Zum Tod von Max W. Schlereth:Ein Leben wie ein Dietl-Film

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Max W. Schlereth starb vor einer Woche in Wien. (Foto: G. Nitschke/Brauerphotos)

Der Unternehmer Max W. Schlereth baute in München die Parkstadt Solln, den Dante-Park und das Olympische Dorf. Nun ist einer der wohl letzten "Baulöwen" der Nachkriegszeit gestorben.

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Sein Leben könnte man sich auch gut als Vorlage für einen Film von Helmut Dietl vorstellen. Wenn einer 1951, mit Anfang 20, ein Bauunternehmen gründet, zu märchenhaftem Reichtum inklusive eigener Yacht in Monte Carlo gelangt und dann noch einen Filmstar aus dem Morgenland heiratet, dann ist das schon mal was. Apart auch, dass dieser Mann ein großer Liebhaber präkolumbianischer Kunst ist, die er auf seinem Gestüt Gut Bocksberg im Voralpenland zusammenträgt, und die bald als eine der größten Sammlungen dieser Art in Europa gilt. Und wenn er dann noch ein Spezl von Franz Josef Strauß gewesen ist, dann ist das Drehbuch ja eigentlich schon so gut wie geschrieben.

Es gibt eine Menge schillernder Aspekte im Leben von Max W. Schlereth, dem Gründer der Deba, der Deutschen Baugruppe, die später in die Derag, die Deutsche Realbesitz AG, überging. Er war wohl einer der letzten noch lebenden "Baulöwen" der Nachkriegszeit.

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Seine Firmen errichteten mehr als 85 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Zeitweise war sein Unternehmen, das er gemeinsam mit Edgar Heckelmann gegründet hatte, mit mehr als 26 Niederlassungen der größte Bauträger der Bundesrepublik. Als die beiden das Unternehmen 1972 aufteilten, soll nach Abzug aller Schulden ein Vermögen von 500 Millionen D-Mark übrig geblieben sein. In München baute Schlereth 1965, übrigens nach Plänen von Ernst Maria Lang, die Parkstadt Solln an der Drygalskiallee, den Dante-Park in Gern, das Österreicher-Viertel in Laim und den Fuchsbau in Schwabing, später dann das Olympische Dorf.

Der gebürtige Münchner war sowohl gelernter Architekt als auch Ingenieur - und ein begnadeter Geschäftsmann. Sein Sohn Max Michael Schlereth, heute sein Nachfolger als Geschäftsführer, schreibt im firmeninternen Nachruf zwar auch von "schweren Krisen" und "harten Kämpfen", aber die Öffentlichkeit hat davon wenig mitbekommen. Im Gegenteil, Schlereth galt auch privat als Glückspilz. 1961 lernte er, angeblich auf dem Münchner Filmball, die ägyptische Filmschauspielerin Laila Yassin kennen, die in ihrer Heimat bis heute ein sehr bekannter Star ist, obwohl sie nach ihrer Heirat mit Schlereth keine Filme mehr drehte.

Schlereths Firma war einmal der größte Bauträger der Bundesrepublik, in München baute er unter anderem das Olympische Dorf. (Foto: Florian Peljak)

Das junge Traumpaar wurde bald bekannt in der Münchner Gesellschaft, Max Schlereth lernte im Lauf der Zeit sämtliche CSU-Granden von Johnny Klein bis Erich Kiesl kennen und wurde schon früh zum engeren Kreis von Franz Josef Strauß gerechnet. Für die Politiker war so eine Freundschaft nicht nur von Vorteil. So stürzte der sächsische CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf 2001 beinahe über die Tatsache, dass er einige Urlaubstage auf Schlereths 48-Meter-Luxusyacht Iman in Monte Carlo verbracht hatte.

Bereits in den Achtzigerjahren erweiterte Schlereth seine Firma um den Unternehmensbereich "Hotels und Living" mit sogenannten Serviced Appartements. Sein Sohn baute den Bereich später mit 17 Häusern zum deutschen Marktführer aus. Der Vater, unter anderem lange Jahre auch Generalkonsul für Ecuador, blieb bis zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender und zeigte sich bei den wenigen gesellschaftlichen Terminen, bei denen er noch auftrat, hoch gebildet und nach wie vor vielseitig interessiert.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Max W. Schlereth am Sonntag vor einer Woche im Alter von 91 Jahren in Wien gestorben. Dort hatte er zuletzt mit seiner Frau Laila gelebt.

© SZ vom 22.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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