Virtuelle Führung:Digitale Nonkonformität

Kuratorin Verena Beaucamp zeigt die aktuelle Ausstellung zur russischen Gegenwartskunst im Museum Fürstenfeldbruck in sechs kurzen Videos

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Virtuelle Führung: Verena Beaucamp ist die Kuratorin der Ausstellung

Verena Beaucamp ist die Kuratorin der Ausstellung

Mit einer virtuellen Führung durch seine aktuelle Sonderausstellung reagiert das Museum Fürstenfeldbruck auf die für alle Kultureinrichtungen schwierige Lage. Die im Januar eröffnete Ausstellung "nonkonform" beschäftigt sich mit russischer Gegenwartskunst. Die Führung besteht aus sechs kurzen Videos, die über die Homepage des Museums und auf Youtube zu sehen sind. Verena Beaucamp, die Kuratorin der Ausstellung, spricht darin über die Idee, ordnet die Werke kunsthistorisch ein und widmet dann jedem Künstler eine kleine Vorstellung.

Was für Glücksfall die Ausstellung für das Museum ist, erfährt der Zuschauer gleich im ersten Video. Die gezeigten Werke stammen aus der Sammlung von Lusine Breitscheidel, einer Brucker Kunstliebhaberin und Künstlerin. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit der russischen Gegenwartskunst, hat gute Kontakte zu den Künstlern aufgebaut. Nur so ist es möglich, dass diese hochwertige und fundierte Ausstellung in Fürstenfeldbruck gezeigt werden kann.

Gleich am Anfang bekommt der Betrachter einen Überblick über Werke und Künstler

"Die Künstler haben alle Berührungspunkte zur den ersten russischen Nonkonformisten, die eine Gegenbewegung zur Doktrin des Sozialistischen Realismus waren", erklärt Beaucamp im Video, "der Titel spiegelt aber auch eine persönliche Haltung. Es ist Bestandteil der Künstler, dass sie unangepasst sind, aufmüpfig". Während Beaucamp spricht, wandert die Kamera immer wieder durch die Ausstellung, präsentiert dem Betrachter die passenden Bilder. So bekommt er gleich am Anfang einen Eindruck und Überblick über die Werke und Künstler, die dann in den kommenden Videos noch konkreter vorgestellt werden. Nach der knapp dreieinhalbminütigen Einführung ist der virtuelle Besucher so gut dafür gerüstet, die fünf vorgestellten Künstler kennenzulernen.

Einer von ihnen ist Shamil Guliev. Beaucamp steht vor einem seiner Werke mit drei mysteriösen Figuren. Sie tragen Gasmasken und Schleier, Gesichter sucht der Betrachter vergeblich. Während die Kuratorin über die Technik Gulievs spricht, seine altmeisterliche Malweise, die im Kontrast zu dem Motiv steht, zoomt die Kamera nah an das Bild ran, so wie man eben als Besucher einen Schritt nach vorne machen würde, um zu sehen, wovon gerade gesprochen wird. So entsteht ein authentisches Rundgangserlebnis. So realitätsnah, wie es eben aus der Ferne über den Computer geht. Das Museum führt damit seine Linie fort, den Besucher nicht nur Werke vor die Nase zu setzen, sondern sie mit didaktisch klug aufgearbeitet zu präsentieren.

Zu finden ist die virtuelle Ausstellung auf der Homepage des Museums unter www.museumffb.de. Dort kann auch der Ausstellungskatalog für 8,90 Euro ab sofort portofrei bestellt werden.

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