Untergiesing:Bitte nicht einsteigen!

Eine S-Bahn-Attrappe aus Aluminium soll drei Jahre lang als Kunstkulisse und Schallschutzwand an der stillgelegten Haltestelle am Kolumbusplatz stehen

Von Julian Raff, Untergiesing

Als Schutzmauer, Leinwand für junge Künstler und Blickfang mit Illusionseffekt zugleich bekommt das Kunstforum "Halt 58" am Kolumbusplatz nun doch seine "Stau-Schallwand". Unter diesem Titel hatte Melanie Kieweg von der Bürgerinitiative "Mehr Platz zum Leben" (BI) zunächst eine Reliefwand aus Autoteilen im Sinn. Einen Zuschussantrag über 15000 Euro hatte der Bezirksausschuss (BA 18) seit Herbst 2020 mehrfach kontrovers diskutiert und schließlich im Februar genehmigt. Der für die Ausführung vorgesehene Künstler Martin Kieser hat sich allerdings in der Zwischenzeit aus dem Projekt zurückgezogen. Die Alternatividee kommt nun in Form eines alten S-Bahnzuges, Baureihe ET 420, daher.

S-Bahn Klumbusplatz

Alte S-Bahn von 1972: Die Skulptur wird ein fast maßstabsgetreuer Nachbau sein. Visualisierung: Melander Holzapfel/oh

(Foto: Melander Holzapfel/oh)

Er wird künftig quer unter der Bahnbrücke hindurchfahren - als zweidimensionale Kulisse aus Aluminium, dafür beidseitig geschmückt mit wechselnder Graffitikunst, die nebenbei auch wilden S-Bahnschmierern legale Alternativen aufzeigen könnte. Hinter dem Entwurf stehen der "Verein zur Förderung urbaner Kunst" und Künstler Melander, "Lando" Holzapfel. Da der Aufwand gegenüber dem ersten Projekt geringer ausfällt, und der BA seinen Zuschuss von 15 000 Euro umgewidmet hat, kann die Finanzierung als gesichert gelten, auch wenn das Fundament noch nicht einkalkuliert ist.

Aufgebaut und eingeweiht werden soll das "Bildwerk" am letzten Septemberwochenende. Nach einer dreijährigen Standzeit könnte es eventuell in eine andere europäische Stadt umziehen. Eine Änderung am Kolumbusplatz plant die BI auch bei der als Reminiszenz an Joseph Beuys angelegten Baumpflanzung. Damit das künstlerisch-ökologische Projekt in der Steinwüste der ehemaligen Bushaltestelle gedeihen kann, muss der Untergrund präpariert werden, laut Gartenbauamt möglich, aber aufwendig. Anstelle der ursprünglich geplanten Linde soll nun eine Eiche gesetzt werden - als einer von 333 Bäumen im Münchner Süden im Rahmen des großteils privat finanzierten Projekts "Eichen der Welt". Der BA-Zuschuss sinkt durch diese Zusammenarbeit von 5000 auf 3400 Euro.

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