Lieferung für Kohlemine:Proteste gegen Siemens-Entscheidung angekündigt

  • Siemens will trotz heftiger Kritik einen 18-Millionen-Euro-Auftrag im Rahmen eines umstrittenen Kohleminen-Projekts in Australien ausführen.
  • Der Konzern will Signaltechnik für eine Zugverbindung liefern, die Kohle von der geplanten Mine zum Hafen transportieren soll.
  • Fridays for Future hat für Montag umgehend Proteste gegen die Entscheidung angekündigt.

Der Industriekonzern Siemens hält trotz Protesten von Klimaschützern an einer wichtigen Zulieferung für eine umstrittene Kohlemine in Australien fest. Das teilte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser am Sonntagabend auf Twitter nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung mit.

Nach Abwägung aller Fakten und Gesprächen mit Dritten habe sich der Münchner Industriekonzern entschieden, wie geplant Signaltechnik für eine Zugverbindung zu liefern, mit der Kohle von der geplanten Mine zum Hafen transportiert werden soll. Der Auftrag bringt Siemens 18 Millionen Euro.

Neubauer: "unentschuldbarer Fehler"

Unmittelbar nach Verkündung wurde Kaeser im Netz für die Entscheidung scharf kritisiert. "Joe Kaeser macht einen unentschuldbaren Fehler", sagte die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer. "Diese Entscheidung ist aus dem Jahrhundert gefallen." Statt Verantwortung für das Pariser Klimaschutz-Abkommen zu übernehmen, gefährde Siemens das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad einzudämmen. Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future hat für Montag zu elf Demonstrationen gegen Siemens und das umstrittene Kohleprojekt aufgerufen.

Die Adani Group will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt aufbauen, das aus fünf Untertageminen und sechs Tagebaustätten bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern soll. Das Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. Bei der Kritik an dem Projekt in Australien geht es neben dem Klimaschutz auch um den Verbrauch von Wasser, die Zerstörung von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt.

Kritik auch von australischen Umweltschützern

Auch australische Umweltschützer kritisierten die Entscheidung der Siemens-Führung. Der Firmenbeschluss sei "nichts weniger als schändlich" und ruiniere das Image von Siemens, hieß es von der Australian Conservation Foundation. "Mit dieser Entscheidung zeigt das Unternehmen sein wahres Gesicht." Die angebliche Klimawandel-Strategie des Konzerns habe sich als "inhaltsleer und bedeutungslos" entpuppt - er sei keinen Deut besser sei als die von der Ausbeutung fossiler Energieträger profitierenden Firmen, mit denen er zusammenarbeite. Der Protest gegen das Projekt werde weitergeführt, kündigten die Aktivisten an.

Ursprünglich wollte Siemens seine Entscheidung am Montag bekanntgeben. Kaeser hatte am Freitag gesagt, die Entscheidung sei nicht einfach. Es gebe unterschiedliche Interessenlagen - von Aktionären, Kunden und auch der Gesellschaft. Zugleich will Siemens ein wirksames Nachhaltigkeitsgremium schaffen, um Umweltfragen in Zukunft besser zu managen.

Kaeser hatte sich zuvor unter anderem mit Klimaaktivistin Neubauer getroffen und ihr einen Sitz im Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy angeboten. Dies lehnte sie aber ab und bat ihrerseits darum, das Angebot an einen Vertreter oder eine Vertreterin der Scientists for Future weiterzugeben. Bei Scientists for Future sind Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen organisiert, die die Klimaschutzbewegung Fridays for Future unterstützen. Kaeser befand daraufhin, Siemens habe genug Experten und Wissenschaftler.

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