Der frühere SPD-Chef ist am Sonntag im Alter von 94 Jahren nach langer Krankheit in München gestorben. Seine politische Karriere war gezeichnet von vielen Glanzpunkten, aber auch Niederlagen: Bundesbau- und Bundesjustizminister, für knapp vier Monate Regierender Bürgermeister in Berlin, SPD-Partei- und Fraktionschef - und Kanzlerkandidat. Doch bei der Bundestagswahl 1983 unterlag er der Union und ihrem Spitzenkandidaten Helmut Kohl.
Vogel, 1926 in Göttingen geboren, wurde 1960 mit 34 Jahren Oberbürgermeister in München - und damit jüngstes Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Seine 4444 Amtstage an der Isar prägten Vogel stärker als spätere Stationen. Er trug dazu bei, die Olympischen Spiele 1972 nach München zu holen. Wegen heftiger Auseinandersetzungen mit der Parteilinken warf Vogel, damals Vertreter der Parteirechten bei den Sozialdemokraten, Anfang der Siebzigerjahre in München hin und ging in die Bundespolitik.
Zum Tod von Hans-Jochen Vogel:Ein Leben für die Sozialdemokratie
Mit nur 34 Jahren wurde Hans-Jochen Vogel 1960 Oberbürgermeister von München. Später folgte er dem Ruf seiner Partei nach Berlin.
In der SPD galt Vogel zeitlebens als gutes Gewissen mit unerschütterlichen moralischen Grundsätzen. Abgesehen vom großen Thema "soziale Gerechtigkeit" trieb Vogel bis ins hohe Alter aber noch ein anderes Problem um: der drohende Zerfall Europas.
Seine Parkinson-Erkrankung hatte Vogel erst wenige Jahre vor seinem Tod öffentlich gemacht, bis zuletzt lebte er mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz in München. Hier ließ er sich - sofern es seine Gesundheit zuließ - von Freunden, Journalisten und auch Parteifreunden besuchen. Mit ihnen diskutierte er dann auch gerne über hochaktuelle Fragen wie die Flüchtlingskrise oder die Gefahren, die von rechten Strömungen ausgehen.