Eishockey:Zukunft mit Klauseln

Eishockey, Herren, DEL, Saison 2020-2021, ERC Ingolstadt - Düsseldorfer EG, 05.04.2021 Zweikampf zwischen Wayne Simpson

Topscorer weiterhin zu Diensten: Wayne Simpson (vorne) hat seinen Vertrag beim ERC Ingolstadt verlängert - wie einige Leistungsträger.

(Foto: Johannes Traub/JT-Presse/imago)

In den vergangenen Wochen hat der ERC Ingolstadt die Verträge mit wichtigen Spielern verlängert, er dürfte den befürchteten Umbruch vermeiden können. Doch die Rahmenbedingungen bleiben unsicher und auch die Trainerpersonalie ist noch nicht geklärt.

Von Christian Bernhard

Larry Mitchell hat dieser Tage mehr als genug zu tun, der Sportdirektor des ERC Ingolstadt steckt mitten in den Planungen für die kommende Saison. Trotzdem übernahm er am Donnerstagabend noch einen zusätzlichen Job: den des Übersetzers bei einem virtuellen Fan-Stammtisch des Vereins. Mitchell machte diese Sache nicht nur gut, sondern auch mit einem Lächeln im Gesicht - speziell, als Mat Bodie im Vip-Raum der Ingolstädter Arena Platz nahm und verkündete, dass er seinen Vertrag verlängert habe und auch in der kommenden Saison für den ERC spielen werde. "Mat ist ohne Zweifel einer unserer wichtigsten Verteidiger", sagte Mitchell. Man sah ihm den Stolz über die erfolgreiche Verhandlung durchaus an.

Topscorer Wayne Simpson, Daniel Pietta, Frederik Storm, Mirko Höfflin, jetzt Bodie: Mitchell hat in den vergangenen Wochen die Verträge einiger wichtiger Spieler verlängert. "Wir haben bewiesen, dass wir nicht schlafen", sagt er am Donnerstag vor dem Fan-Event am Telefon. Der erfahrene Sportdirektor hatte im vergangenen Spätherbst lange gewartet, ehe er seinen Kader zusammen stellte. So konnte er "für wenig Geld Top-Spieler holen", da zahlreiche Ligen corona-bedingt ihren Spielbetrieb in dieser Saison gar nicht erst begannen und der Markt, speziell in Sachen Importspieler, prall gefüllt war.

So schön das war, es brachte ihn mit Blick auf die kommende Runde auch unter Druck: "Wenn man so viele gute Spieler für so wenig Geld verpflichtet, weiß man nicht, wie es im nächsten Jahr aussehen wird." Mitchell befürchtete einen größeren Umbruch, doch der scheint nicht einzutreten. "Es hätte schlimmer kommen können", sagt er, "ich bin optimistisch, dass wir doch viele halten können."

Auch zur neuen Saison wird es beim ERC sogenannte Corona-Klauseln in den Spielerverträgen geben

Die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Planungen sind Corona-bedingt allerdings weiter unsicher. Dürfen kommende Saison wieder Zuschauer in die Hallen, und wenn ja: wie viele? Gibt es es weiter staatliche Unterstützungen? "Sehr, sehr schwierig" seien diese Ungewissheiten, Mitchell spricht von einem "Kraftakt". Andere Klubs trifft es allerdings noch schlimmer. Da die Zuschauer-Abhängigkeit beim ERC nicht so groß ist wie bei manch anderem Klub mit großem Stadion, "tun wir uns leichter als andere Vereine", sagt er.

Auch zur neuen Saison wird es beim ERC sogenannte Corona-Klauseln in den Spielerverträgen geben. Das bedeutet: Mit Zuschauern in den Stadien verdienen die Profis die Summe X, ohne Publikum eine niedrigere. Spieler und Spielerberater würden heute "viel verständnisvoller als noch vor 13 Monaten" auf das Thema Gehaltsverzicht reagieren, sagt der 53-Jährige. "Was Spielerverträge angeht, hat man in der Coronazeit gelernt, dass man für alles gewappnet sein muss", betont Mitchell, der "definitiv" davon ausgeht, dass die Pandemie auch weiterhin "die Gehälter beeinflussen wird". Daniel Hopp, Geschäftsführer des Liga-Primus Adler Mannheim, sieht das ähnlich. "Selbst wenn Corona hinter uns liegt, wird nicht sofort Normalität einkehren", sagte er den Stuttgarter Nachrichten.

Die Zukunft von ERC-Trainer Doug Shedden ist ebenfalls noch offen

Mitchell ist dennoch optimistisch, weitere Stützen dieser ERC-Mannschaft zu halten. Bei Louis-Marc Aubry, dem gefährlichsten Angreifer der vergangenen Wochen, sehe es nicht so schlecht aus, sagt er. Was Abwehrspieler Ben Marshall betrifft, der vor seiner ERC-Zeit in der finanzstarken russischen KHL unter Vertrag stand, ist er "guter Dinge". Deutlich skeptischer ist er bei Torhüter Michael Garteig. Der Kanadier, der in den ersten Saisonmonaten herausragend spielte, habe sein Vertragsangebot noch nicht angenommen, da er sich auch in anderen Ländern umschaue, erklärt der Sportdirektor. "Wenn es sich so lange hinzieht, ist es meistens kein gutes Zeichen", sagt er.

Die Zukunft von Coach Doug Shedden, der seit dreieinhalb Jahren in Ingolstadt ist, ist ebenfalls noch offen. Mitchell will die Trainerpersonalie, so wie in den vergangenen Jahren, nach dem Saisonende angehen. "Von meiner Seite aus war ich sehr zufrieden, wie wir uns in der Südgruppe präsentiert haben", sagt er. "Seit der Verzahnungsrunde bin ich nicht ganz so glücklich und zufrieden."

Angefangen mit dem Heimspiel gegen die Kölner Haie diesen Samstag warten auf den ERC zum Abschluss der Hauptrunde sechs Partien in nur neun Tagen. Shedden hatte zuletzt öffentlich seinen Unmut geäußert ("Unser Kopf ist gerade überall, nur nicht da wo er sein sollte, im Stadion."), einzelne Spieler wie etwa Angreifer Petrus Palmu attackierte er verbal scharf. Wie bewertet der Sportdirektor dieses Vorgehen? "Schwierige Frage, ich sage es mal so: Bei Petrus Palmu scheint es funktioniert zu haben."

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