopark einen Raum als provisorische Basisstation. Ein zweiter Raum im SBZ ist langfristig angemietet, denn nach den Vorschriften müssen Grundschulkinder auch dann ihre Hausaufgaben in einem Gebäude erledigen, wenn sie einen Naturhort besuchen.

Marion Menzel ist der Stolz anzumerken, dass es mit dem Projekt "Naturkinder" klappt. Und etwas Überraschung schwingt in ihren Worten mit. "Komplettlaien" hätten da ein relevantes Projekt initiiert, fasst die 44-jährige Wissenschaftlerin zusammen, die bei GE Health Care im Bereich Medizinphysik arbeitet. "Und jetzt schaffen wir sogar Arbeitsplätze, schaffen einen Mehrwert." Dafür könne man dann schon mal auf Schlaf verzichten.

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