Eishockey:Doppelschlag

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Von Düsseldorf umworben: U-20-Nationalspieler Niklas Heinzinger. (Foto: Eibner/Imago)

Die Tölzer Löwen müssen ohne die Heigl-Zwillinge für die DEL 2 planen. Immerhin: Verteidiger Niklas Heinzinger, 20, von der Düsseldorfer EG umworbener Junioren-Nationalspieler, bleibt nun wohl doch.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Als wäre der durch die Corona-Krise erzwungene Saisonabbruch nicht schlimm genug, mussten die Anhänger der Tölzer Löwen in den vergangenen Tagen weitere schlechte Nachrichten verdauen. Die Straubings Tigers, das Überraschungsteam der Deutschen Eishockey Liga und 2020/21 erstmals Teilnehmer an der kontinentalen Champions Hockey League, haben sich den EV Landshut, Ligakonkurrent der Löwen aus der DEL 2, als neuen Kooperationspartner erwählt. Und in Nikolaus und Thomas Heigl, beide 17, verlassen die beiden größten Talente des Klubs den Zweitligisten und wechseln an die Red-Bull-Akademie nach Salzburg. Ein empfindlicher Verlust für den Traditionsverein, der so oft die Bedeutung seiner Nachwuchsarbeit betont.

Dass Straubing mit dem niederbayerischen Nachbarn Landshut kooperiere, sei zunächst einmal "völlig nachvollziehbar und vernünftig", sagt indes Christian Donbeck, der Geschäftsführer der Tölzer Löwen, relativ ungerührt. Die Entfernung zwischen Straubing und Bad Tölz beträgt rund 200 Kilometer, nach Landshut sind es dagegen nur rund 60. Man müsse das ganz pragmatisch sehen, findet Donbeck. In der Praxis ändere sich ohnehin nicht viel. In der vergangenen Saison kam der Straubinger Verteidiger Maximilian Gläßl zu zwei Einsätzen für die Löwen. Und das war es schon.

"Gegen eine Organisation wie Red Bull kämpfen wir immer mit stumpfen Waffen."

Was die Heigl-Zwillinge, Topscorer der Tölzer in der Deutschen Nachwuchs Liga, betrifft, so habe man "eineinhalb Jahre lang alles versucht", beteuert Donbeck. "Aber wenn eine Organisation wie Red Bull kommt und einen unserer Spieler will, dann werden wir als kleiner Klub immer mit stumpfen Waffen kämpfen." Junge Spieler nutzten heute mehr als früher die Chance, nach Nordamerika oder zu einem großen europäischen Klub zu gehen. Und Red Bull, das im dreimaligen deutschen Meister München und im achtmaligen österreichischen Meister Salzburg zwei Spitzenteams unterhält, "ist einer der größten Klubs in Europa, was die Organisation angeht". Man müsse deshalb auch sehen, welche Möglichkeiten Red Bull jungen Spielern biete, sagt Donbeck: "Man darf nicht immer nur das Feindbild sehen." Die Heigls seien ja nicht die Ersten, die Tölz in Richtung Salzburg verlassen. Vor den Brüdern hätten auch Talente wie Samuel Dubé oder John Jason Peterka denselben Weg eingeschlagen. Peterka, 18 Jahre jung und seit dieser Saison Stammspieler in München, gilt als Kandidat für die NHL.

Was bleibt Tölz also übrig? "Wir halten die Ohren offen, was passiert", sagt Donbeck. Nicht nur, was den weiteren Verlauf der Viruspandemie angeht, sondern auch, ganz profan, was sich durch die Wiedereinführung von Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL 2 zur kommenden Saison tut. "Die DEL-Klubs werden es sich nicht mehr leisten können, vier oder fünf junge Spieler zu verpflichten und sie dann an andere Klubs abzustellen, die müssen alle erst mal auf sich schauen", glaubt Donbeck. "Wir werden also schauen, dass wir wieder ein vernünftiges Budget haben, und unsere eigenen Spieler fördern." Dazu gehört, dass ein Passus im neuen Vertrag von Kevin Gaudet den Trainer dazu verpflichtet, den vereinseigenen Nachwuchs in die Profimannschaft einzubinden.

Dem 56-jährigen Kanadier, dreimal DEL-2-Meister mit den Bietigheim Steelers, eilt der Ruf voraus, lieber mit zweieinhalb als mit drei Reihen spielen zu wollen, geschweige denn mit vier, und lieber mit Routiniers zu arbeiten als mit Talenten, die naturgemäß noch stark in ihren Leistungen schwanken. "Man macht es sich da ein bisschen zu leicht, alles an der Person Trainer festzumachen", sagt Donbeck. Auch in früheren Jahren, also vor Gaudets Zeit, seien Spieler wie Konrad Abeltshauser, Korbinian Holzer, Sandro Schönberger, die Eder-Brüder, Tom Horschel, Julian Kornelli oder Johannes Huß in die weitere Eishockeywelt hinaus gezogen.

Immerhin: Verteidiger Niklas Heinzinger, 20, von der Düsseldorfer EG umworbener Junioren-Nationalspieler, bleibt nun wohl doch in Bad Tölz. Darauf deuten laut Donbeck die jüngsten Gespräche zwischen ihm und dem U-20-WM-Teilnehmer hin. Mit Heinzinger, Verteidiger Maximilian Leitner, Stürmer Luca Tosto, beide 19, und DNL-Spieler Oliver Ott, 18, "hätten wir schon wieder vier U-20-Spieler fix im Kader". Und diese erhielten künftig nur noch die offiziellen DEL-2-Förderverträge, die einem Verein beim Wechsel eines Spielers unter gewissen Bedingungen eine Ausbildungsentschädigung sichern. "Nur so können die kleinen Klubs überleben", sagt Donbeck.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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