Forschungsprojekt von Schülern:Stadt lehnt selbstgebaute Lüftungsanlagen ab

Forschungsprojekt von Schülern: Grafik: Andrea Koppenborg

Grafik: Andrea Koppenborg

Am Michaeli-Gymnasium haben Schülerinnen und Schüler eine Lüftungsanlage für Klassenzimmer selbst gebaut. Werte zeigen, dass die Apparatur funktioniert, aber die Stadt lehnt weitere Do-it-yourself-Vorrichtungen ab.

Von Jakob Wetzel

Trotz eines aus Sicht der Schule vielversprechend verlaufenen Experiments am Michaeli-Gymnasium in Berg am Laim werden Lüftungsanlagen zum Selberbauen für Münchner Schulen auch weiterhin keine Option sein. Das hat das Bildungsreferat der Stadt München am Mittwoch mitgeteilt. Die Anlage im Michaeli-Gymnasium sei "ein einmaliges Experiment und reines Forschungsprojekt im Rahmen des Unterrichtsbetriebs" und auch nur für den Zeitraum bis zu den Sommerferien ausgelegt, heißt es.

Die Anlage muss demnach nicht abgebaut werden; sie sei aber als einmalige Ausnahme zu bewerten, heißt es. Dem Plan der Schule, das Forschungsprojekt auf weitere Räume auszuweiten, um noch mehr Daten zu erheben, schiebt die Stadt einen Riegel vor: "Eine Genehmigung für eine Installation in weiteren Klassenzimmern ist nicht vorgesehen."

Wie berichtet, hatten Lehrkräfte im Michaeli-Gymnasium gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern einen Klassenraum mit einer Do-it-yourself-Abluftanlage ausgestattet, wie sie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz im Herbst entworfen hatten. Dabei werden über den Tischen Abzugshauben installiert; ein zentraler Ventilator saugt die Luft aus dem Zimmer ins Freie. Um herauszufinden, wie gut diese Anlage arbeitet, hatten daraufhin drei Schüler über längere Zeit die Kohlenstoffdioxid-Konzentration im Raum gemessen. Sie wurden dafür im Wettbewerb "Jugend forscht" mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Ihre Ergebnisse sind aus Sicht der Schule eindeutig: Wurde lediglich regelmäßig stoß- und quergelüftet, wie es vom Umweltbundesamt, dem Freistaat Bayern und der Stadt gefordert wird, war der vom Freistaat gesetzte Grenzwert von einem Volumenpromille Kohlenstoffdioxid in der Klassenzimmerluft kaum einzuhalten. Die Räume sind zwar gut zu lüften: Bei geöffnetem Fenster sank die Konzentration rasch. Sie stieg aber bei geschlossenen Fenstern rasant wieder an. Bei laufender Lüftungsanlage blieb der Grenzwert dagegen unterschritten, auch bei geschlossenen Fenstern.

Die Stadt hat die Anlage am Dienstag besichtigt; ihr Fazit lautet: Sie sei kein Ersatz für eine Fensterlüftung. Die Do-it-yourself-Anlage blase nicht aktiv Außenluft ins Zimmer, wie im Rahmen-Hygieneplan des Freistaats vorgegeben. Zudem könne nicht beurteilt werden, ob sich mit einer solchen Anlage tatsächlich Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 verhindern lassen. Generell könnten die Unterrichtsräume in Münchner Schulen sowie die Gruppenräume in Kitas ausreichend belüftet werden.

Frank Jung, Schulleiter des Michaeli-Gymnasiums, reagierte auf die Entscheidung enttäuscht. Er habe den Besuch "als konstruktives und interessiertes Gespräch erlebt", sagte er. Sie hätten das Experiment gerne auf weitere Räume ausgedehnt, um mehr Vergleichsdaten zu gewinnen; die Zimmer seien ja doch sehr unterschiedlich. Es hätten sogar nach der Berichterstattung in der SZ Eltern angeboten, eine weitere solche Abluftanlage zu spenden, sagt Jung. Es sei schade, dass das Forschungsprojekt nun früher als geplant enden müsse.

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