Österreich: Trauer um Hugo Portisch:Eine Legende

Journalist Hugo Portisch ist tot

Er war so etwas wie das Geschichtsbuch Österreichs: Der Journalist Hugo Portisch ist tot.

(Foto: Herbert Pfarrhofer/APA/dpa)

Wie kaum jemand sonst stand er für die unabhängige und integre Ausübung seiner Profession: Der Journalist Hugo Portisch ist im Alter von 94 Jahren gestorben.

Von Cathrin Kahlweit

In Österreich ist die allzu enge Verbindung von Medien und Politik ein Dauerthema; neben staatlicher Förderung sind es vor allem Inserate, mit denen Staat und staatsnahe Betriebe sich Medienkonzerne gefügig halten. Umso größer ist die Trauer über den Tod eines wahrhaft großen Journalisten, der wie kein anderer für die unabhängige, selbstbewusste und integre Ausübung seiner Profession stand: Am Donnerstag ist Hugo Portisch, Chefredakteur des Kurier, Chefkommentator und Auslandskorrespondent des ORF, Autor zahlreicher Bücher und wegweisender Dokumentationen über österreichische Geschichte, mit 94 Jahren gestorben.

Portisch, 1927 in Bratislava (Preßburg) geboren, war nach dem Krieg unter den Ersten, die von den USA eingeladen wurden, unter anderem bei New York Times und Washington Post sein Handwerk zu lernen. Der studierte Historiker war ein zutiefst politischer Mensch; er initiierte das erfolgreiche Volksbegehren für einen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, engagierte sich für die Aufarbeitung des Dritten Reichs im Nachkriegs-Österreich und wäre sogar einmal fast Bundespräsident geworden. Nach der für das Image Österreichs so schädlichen Amtszeit von Kurt Waldheim wollte man einen unbelasteten, allseits beliebten Mann in dieser Position sehen. Portisch lehnte aber unter anderem mit dem Verweis ab, es gebe für ihn nichts Schöneres als den Journalismus.

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