Umweltfreundliche Alternative:Hupfrei, staufrei, autofrei

Von diesem Freitag an stehen den Dachauern zwei Lastenräder zur Verfügung: Paula und Ludwig. Sie können jederzeit ausgeliehen werden. Der Schlüssel liegt in der Stadtbücherei bereit. Die Stadt fördert das Projekt

Von Emily Strunk und Eva Waltl

Wer kennt das nicht: Eigentlich will man nur schnell was besorgen, doch dann sitzt man statt dessen im Auto, dreht Kreis um Kreis und findet einfach keinen Parkplatz. Oder man wartet ewig im Stau. Auto fahren in Dachau ist kein Vergnügen. Spätestens an der Tankstelle steigt der Ärger ins Unermessliche, denn die Preise sind enorm. Doch jetzt gibt es eine Alternative: Von diesem Freitag an kann man sich Lastenräder mit Elektroantrieb ausleihen und so auch große Einkäufe erledigen - hupfrei, staufrei, autofrei.

Monika Zott, Oliver und Jan van Meerendonk vom Dachauer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) haben das initiiert. Die Lastenräder stehen am Max-Mannheimer-Platz 4. Das Prinzip ist einfach: Interessierte nutzen das Buchungssystem für eine einmalige Registrierung, reservieren auf der Homepage www.lasdah.de, holen sich den Schlüssel bei der Stadtbücherei ab und los geht's. Die Lastenräder können vielseitig genutzt werden, nicht nur zum Einkaufen: Man kann auch sein Kind beim Kindergarten absetzen, mit dem voll gepackten Picknickkorb zum Badesee fahren oder ein Regal von Haus zu Haus transportieren.

Umweltfreundliche Alternative: Eine umweltfreundliche Alternative zum Auto sind die beiden Lastenräder, die ab heute am Max-Mannheimer-Platz zur Verfügung stehen. Die Lastenräder können kostenlos genutzt werden, lediglich eine Reservierung auf der Homepage www.lasdah.de ist nötig.

Eine umweltfreundliche Alternative zum Auto sind die beiden Lastenräder, die ab heute am Max-Mannheimer-Platz zur Verfügung stehen. Die Lastenräder können kostenlos genutzt werden, lediglich eine Reservierung auf der Homepage www.lasdah.de ist nötig.

(Foto: ADFC Dachau)

Die Big Band Dachau hat die Vorzüge eines Lastenrads schon 2018 kennengelernt. Die Musiker wollten einen Beitrag zur Verbesserung der Luft- und Lebensqualität in Dachau leisten, deshalb nahmen sie an einer Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR teil und transportierten fortan ihre Instrumente und das gesamte Bühnenequipment mit dem Rad. Drei Monate lang im tiefsten Winter und bei klirrender Kälte. "Da sind wir auf den Geschmack gekommen", erzählt Bandmitglied Jan van Meerendonk. Zusammen mit seinem Bruder Oliver, ebenfalls Bandmitglied, kam er schließlich auf die Idee: Ein Angebot für ein Verleihsystem von Lastenrädern in Dachau zu schaffen, ähnlich dem Prinzip Carsharing.

Auf einer Critical Mass Demo traf Oliver van Meerendonk Monika Zott, erste Vorsitzende des ADFC in Dachau. Auch sie liebäugelte schon länger mit der Idee. Gemeinsam konkretisierten sie ihre Pläne und stellten schließlich erste Förderanträge bei der Stadt Dachau und dem Stadtrat. Das Projekt Lasdah (Lastenrad Dachau) stieß auf Begeisterung. Die Initiatoren erhielten eine umfassende finanzielle Förderung. Allein die Stadt Dachau übernahm die Hälfte der Anschaffungskosten für die beiden neuen Lastenräder. "Durch den Vereinsüberbau bekam unser Projekt eine andere Gewichtung und konnte anders gestemmt werden", sagt Jan van Meerendonk. Als gemeinnütziger Verein könne der ADFC andere Förderanträge stellen. "Und diese auch leichter bewilligt bekommen, als wenn sich zwei Idealisten um Fördergelder für ein eigenes Projekt bemühen". Weitere Förderer des Projektes sind die Stiftung Umwelt der Sparkasse Dachau und die Allianz Umweltstiftung (Aktion Blauer Adler).

Umweltfreundliche Alternative: Monika Zott und Oliver van Meerendonk gehören zu den Initiatoren des Projekts "Lasdah", ein Lastenrad-Verleihsystem in Dachau.

Monika Zott und Oliver van Meerendonk gehören zu den Initiatoren des Projekts "Lasdah", ein Lastenrad-Verleihsystem in Dachau.

(Foto: Toni Heigl)

Es war Zott und den Brüdern van Meerendonk schon zu Beginn ein besonderes Anliegen, dass für Radbegeisterte und alle, die es werden wollen, keine Kosten anfallen. Dieses Ziel ist nun erreicht. Nichtsdestotrotz freuen sie sich über freiwillige Spenden für das Projekt.

Jetzt stehen zwei Modelle zur Verfügung: "Paula" hält bis zu 300 Kilogramm Gesamtgewicht aus und eignet sich bestens für besonders große Transporte. "Ludwig" hingegen ist der Gemütlichere und Kleinere unter den beiden, bietet einen Kindersitz und kann insgesamt 200 Kilogramm transportieren. Bei so viel Last kann das Treten schnell anstrengend und manchmal schweißtreibend werden. Deshalb haben beide Modelle einen Elektromotor. Somit entlasten die Lastenräder nicht nur Fahrer, sondern auch die Umwelt.

Auch an die Sicherheit haben die Erfinder gedacht. Grundsätzlich ist das Lastenrad ab einem Alter von 18 Jahren nutzbar. Möchten Jüngere sich in den Sattel schwingen, benötigen sie hierfür die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten. Vor der Nutzung sollte eine allgemeine Einweisung besucht werden, die bis Oktober an jedem letzten Freitag des Monats um 19.15 Uhr am Lasdah-Stellplatz stattfindet, diese Woche das erste Mal.

"Es ist wichtig, möglichst viele Alternativen zum Autoverkehr zu finden". Ziel des Projektes sei es daher, die "Idee des Lastenrads" als eine solche Alternative bei den Leuten präsent zu machen und die "Dachauer und Dachauerinnen auf den Geschmack zu bringen", so dass sich der ein oder andere vielleicht selbst ein Lastenrad zulegt, so Jan van Meerendonk. Derlei Privatanschaffungen bezuschusst die Stadt Dachau seit 2018 mit bis zu 1000 Euro. Ob das Verleihsystem in Zukunft weiter ausgebaut wird, ist noch nicht klar. "Wir werden sehen, wie sich das Projekt entwickelt und wie es von den Menschen angenommen wird", so Jan van Meerendonk.

Auch die Big Band Dachau wird weiterhin Strecken im Umkreis von 35 km mit dem Lastenrad zurücklegen. "Es ist einfach unfassbar toll, kleine wie große Transporte mit dem Fahrrad erledigen zu können und jeden Auftritt mit einer tollen Radltour zu verbinden", freut sich Jan van Meerendonk. "Ich bin meist schneller als mit dem Auto und komme super glücklich und zufrieden zu Hause an. Ich möchte das wirklich nicht mehr missen!"

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