Spiegel-Korrespondent gestorben:Der Mann im Nahen Osten

Volkhard Windfuhr, der Leiter des ersten Spiegel-Büros in Beirut und langjährige Korrespondent des Magazins, ist gestorben

Von Paul-Anton Krüger, München

Der langjährige Nahost-Korrespondent des "Spiegel", Volkhard Windfuhr, ist am Montag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Kairo gestorben. Das meldet die staatliche ägyptische Zeitung al-Ahram. Windfuhr stand in seiner Wahlheimat bis zuletzt der "Foreign Press Association" vor, dem Zusammenschluss der Auslandskorrespondenten in Ägypten.

Er war 1955 nach Kairo gekommen, weil seine Mutter eine Stelle an der dortigen deutschen Schule angenommen hatte. Windfuhr lernte Arabisch und arbeitete für verschiedene Medien, bevor er 1974 für den "Spiegel" das erste Nahost-Büro des Hamburger Nachrichtenmagazins in der libanesischen Hauptstadt Beirut eröffnete. Nachdem er in dem Bürgerkrieg gekidnappt worden war, kehrte er 1976 nach Kairo zurück und berichtete von dort über die arabische Welt. Er reiste viel, traf Staatschefs zu einer Zeit, als es noch kein Internet gab und Korrespondenten ihren Lesern exklusive Einblicke vermitteln konnten. In Kairo sah sich Windfuhr nach dem Sturz des langjährigen Diktators Hosni Mubarak im Jahr 2011 der Kritik vieler westlicher Kollegen ausgesetzt, weil er zunehmend eine Nähe zum ägyptischen Militär und zum Ancien Regime erkennen ließ. 2013 strich der "Spiegel" ihn aus seinem Impressum, nachdem er sich Positionen des damals putschenden Militärs zu eigen gemacht und die Arbeit anderer Korrespondenten in Ägypten kritisiert hatte. Im Dezember 2019 ließ sich Windfuhr von Präsident Abdelfattah al-Sisi mit einem Verdienstorden auszeichnen.

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