Mexiko:Neue Festnahme im Fall der 43 verschwundenen Studenten

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Trauer um die verschwundenen Studenten: Das Bild stammt aus 2014 - aber viele der Angehörigen konnten bis heute nicht wirklich Abschied nehmen. (Foto: Eduardo Verdugo/AP)

Das bis heute nicht aufgeklärte Verbrechen hatte 2014 weltweit Entsetzen ausgelöst. Nun hofft man, dass der Anführer eines Kartells Angaben zum Aufenthaltsort der Opfer machen kann.

Ein mutmaßlicher Anführer des Kartells Guerreros Unidos, das an der Entführung und mutmaßlichen Ermordung von 43 Studenten im Jahr 2014 beteiligt war, ist in Mexiko festgenommen worden. Entsprechende Medienberichte teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft am Montag mit.

José Ángel Casarrubias Salgado, genannt "El Mochomo", wurde demnach bereits am vergangenen Mittwoch in dem Ort Metepec, 60 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt, gefasst. Zwei von seinen Brüdern waren zuvor ebenfalls in dem Fall festgenommen worden.

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Dieser hatte vor fast sechs Jahren weltweit Empörung ausgelöst. Polizisten hatten die 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa in der Nacht zum 27. September 2014 in Iguala im Bundesstaat Guerrero verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben.

Was ist damals wirklich geschehen?

Den offiziellen Ermittlungen zufolge wurden die jungen Männer getötet und verbrannt. Unabhängige Untersuchungen zweifeln das allerdings an; Grund dafür ist unter anderem, dass Verdächtige gefoltert worden sein sollen. Die Einzelheiten und Hintergründe der Tat sind noch immer unklar.

Mehr als 140 Menschen wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen, mindestens 77 von ihnen wurden wegen Verfahrensfehlern wieder freigelassen - in vielen Fällen wurden Aussagen mit Folter erzwungen. Verurteilt wurde bis heute niemand. Bis auf einen Knochen wurden keine Überreste gefunden.

Viele Gewaltverbrechen in Mexiko bleiben unaufgeklärt

Das Menschenrechtszentrum Prodh teilte mit, die neue Festnahme könne zur Aufklärung der Tat beitragen. Es sei wichtig, Casarrubias Salgado dazu zu motivieren, mit den Ermittlern zu kooperieren. Möglicherweise könne er Hinweise zum Schicksal der Opfer geben.

Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko fast 100 Mordopfer pro Tag registriert. Zudem gelten mehr als 60 000 Menschen als verschwunden. Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressung verwickelt sind. Oft haben die Kriminellen Verbindungen zu örtlichen Sicherheitskräften.

Die meisten Verbrechen in dem nordamerikanischen Land werden nie aufgeklärt, geschweige denn geahndet. Am vergangenen Freitag verübten mutmaßliche Kartell-Mitglieder ein Attentat auf den Polizeichef von Mexiko-Stadt. Dieser überlebte mit drei Schusswunden, drei andere Menschen kamen ums Leben. Es hat in dem Fall 19 Festnahmen gegeben.

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