Deutsche Eishockey Liga:Wer zuletzt lächelt

Lesezeit: 3 min

Gegen die Augsburger Panther gelingt dem EHC München nach einem 0:3 wieder ein Comeback. Zum Matchwinner wird Konrad Abeltshauser.

Von Christian Bernhard

Die kleine Heldenreise, auf die sich Konrad Abeltshauser am Donnerstagabend begab, begann - wie so oft in Heldenerzählungen - mit einem Negativerlebnis. "Am liebsten würde ich in der Kabine hocken bleiben", rauschte es dem Verteidiger des EHC Red Bull München nach dem Startdrittel gegen die Augsburger Panther durch den Kopf. Der Frust des Nationalspielers war nicht nur dem 0:3-Pausenrückstand geschuldet, sondern der Tatsache, dass er daran nicht ganz unbeteiligt war: Abeltshauser stand bei allen drei Gegentreffern auf dem Eis.

Nach einigen mehr oder weniger ernsthaften Selbstzweifeln entschied Abeltshauser sich schließlich gegen das Sitzenbleiben und biss sich in die Partie. "Kopf in den Sand stecken ist nicht", sagte er sich, denn nur so könne man "am Schluss doch noch zum Held werden, auch wenn es am Anfang nicht so gut ausgeschaut hat." In der dritten Minute der Verlängerung schrieb der 27-Jährige dann sein persönliches Happy End: Abeltshauser erzielte den 5:4-Siegtreffer. Vergessen war das enttäuschende Startdrittel, vergessen waren die 0:3- und 2:4-Rückstände. "Wir haben die Partie mit einem Lächeln im Gesicht beendet", sagte EHC-Trainer Don Jackson, "darum geht es."

Erlösender Jubel: Konrad Abeltshauser (Zweiter v.re.) erzielte in der Verlängerung Münchens 5:4-Siegtreffer gegen Augsburg. (Foto: imago/Jan Hübner)

Im Startdrittel sahen die Münchner noch konsterniert aus, Augsburg war schneller, spritziger, wacher. Das an sich starke Münchner Forechecking kam gegen die flinken Augsburger nicht zur Entfaltung, defensiv war der Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga in den ersten 20 Minuten kaum wiederzuerkennen. "Wir haben uns in unserer Zone verloren", konstatierte Jackson. Brady Lamb (7., 16.) und T.J. Trevelyan (14.) bestraften das mit drei Augsburger Toren. In der Münchner Kabine wurde es in der ersten Drittelpause dennoch nicht laut. Jackson legte den Fokus darauf, dass sich seine Spieler "mental erholen" konnten. Der Trainer sei positiv geblieben, schilderte Abeltshauser. "In so einer Situation hilft es nichts, wenn man nur negativ ist und das bisschen Selbstvertrauen, das noch da ist, ganz wegnimmt." Inhaltlich ging es in der ersten Pause darum, den Spielern aufzuzeigen, wie man die Scheibe zurückgewinnen könne, denn bis dahin war der Puck meist im Augsburger Besitz. "Wir haben uns an den Haaren gepackt", sagte der zurzeit auffallend langhaarige Abeltshauser, "und dann ist die Reaktion gekommen."

Allerdings nicht sofort. Nach sechs Minuten des Mitteldrittels meldete sich die Münchner Nordkurve. "Wir wollen euch kämpfen sehen", tönte es aus dem Block der leidenschaftlichsten EHC-Anhänger. Erst zur Hälfte des Spiels waren die Münchner Beine nach einer intensiven Trainingswoche einigermaßen gelockert - und die Aufholjagd begann.

Maximilian Daubner traf die Latte (30.), ehe Philip Gogulla und Yannic Seidenberg zwischen Minute 36 und 38 aus einem 0:3 ein 2:3 machten. "Bei uns läuft es am besten, wenn wir gut forechecken", erklärte Abeltshauser. Das gelang in der zweiten Hälfte des Spiels. Auch durch das 2:4 von David Stieler nach 18 Sekunden im Schlussdrittel ließen sich die Münchner nicht mehr aus dem Konzept bringen. Chris Bourque (44.) und der ehemalige Augsburger Trevor Parkes (47.) schickten die Partie mit ihren Treffern in die Verlängerung, in der Abeltshauser nach einem gewonnenen Anspiel wie schon im Derby gegen Ingolstadt zur Mitte zog und doch noch zum Mann des Abends wurde.

Wird dem EHC aus privaten Gründen vorerst fehlen: Trainer Don Jackson. (Foto: Markus Fischer/imago/Passion2Press)

"Sehen wir es für heute noch positiv", sagte er hinterher in den Katakomben der Olympia-Eishalle, "aber im Endeffekt darf es uns nicht passieren, dass wir uns so eine Grube graben, aus der es ganz schwer ist, wieder herauszukommen." Herauszufinden (und es dann abzustellen), warum solche deutlichen Rückstände zuletzt mehrmals aufgetreten sind, werde in den letzten zehn Hauptrundenspiele "unser Job sein", sagte der Verteidiger, "damit wir dann mit Vollgas in die Playoffs starten können." Da die K.-o.-Runde erst im März beginnt, gilt die Konzentration erst einmal dem Auswärtsspiel am Sonntag (19 Uhr) in Köln, welches das letzte vor der elftägigen Länderspielpause sein wird. Don Jackson wird in der Domstadt nicht an der Bande stehen. Der Trainer kehrte in seine Heimat zurück, um seiner Frau beizustehen, die sich einem medizinischen Eingriff unterziehen muss. Wie der Klub mitteilte, sei es nichts Ernstes, aber Jackson werde "auf unbestimmte Zeit" fehlen. In seiner Abwesenheit übernehmen die Co-Trainer Steve Walker und Clement Jodoin sowie Torhüter-Trainer Patrick Dallaire Jacksons Aufgaben. Dazu gehört auch, angeschlagene Helden wieder aufzurichten.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: