Kommunalwahlen im Landkreis:Neue Heimat für Überläufer

Der Kreisverband der Freien Wähler präsentiert mit Markus Droth und Peter Glockzin zwei ehemalige CSU-Politiker unter seinen Kreistagskandidaten. Doch damit nicht genug. Auch Bauernobmann Georg Huber und Kreisbäuerin Karin Sepp sind dabei

Von Heike A. Batzer, Gernlinden

Im Juli stand Markus Droth noch auf der CSU-Liste. Der langjährige Brucker Stadtrat wollte auch in den Kreistag einziehen, doch nur wenige Tage nach der Nominierung auf Kreisebene krachte es heftig im Brucker CSU-Ortsverband. Am Ende traten die beiden Stadträte Markus Droth und Peter Glockzin aus der Partei aus. Eine neue Heimat fanden sie bei den Freien Wählern (FW). Dort kandidieren beide nun für den Kreistag, auf den Plätzen 26 und 47. Sie sind nicht die einzigen Neuen auf der Liste. Auch Georg Huber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, und Kreisbäuerin Karin Sepp, bislang parteifreie Stadträtin auf der ÖDP-Liste in Germering, wurden von den Freien Wählern für die Kreistagswahl am 15. März nominiert: auf den Plätzen zwölf und 33.

Kommunalwahlen im Landkreis: Für die Kommunalwahl in Stellung gebracht hat sich der Kreisverband der Freien Wähler mit Gottfried Obermair, Fraktionsvorsitzender im Kreistag.

Für die Kommunalwahl in Stellung gebracht hat sich der Kreisverband der Freien Wähler mit Gottfried Obermair, Fraktionsvorsitzender im Kreistag.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Gerade die Vertreter der Landwirte waren früher klassisches CSU-Klientel, auch als Mandatsträger. Das hat sich geändert. "Ein Zeichen setzen", will Karin Sepp, sagt sie am Rande der Versammlung auf Nachfrage der SZ. Vor allem an den Vorgängen nach dem Bienen-Volksbegehren habe sie sich aus Sicht der Landwirtschaft gestört, so dass sie Huber nun zu den Freien Wähler gefolgt ist. Als Stadträtin in Germering hört sie im Frühjahr auf.

Am Eingang zum Bürgerzentrum Gernlinden, in dessen kühlem und dezent beleuchtetem Saal die Nominierungsprozedur am Montagabend stattfindet, haben die Freien Wähler ein orangefarbenes "VIP-Roll-up" aufgestellt, das bereits viele FW-Unterschriften zieren, ganz oben die ihres Landesvorsitzenden und Söder-Stellvertreters Hubert Aiwanger. Gottfried Obermair, einer von vier stellvertretenden Kreisvorsitzenden, appelliert an die Versammlung, es Aiwanger gleichzutun: "Wenn ihr einfach unterschreibt's, desto scheener schaut's aus." 31 Vertreter der Freien Wähler sind ins Bürgerzentrum gekommen, um 70 Kandidatinnen und Kandidaten für den Kreistag zu wählen. Fast ein Drittel der Nominierten fehlt - darunter Droth, Glockzin und Huber -, sie werden von Vorstandsmitgliedern vorgestellt.

Kommunalwahlen im Landkreis: Michael Vogt, der seinen Listenplatz monierte und sodann um 30 Plätze vorrutschte.

Michael Vogt, der seinen Listenplatz monierte und sodann um 30 Plätze vorrutschte.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit 16 Frauen auf der Liste - 23 Prozent - haben die Freien Wähler ihren Frauenanteil gegenüber 2014 nicht verbessert, haben allerdings in Sandra Meissner, die derzeit noch Bürgermeisterin der kleinen Kommune Kottgeisering ist, eine Landratskandidatin. Sie führt auch die Kreistagsliste der Freien Wähler an. Auf Platz drei findet sich Gudrun Horn, Bürgermeisterkandidatin von Puchheim, auf Platz sechs Fee Huber aus Olching. In den Kreistag einziehen möchte auf Platz zwei Kreisvorsitzender Hans Friedl, der seit einem Jahr Landtagsabgeordneter ist. Er formuliert auch die Zielvorgabe für die Kreistagswahlen: "Zehn Mandate plus x plus Landrätin." Bislang haben die FW acht Mandate, allesamt von Männern besetzt.

Kommunalwahlen im Landkreis: Landratskandidatin Sandra Meissner.

Landratskandidatin Sandra Meissner.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Sechs amtierende Kreisräte kandidieren wieder auf aussichtsreichen Positionen: Michael Schanderl, der sich als Bürgermeister von Emmering zurückziehen wird, auf Platz vier, Gottfried Obermair (Maisach, 5.), Josef Heckl, Bürgermeister von Mammendorf (6.), Rudi Keckeis (Moorenweis, 8.), Bernd Heilmeier (Eichenau, 9.) und Kreisfinanzreferent Johann Thurner als Elfter. Gerhard Landgraf, 79 Jahre alter langjähriger Kreisrat und ebenso langjähriger früherer Bürgermeister von Maisach, steht ganz am Ende der Liste. Dort positionieren die Parteien zumeist jene großen Namen, die selber keine Ambitionen mehr haben, der Liste aber aufgrund ihrer Bekanntheit noch Stimmen bringen wollen und sollen. "Was tut so ein alter Mann auf der Kreistagsliste?", fragt Landgraf in die Runde, gibt die Antwort gleich selbst und grinst: "Als Politiker ist man ehrgeizig: Auf Platz 52 oder 48 vorgewählt, wäre ein Bombenerfolg." Nicht mehr antreten wird Kreisrat Johann Wieser, derzeit noch einer der Landratsstellvertreter.

Weitere Bewerber sind die Bürgermeister von Landsberied und Schöngeising, Andrea Schweitzer (16.) und Thomas Totzauer (21.), sowie die ehemaligen Bürgermeister von Oberschweinbach und Eichenau, Bernhard Schulze (Platz 51) und Sebastian Niedermeier (60.). Auch familiäre Beziehungen finden sich: Michael Schanderls gleichnamiger Sohn auf Platz 37, Gudrun Horns Ehemann Christian Horn auf Platz 45. Conny Aicher-Leonbacher und Stefan Leonbacher, Witwe und Sohn des im Mai überraschend verstorbenen Kreisrats und ehemaligen FW-Kreisvorsitzenden Michael Leonbacher, treten auf den Plätzen 13 und 35 an.

Die vom Kreisvorstand im Vorfeld ausgetüftelte Liste wird sodann als gesamter Block mit 28 von 31 Stimmen verabschiedet. Zuvor war nur einer unzufrieden über seinen Listenplatz: "Ich bin enttäuscht über Platz 65", sagt Michael Vogt, der seit fast 30 Jahren Gemeinderat in Moorenweis ist und bei der Kreistagswahl vor sechs Jahren noch auf Platz 32 geführt und auf Platz 19 vorgehäufelt wurde. Er verweist auf ein "starkes Wählerpotenzial von Moorenweis". Die Versammlung kommt seinem Wunsch nach einer besseren Platzierung nach. Vogt wird nun auf Platz 34 in die Wahl gehen.

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