Haidhausen/Au:Aufatmen am Ostbahnhof

Weil die Haltestelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke nun an der Friedenstraße entstehen soll, wird der Orleansplatz nicht zur Baustelle degradiert - und könnte nun grüner und schöner werden

Von Birgit Lotze, Haidhausen/Au

Ein Viertel atmet auf: Inzwischen gilt es als sicher, dass die Station Ostbahnhof für die zweite S-Bahn-Stammstrecke nun doch nicht unter dem Orleansplatz gebaut werden soll, sondern auf der anderen Seite der Gleise an der Friedenstraße. Viele Anwohner hatten befürchtet, dass der große Platz, der ohnehin schon etwas vernachlässigt wirkte, dadurch zerstört werden könnte. Im Bezirksausschuss (BA) wurde nach der Vorstellung der Neuplanung im Stadtrat von allen Fraktionen Anträge und Anfragen zum Orleansplatz gestellt. Denn nun entfallen viele der bisherigen Restriktionen für den Platz.

Die meisten Anträge waren nicht unbedingt neu, teils liegen sie seit mehr als einem Jahr der Stadtverwaltung vor, deshalb klang das Antragsfeuer sehr nach Wahlkampfgetöse. Es zeigt sich aber auch: Die Haidhauser Lokalpolitiker wollen jetzt nicht die Gelegenheit verpassen, den zentralen Platz zu verschönern. Sie wollten einen Neustart der Diskussion über die Zukunft des Orleansplatzes, hieß es bei den Grünen. Im Zentrum der Anträge stand der Busbahnhof am Ostbahnhof und eine Verschönerung des Platzes unter Einbeziehung der Verkehrswege.

Rückseitiges Areal des Ostbahnhofs in München, 2019

Das Terminal fürdie Autozüge an derFriedenstraße liegt in Berg am Laim.

(Foto: Florian Peljak)

Einstimmig fordert der BA die Stadt und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf, "zeitnah" die Planung für einen Busbahnhof am Ostbahnhof aufzunehmen - und dabei die zusätzliche Haltestellen an der Orleansstraße und an der Friedensstraße einzuplanen, ebenso die Verlängerung der Tram Richtung Ramersdorf. Der bestehende Busbahnhof sei viel zu klein und in die Jahre gekommen, hieß es. Heutzutage seien die Fahrzeuge länger, der Takt dichter, es seien Linien dazugekommen. Die MVG sollen ihre Planungen mit dem BA abstimmen. Wegen des fehlenden Platzes am Busbahnhof seien immer mehr Bushaltestellen ausgegliedert worden, alles Provisorien, die in der Nähe untergebracht wurden. Sie müssten zusammengeführt werden und auch barrierefrei sein, so der BA. Und die Stadtviertelpolitiker wollen auch ganz generell informiert werden. Welche Anforderungen kommen auf den Bahnhof zu, welche Ausbaukapazitäten gebe es?

Was den Orleansplatz selbst angeht, forderte der Bezirksausschuss die Stadt auf, die Ergebnisse eines vor einigen Jahren durchgeführten Workshops zur Neugestaltung zu prüfen und zu überarbeiten. Dabei ging es um die Verkehrsführung, um eine bessere Aufenthaltsqualität, um mehr Grün zur Naherholung. Gewünscht wurde vorab, dass der Brunnen möglichst bald wieder hergestellt wird. Die Stadt solle auch mitteilen, ob und wann Bäume und Sträucher nachgepflanzt würden.

Verkehr am Orleansplatz und Ostbahnhof, 2. Stammstrecke

Wenn die Station der S-Bahn dort gebaut wird, bleibt der Orleansplatz verschont - und kann neu gestaltet werden.

(Foto: Florian Peljak)

Vor allem die CSU stellte auch infrage, ob die Autoverladung auf die Bahn wirklich am Ostbahnhof erfolgen müsse. Lieber sei ihm, die Autoverladungsanlage würde an den Stadtrand verlegt werden, nah an eine Autobahn, sagte Andreas Schaumberger. Die Verlegung reduziere den Verkehr und den Schadstoffausstoß und schaffe neue Flächen. Am Rande der Diskussion stellte sich heraus, dass lediglich ein Autozug pro Woche noch München anfährt - von Hamburg/Altona und zurück. Bei der Bahn hieß es, dass auch diese Verbindung nur je nach Saison bestehe. Die kurzzeitig angebotene Strecke Düsseldorf nach München wurde eingestellt, ebenso die früheren Strecken nach Berlin.

Nach Stand der Planung von 2010 sollen mehr als 40 000 Fahrgäste den Ostbahnhof nutzen. Die Prognose für 2030 geht von mehr als 50 000 aus. Im Jahr 2025 sollen allerdings die Kapazitäten durch eine neue Fahrzeugflotte um 25 Prozent erhöht werden, sodass der Publikumsverkehr noch stärker werden könnte.

Im Planungsreferat glaubt man nicht, dass die Verlegung des Stammstreckenbahnhofs an die Friedenstraße zu einer geringeren Belastung führt. Der neue Konzertsaal und das Werksviertel seien mit der neuen Lösung schneller erreichbar, auch würden die Wege zum Regional- und Fernverkehr kürzer - allerdings die zur U-Bahn länger. Die DB Netz sieht eine Chance auf zusätzliche Flächen durch die Einstellung der Autoverladung. Inwieweit diese derzeit verfügbar sind, ist bei der Stadt nicht bekannt.

Für einen Tiefbahnhof unter dem Orleansplatz hätte man in 36 Meter Tiefe bauen müssen. Maßgeblich dafür war die tiefe Lage des U-Bahnhofs zur U 5. Die neue Lage der Station erfordert laut Aussage der Deutschen Bahn lediglich eine Tiefe von 16 Metern. Im Baureferat hieß es dazu, dies bedeute geringere Baukosten und eine kürzere Bauzeit. Dies sei allerdings eine Ersteinschätzung, es müssten erst detaillierte Planunterlagen vorgelegt werden. Nach dem Plan der Deutschen Bahn sollen 2028 die ersten S-Bahnen durch den zweiten Stammstreckentunnel fahren.

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