Tarifverhandlungen:Wie es nach dem MVG-Streik nun weitergeht

Ohne uns kein Verkehr: Am Dienstag legte ein Warnstreik der MVG-Beschäftigten den Münchner Nahverkehr lahm. Jetzt treffen sich die Tarifparteien zu Gesprächen.

Ohne uns kein Verkehr: Am Dienstag legte ein Warnstreik der MVG-Beschäftigten den Münchner Nahverkehr lahm. Jetzt treffen sich die Tarifparteien zu Gesprächen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Arbeitgeber und Gewerkschaft treffen sich an diesem Mittwoch erneut. Der Personalchef will sogar mehr Geld mitbringen, als Verdi fordert - und trotzdem scheint die Verhandlung an zwei Punkten zu hängen.

Von Kassian Stroh

An diesem Mittwoch werden sie einander wieder gegenübersitzen, um 14 Uhr in der Stadtwerke-Zentrale in Moosach. Um über den Haustarifvertrag der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zu verhandeln. Und dann wird von Anfang an eine Frage im Raum stehen, vermutlich wird sie Werner Albrecht stellen, als Personalgeschäftsführer der Verhandlungsführer der MVG: Hat es das wirklich gebraucht, diesen massiven Streik? Seine Antwort wird Nein sein, die der Gewerkschaftsvertreter ihm gegenüber Ja, das ist klar. Doch davon, in welchem Ton beide das sagen, von der Stimmung im Raum wird abhängen, ob man zueinander findet. Und ob es vielleicht zu einem Abschluss der Verhandlungen kommt.

Die MVG-Vertreter sind ziemlich verärgert über Ausmaß und Zeitpunkt des Warnstreiks. Der fand in einem frühen Stadium der Verhandlungen statt: Zweimal erst haben sich beide Seiten getroffen. Und dass er nicht nur für einige wenige Stunden ausgerufen wurde, sondern gleich für elf, und auch mit nur einem halben Tag Vorankündigung - das ist schon eine klare Kampfansage der Gewerkschaft Verdi.

Dabei sind die Verhandlungen offenbar gar nicht so verfahren, die Positionen nicht so unvereinbar wie sonst oft in Tarifauseinandersetzungen: Verdi will 200 Euro mehr im Monat für jeden, das wären knapp zehn Prozent, und eine Laufzeit des Tarifvertrags von 14 Monaten, also bis Ende August 2020. Denn es gibt auch den Tarifvertrag im öffentlichen Nahverkehr, der besser ist und der fast überall in Bayern gilt, etwa auch für jene Münchner Bus- und Bahnfahrer, die noch alte Arbeitsverträge mit den Stadtwerken haben. Nur eben nicht für die MVG. Dieser Vertrag läuft ebenfalls im nächsten Sommer aus, die Laufzeiten will Verdi unbedingt angleichen. Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner nennt das die beiden "Knackpunkte".

Die MVG wiederum bietet nach eigenen Angaben eine 30-monatige Laufzeit (was Birner ein "No-go" nennt) mit drei Lohnerhöhungsschritten. Schon nach zwei Jahren stünde ein Plus von 300 Euro, auch über höhere Schichtzulagen, mehr Urlaubstage bei Gehaltsverzicht und bessere berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten will Personalchef Albrecht sprechen. "Ich bringe morgen mehr Geld mit, als Verdi möchte", verkündet er. Nur eine Laufzeit von 14 Monaten lehne er ab. "Ich habe kein Interesse, in einem Jahr wieder bestreikt zu werden." Zumal dann möglicherweise synchron in ganz Bayern, mit der Wiesn-Zeit als perfekter Drohkulisse für die Gewerkschafter.

Er hoffe, dass sich nun alle besinnen, sagt Albrecht, "wenn das Mütchen gekühlt ist", so nämlich verstehe er den Streik. Er hoffe, "die Geschäftsführung hat das heutige Signal verstanden und kehrt auf den Weg der Vernunft zurück", sagt Verdi-Mann Birner. Aber beide geben sich zuversichtlich, dass ein Abschluss an diesem Mittwoch möglich ist. Alle Verhandlungspartner haben sich ja auch erst am Montagabend getroffen, beim Sommerempfang der Rathaus-SPD. Dass beide Seiten miteinander geredet hätten, wurde nicht beobachtet, wohl aber die jeweiligen Einzelgespräche mit Dieter Reiter (SPD). Dass der als Oberbürgermeister von heftigen Warnstreiks nicht begeistert ist, liegt auf der Hand. Dass er auf beide Seiten einwirken kann, ebenfalls: Für die Gewerkschafter ist er ein Genosse, für die MVG-Manager ihr Aufsichtsratschef.

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