Wirtschaft in München:Spatenstich: Rischart baut neue Backstube inklusive Boardinghaus

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Die Münchner Bäckerei verlässt das Gärtnerplatzviertel und baut auf der Theresienhöhe eine neue Zentrale. Dort entstehen auch 100 Werkswohnungen.

Von Heiner Effern

Die Fußgängerzone wirkt an diesen Coronasamstagen nahezu ausgestorben, nur bei Optikern und Bäckereien sind die Türen geöffnet. Am meisten Betrieb herrscht vor dem Laden von Rischart am Marienplatz, in dem es das ganze Jahr über wuselt. Kein Wunder, die Filiale sei "mit 1,2 Millionen Kunden im Jahr die meistbesuchte Bäckereifiliale Deutschlands", erklärt das Unternehmen. Das soll aus Sicht der Eigentümerfamilie wohl so bleiben, allerdings wird sich in absehbarer Zeit etwas Entscheidendes ändern. Brezen, Brote, Datschis und alle anderen Produkte sollen künftig nicht mehr aus der riesigen Backstube im Gärtnerplatzviertel geliefert werden, sondern von einer komplett neuen Zentrale auf der Theresienhöhe.

Die Rischarts treiben die entsprechenden Baupläne seit Jahren voran, doch nun wird es konkret. Die ersten Spatenstiche seien erfolgt, meldet das Unternehmen. Auf fünf Geschossen und mehr als 25 000 Quadratmetern soll nicht nur die Bäckerei unterkommen, entstehen werden auch 100 Werkswohnungen, Räume für die Verwaltung, eine Ausstellung, ein Boardinghaus und ein Café. "Das ist ein Meilenstein in unserer fast 140-jährigen Firmengeschichte", sagt Inhaber Magnus Müller-Rischart. "Mit dem Neubau sichern wir unseren Qualitätsanspruch und unsere Zukunftsfähigkeit." Die Erweiterung sei auch wichtig für die Arbeitsplätze der Mitarbeiter, denen Rischart künftig Werkswohnungen als Unterkunft biete könne.

Die neue Zentrale soll direkt an der Bahnlinie München-Salzburg in der Hans-Fischer-Straße gebaut werden, auf einem der wenigen noch freien Grundstücke der früheren Messe. Im Gegensatz zum momentan eher verborgenen Standort in der Buttermelcherstraße soll das neue Gebäude repräsentativ und transparent werden. Auch Führungen und Einblicke von Besuchern in die Produktion sind vorgesehen. Der Entwurf des Münchner Büros Kiessler Architekten mit drei Innenhöfen und vielen Glaselementen passierte die Stadtgestaltungskommission im Sommer 2018 problemlos. Damals war in der Verwaltung noch mit einem Baubeginn 2019 gerechnet worden, mit gut einem Jahr Verzug laufen nun die Arbeiten. Im Moment stehen der Aushub und Tiefbauarbeiten an, im Spätsommer soll der Rohbau begonnen werden. Fassaden- sowie Innenausbau sollen im Frühjahr 2022 starten und bis Mitte 2023 fertig sein. Über die Kosten der "Großinvestition", wie Inhaber Müller-Rischart die neue Zentrale nennt, ist nichts bekannt. Bei Wirtschaftszahlen lässt sich das Familienunternehmen nicht gerne in die Karten schauen.

Gegründet wurde die Firma 1883 von Max Rischart in der Isarvorstadt. Für die fünfte Generation sind etwa 500 Mitarbeiter tätig, die 16 Standorte beliefern. Im Moment wird noch in der Buttermelcherstraße gebacken, doch der bisherige Betrieb im Gärtnerplatzviertel stoße schon länger an seine Kapazitätsgrenzen, heißt es in einer Mitteilung der Firma. Er werde nach dem Umzug aufgegeben. Damit verliert das Ausgeh- und Szeneviertel im Zentrum einen der letzten Produktionsbetriebe. Rischart bleibe aber bewusst in der Innenstadt, heißt es von der Firma, "an einen sehr geschichtsträchtigen und für die Münchner Identität wichtigen Ort". Neben den Werkswohnungen am neuen Standort auf der Theresienhöhe soll auch das geplante kleine Hotel einen Bezug zum Unternehmen haben. Es solle nicht nur Geschäftsreisenden als Unterkunft dienen, sondern auch externen Mitarbeiter oder Gästen der Firma, hieß es bei der Präsentation der Pläne.

© SZ vom 08.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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