Covid-Fälle am Opernhaus:"Das Teatro Real ist nicht auf dem Mond"

Covid-Fälle am Opernhaus: Das Teatro Real in Madrid ist europaweit das einzige große Opernhaus, das Abend für Abend vor 1000 Zuschauern spielt.

Das Teatro Real in Madrid ist europaweit das einzige große Opernhaus, das Abend für Abend vor 1000 Zuschauern spielt.

(Foto: OSCAR DEL POZO/AFP)

An dem Opernhaus in Madrid haben sich Ensemblemitglieder mit dem Coronavirus angesteckt. Aber die Show geht weiter.

Von Karin Janker, Madrid

Am Madrider Teatro Real gibt es mehrere Fälle von Coronavirus-Infektionen. 24 Infizierte verzeichneten die Behörden seit dem 15. März am wichtigsten Opernhaus des Landes, die meisten von ihnen nahmen an den laufenden Proben für "Peter Grimes" teil. Erst vor wenigen Tagen wurde die Premiere auf den 19. April verschoben - wegen Einreiseproblemen britischer Sänger aufgrund des Brexit, hieß es zunächst. Inzwischen aber ist klar: Es mussten Proben ausfallen, weil mehrere Mitglieder des Ensembles positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

"Es handelt sich nicht um einen Cluster innerhalb unseres Hauses", sagt Joan Matabosch, der künstlerische Direktor des Teatro Real, zur SZ. Die Sänger und Mitarbeiter hätten sich außerhalb des Theaters angesteckt, ihre Infektionen seien nur deshalb aufgefallen, weil dort regelmäßig Tests durchgeführt würden. "Das Teatro Real ist nicht auf dem Mond, es gab in jeder Produktion seit der Wiedereröffnung im Mai einzelne Covid-Fälle", sagt Matabosch. "Aber es gab keinen einzigen Ausbruch hier."

Das Teatro Real ist europaweit das einzige große Opernhaus, das nach einem kurzen Lockdown im Frühjahr 2020 wieder Abend für Abend vor 1000 Zuschauern Oper spielt. Es gibt ein Hygienekonzept, das sowohl Publikum als auch Künstler und Mitarbeiter schützen soll. Das Theater baute seine Lüftungsanlage um, installierte desinfizierende UV-Licht-Lampen und probt seither in verkleinerten Gruppen und mit Masken.

"Peter Grimes" von Benjamin Britten ist indes eine besondere Herausforderung: Hier ist der Chor mit seinen 52 Sängern der eigentliche Protagonist. Man sei, so Matabosch, in größere Probenräume ausgewichen. Man wisse um die Risiken und minimiere sie. Er hält die Aufregung über den Ausbruch für übertrieben. Das Theater habe allein in dieser Woche mehr als 450 Tests durchgeführt, alle negativ. "Derzeit ist noch ein Mitarbeiter mit positivem Testergebnis in Quarantäne", so Matabosch. Alle Infizierten wiesen nur leichte oder keine Symptome auf.

Von den regionalen Behörden in Madrid heißt es, der Ausbruch sei unter Kontrolle, eine Schließung des Theaters nicht notwendig. Für das Teatro Real ist der Imageschaden dennoch beträchtlich. Das Haus ist auf das Vertrauen des Publikums angewiesen, eine längere Schließung würde es kaum überleben, denn nur 24 Prozent seines Budgets kommen aus öffentlicher Hand.

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