Gewerbegebiet in Grafing:Im Osten vier Hektar

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Im Osten von Grafing würden sich die örtlichen Vertreter der FDP ein neues Gewerbegebiet wünschen. Damit könnte die Stadt ihren Rückstand bei den Gewerbesteuereinnahmen verkürzen - und alteingesessenen Betrieben eine Perspektive bieten. Gegen die Pläne dürfte sich allerdings auch Widerstand formieren. (Foto: Christian Endt)

Im Grafinger Bauausschuss starten am Dienstag die Beratungen über ein fünftes Gewerbegebiet in der Stadt. Geht es nach den Initiatoren aus der FDP, könnte es entlang der Ostumfahrung entstehen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Für die einen ist es das Schreckgespenst im Grafinger Osten. Für die anderen eine logische Konsequenz von Ostumfahrung - und das Mittel der Wahl, um den Rückstand bei den städtischen Gewerbesteuereinnahmen zu verkürzen. Nach dem Antrags-Aufschlag der Grafinger FDP stehen am kommenden Dienstagabend die Beratungen über ein fünftes großes Gewerbegebiet in der Bärenstadt auf der Tagesordnung.

Die vier anderen befinden sich an der Aiblinger Straße am Grafinger Südrand, der Münchner Straße am nordwestlichen Stadtrand sowie mit "Schammach I und II" an der Glonner Straße etwas im Westen der Stadt. Aber an allen vieren scheint das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange erreicht. Schon vor ein paar Monaten hatte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) verkündet: Selbst im gerade neu erschlossenen Gewerbegebiet "Schammach II" seien schon sämtliche Grundstücke vergeben. Diese durchaus freudige Nachricht kommt allerdings nicht ohne Kehrseite daher. Klopfte morgen ein größerer Interessent an der Rathaustür, Bauer und sein Wirtschaftsförderer Tim Grebner müssten ihn wohl höflich an die Nachbargemeinden verweisen.

"Für zukünftige Gewerbeflächen hat die Stadt im Moment kaum klare Perspektiven", befindet deshalb Grafings FDP-Stadtrat Claus Eimer. "Es wird also höchste Zeit neue Gewerbeflächen aktiv in Angriff zu nehmen, da die Vorlaufzeiten bis zur konkreten Bereitstellung oft viele Jahre in Anspruch nehmen." Binnen Monatsfrist sind weder Änderungen im Flächennutzungsplan noch neue Bebauungspläne aufgestellt. Und beide wären für ein viertes Grafinger Gewerbegebiet wohl unabdingbar. "Der Stadtrat möge beschließen, dass die Stadtverwaltung umgehend die Auswahl und Planungen für weitere, neue Gewerbeflächen aktiv startet", lässt der FDP-Antrag den Standort zwar noch offen. Dass sich Eimer und der Grafinger FDP-Chef Bernhard Gar für das beiliegende Pressefoto neben der Ostumfahrung ablichten ließen, dürfte jedoch kaum Zufall sein.

Einfach nur auf die Landkarte geschaut hat die FDP allerdings nicht. Vielmehr argumentiert sie mit den Ergebnissen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts aus dem vorvergangenen Jahr, kurz ISEK. Darin deklarieren die Planer - neben 25 Hektar nördlich von Lentner-Gelände und Münchner Straße - ein Vier-Hektar-Areal nördlich der Sportstätten und westlich der Ostumfahrung zur Potenzialfläche. Gleiches gilt für ein 14-Hektar-Areal auf der Ostseite der Trasse. Es würde gen Norden reichen bis an die Ebersberger Südumfahrung.

Ein Teil des Grafinger Nordens liegt jedoch innerhalb potenzieller Überschwemmungsflächen des Wieshamer Bachs sowie dessen Zulauf aus Richtung Gsprait. Gut möglich also, dass sich bei genauerem Hinsehen deutlich weniger als die zusammen 18 Hektar als geeignet erweisen. Und gut möglich, dass ein Gewerbegebiet "Nord" oder "Nord-Ost" noch mit einer weiteren Sache koordiniert werden möchte: Analog zu den großflächigen Regenrückhaltebecken im Westen der Stadt sollen langfristig auch welche im Norden der Stadt entstehen.

Wohl auch deshalb plädieren die ISEK-Autoren der Dragomir Stadtplanung GmbH besser früh als spät mit neuen Planungen zu starten. "In jedem Fall ist die Erschließung neuer Gewerbeflächen eine wichtige Aufgabe der künftigen Gemeindeentwicklung, da bei dauerhaft geringer Flächenverfügbarkeit die Gefahr besteht, alteingesessene Betriebe zu verlieren, wenn diesen perspektivisch keine geeigneten Erweiterungsflächen für eine mögliche Expansion angeboten werden können." Zudem sei eine "offensive Ansiedlungspolitik" empfehlenswert, um auch Unternehmen von außerhalb nach Grafing zu locken.

Konkret beziffern die Planer den Gewerbeflächenbedarf auf 4,6 Hektar in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten. Sogenannte Verlagerungs- und Neuansiedlungsquoten sind in dem Wert bereits verrechnet.

Für Eimer ist das nächste Gewerbegebiet auch aus fiskalischer Sicht unverzichtbar. Die städtischen Gewerbeeinnahmen dürften krisenbedingt erst einmal stagnieren - bei "gleichzeitig weiter regem Wohnbau und dem daraus folgendem Bevölkerungswachstum. Dies erfordert nicht nur mehr Arbeitsplätze in Grafing, sondern auch gestärkte Stadtfinanzen, um den wachsenden Anforderungen an Infrastruktur und Stadtentwicklung gerecht zu werden." Der FDPler jedenfalls heftete seinem Antrag gleich einmal einen sportlichen Zeitplan an: "Ziel ist, bis Ende 2021 im Stadtrat über neu zu entwickelnde Gewerbeflächen konkret abzustimmen, um damit die Weichen für die dann nötigen Flächennutzungs- und Bebauungspläne zu stellen."

Die Sitzung des Bauausschusses beginnt am Dienstag, 18. Mai, um 17 Uhr in der Stadthalle. Spätestens im Anschluss dürften sich wohl die Gegner des FDP-Plans formieren.

© SZ vom 15.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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