Blockchain:Viel mehr als Bitcoin

Exportwirtschaft

Schwache Export-Zahlen: Container im Hamburger Hafen.

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Diese Woche will der Bund seine Blockchain-Strategie präsentieren. Die Industrie fordert mehr Unterstützung für die Technologie.

Von Mauritius Kloft, Berlin

Die deutsche Industrie fordert, dass die Bundesregierung mehr in moderne Technologien, vor allem Blockchain, investiert. Das geht aus dem Papier des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) hervor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Demnach soll der Staat vorangehen und "erste eigene Anwendungsfelder für BC-Technologie bei staatlichen Aufgaben" ausfindig machen.

Am kommenden Mittwoch will die Bundesregierung ihre Blockchain-Strategie vorstellen. Details dazu wollte das zuständige Bundeswirtschaftsministerium jedoch nicht nennen. "Es liegt jetzt an der Politik, Blockchain als eine Schlüsseltechnologie auszugestalten", sagt Iris Plöger vom BDI. Die Anwendung solle künftig deutlich über Krypto-Währungen, wie zum Beispiel Bitcoin, hinausgehen. "Die Blockchain-Technologie bietet viele Chancen und industrielle Anwendungsfelder, etwa für einen globalen digitalen Markt, mit niedrigen Zutrittsbarrieren und Kosten für grenzüberschreitenden Handel", sagt Plöger.

Eine Möglichkeit wären Herkunftsnachweise in der Logistik: Internationale Handelsgüter wie Maschinen oder Werkzeuge könnten über eine Blockchain zertifiziert werden, mit einer Art digitalem Label. So ließe sich nachverfolgen, wo und aus welchen Teilen sie produziert wurden. Auch Informationen über den Wert ließen sich in der Blockchain speichern, was besonders für den Zoll wichtig ist.

Die Informationen werden dazu auf einem digitalen Block, einer Art Datensatz gespeichert. Kommt eine neue Information dazu, wird sie auf einem weiteren Block abgelegt, der an den vorigen gekoppelt und verschlüsselt wird. So entsteht die Blockchain. Diese kann dezentral erweitert werden, die Informationen sind für alle einsehbar. Außerdem ist die Blockchain vor Manipulationen geschützt, weil es nur mit erheblichem Rechenaufwand möglich wäre, die Kette aufzubrechen.

So könnte, schlägt der BDI vor, der weltweite Containertransport künftig papierlos ablaufen - alle nötigen Informationen wären ja in der Blockchain gespeichert. Auch die Produktion könnte durch die Technologie stärker automatisiert werden. Maschinen könnten spontan und unkompliziert umprogrammiert werden, um ein anderes Teil herzustellen. Erprobt werden solle das in Pilotprojekten, fordert der BDI. "Die Bundesregierung muss dafür Sorge tragen, dass sich die industriellen Potenziale der Blockchain schnellstmöglich nutzen lassen", so Plöger. Das sieht auch Christian Rudelt, so, beim BDI für Digitalisierung und Innovation zuständig. Und er geht noch weiter: "Wenn wir nicht massiv in Blockchain investieren, werden China und die USA Europa überholen", sagt er.

Für den Datenschutz bedeute die Blockchain-Technologie neue Herausforderungen. Datenschutzverpflichtungen, die sich aus der DSGVO ergäben, dürften aber "nicht die Anwendungsmöglichkeiten der BC-Technologie beeinträchtigen", warnt der BDI. Damit ist beispielsweise das "Recht auf Löschung von Daten" gemeint, das in der DSGVO festgehalten ist. Zugleich dürfe man den Datenschutz auch nicht nur als "Hemmschuh" begreifen. "Das hohe Datenschutzniveau in Europa könnte auch als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen der Welt mit geringerem Datenschutzniveau, wie China, gesehen werden."

Antworten auf das Kernproblem der Blockchain - den hohen Stromverbrauch der Computer beim Berechnen der Blocks - finden sich im Papier des BDI allerdings noch nicht. Besonders an warmen Standorten wird viel Energie verbraucht, um die ausgedehnten Rechnerfarmen zu kühlen. So hat das Schürfen von Bitcoin weltweit im vergangenen Jahr mehr Strom verbraucht als der gesamte Staat Dänemark.

"Wir gehen davon aus, dass es in Zukunft neue Technologien dafür gibt", sagt BDI-Mann Rudelt. Als Beispiel nennt er die Quantencomputer, die viel effektiver arbeiten würden als herkömmliche Computer - die allerdings noch weit von der Marktreife entfernt sind. Wichtig sei jetzt, dass die Bundesregierung gemeinsam mit Wirtschaft und Forschung die Blockchain vorantreibt. Die Technologien dürften dabei aber nicht vom Staat bestimmt werden, sondern müssten von den Unternehmen kommen.

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