Eishockey:Eine Scheibe für die Ewigkeit

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Das 19-jährige Stürmer-Talent Bastian Eckl erzielt sein erstes Tor in der Deutschen Eishockey Liga für den EHC Red Bull.

Von Christian Bernhard, München

Maximilian Kastner wusste sofort, was er zu tun hatte. Der Stürmer des EHC Red Bull München schnappte sich die Scheibe, fuhr an die EHC-Bank und drückte sie einem Betreuer in die Hand. Dieser tat lächelnd so, als würde er sie ins Publikum werfen. Das tat er natürlich nicht, stattdessen verstaute er das gute Stück sicher - denn diese Scheibe war bereits vergeben. An Bastian Eckl, der 19-jährige Münchner Angreifer hatte beim 5:4-Derbysieg nach Verlängerung gegen den ERC Ingolstadt sein erstes Tor in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erzielt. Die Scheibe wird ihn daran erinnern.

Pass Konrad Abelthauser, Abschluss Bastian Eckl: beim zweiten Mal klappt es

Als bis auf Konrad Abeltshauser, der noch ein Interview gab, alle Münchner Spieler schon in die Kabine gehuscht waren, fuhr Eckl nochmals alleine auf die Nordkurve in der Olympia-Eishalle zu und initiierte eine Welle bei den EHC-Fans, die ihn bereits während des Schlussdrittels mit Sprechchören bedacht hatten. Eckl war am Donnerstagabend gefragter denn je, denn den Münchnern standen nur acht gelernte Stürmer zur Verfügung: Mark Voakes, Justin Shugg, Frank Mauer, Maximilian Daubner, Derek Roy, Mads Christensen, John Jason Peterka, Justin Schütz, Dennis Lobach, die zusammen bislang 27 DEL-Tore erzielt haben, fehlten krankheitsbedingt, verletzt oder befinden sich bei der U20-Weltmeisterschaft in Tschechien. Als Verteidiger Andrew Bodnarchuk, der wie in den vorangegangenen Partien im Angriff aushalf, für einen Check an Simon Schütz im Mitteldrittel eine Fünf- plus-Spieldauerdisziplinarstrafe bekam, wurde der Münchner Angriff noch dünner. "Wir wollten die Einsätze kurz halten, damit wir nicht Gefahr laufen, lang im eigenen Drittel eingeschlossen zu werden", sagte Abeltshauser, der in der Verlängerung das entscheidende 5:4 erzielt hatte.

Der Abwehrhüne hatte auch die letzten zwei EHC-Tore in der regulären Spielzeit vorbereitet, darunter das zwischenzeitliche 4:3 von Eckl (43.). Schon im Startdrittel war der 19-Jährige nach einem feinen Pass von Abeltshauser alleine auf das Gäste-Tor zugelaufen, hatte die Scheibe aber nicht an ERC-Torhüter Jochen Reimer vorbeigebracht (16.). "Kony hat mir in der Drittelpause gesagt: 'Mach dir nix draus, ich lege dir noch einen auf und den machst du rein'", berichtete Eckl. So kam es: Abeltshauser passte, der Angreifer schirmte die Scheibe gekonnt ab und überwand Reimer mit einer schönen Finte.

Eckls große Stärken sind die Körperlichkeit und Wucht, die er trotz seines jungen Alters bereits aufs Eis bringt. "Jeder hat seine Vor- und Nachteile, das ist mein großer Vorteil", sagt er über seine Physis. Eckl weiß seinen Körper entsprechend einzusetzen, Angst scheint nicht zu kennen. Im Heimspiel gegen die Adler Mannheim machte er nicht einmal vor dem imposanten Nationalspieler David Wolf Halt. Was natürlich den EHC-Führungsspielern nicht verborgen blieb. "Basti macht seine Sache sehr gut", sagt Kapitän Patrick Hager. Trainer Don Jackson gefällt zudem Eckls Gespür für das Spiel: "Er begibt sich in die richtigen Positionen."

Eckl stammt aus Regensburg und wechselte im Alter von 14 Jahren zu den Jungadlern Mannheim, da sein älterer Bruder schon dort war. 2017 ging er nach Kanada, dort wolte er eigentlich zwei, drei Jahre bleiben. Aufgrund von Lungenproblemen löste er seinen Vertrag aber bereits nach einer Saison auf, um nach Europa zurückzukehren. "Komm nach Salzburg, wir checken alles", lockte ihn Helmut De Raaf, der für die Red-Bull-Nachwuchsakademie in Liefering bei Salzburg verantwortlich ist. Dort stellte sich heraus, das die gesundheitlichen Probleme nicht schwerwiegend waren, Eckl arbeitete sich fortan Stück nach Stück nach oben. Als er dann regelmäßig im Red-Bull-Farmteam in der Alps Hockey League zum Einsatz kam, erreichte ihn im Sommer ein erfreulicher Anruf. Er solle nach München kommen, um in der Champions Hockey League zu spielen, hieß es. "Dann ging es ganz schnell", erzählt Eckl. Der Stürmer trainierte zwar hin und wieder auch noch in Liefering, aufgrund der zahlreichen Verletzten stand er in den vergangenen acht DEL-Spielen aber für den EHC auf dem Eis. Dort profitiert er von seinem Jahr in Kanada: "Es war sehr lehrreich, ich hatte einen sehr guten Trainer." Der habe ihm gezeigt, "wie ich es zu den Profis schaffe." Und dort "schaue ich mir das ein oder andere ab", so Eckl, etwa bei Philip Gogulla, der eine ähnliche Statur hat. Er weiß aber auch, dass er sich noch in einigen Bereichen verbessern muss: " Wendigkeit, Antritt und Schussgenauigkeit", zählt Eckl auf.

Das nächste Derby steht schon am Samstag (17 Uhr) in Nürnberg auf dem Programm, Eckl dürfte nach seinem Premieren-Tor mit viel Rückenwind an die Aufgabe gehen.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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