Reaktionen auf den Tod von Kurt Biedenkopf:"Es ist ein Glück, dass er sich 1990 für Sachsen in die Verantwortung nehmen ließ"

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Macher, Visionär, Landesvater und Integrationsfigur: Kanzlerin Angela Merkel und andere Politiker haben die Verdienste von Kurt Biedenkopf gewürdigt.

Zahlreiche Politikerinnen und Politiker haben ihre Anteilnahme am Tod von Kurt Biedenkopf zum Ausdruck gebracht. Der frühere sächsische Ministerpräsident ist, wie seine Familie am Freitagmorgen mitteilte, im Alter von 91 Jahren gestorben. Einige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Biedenkopf auf der Intensivstation eines Dresdner Krankenhauses behandelt wird. Er soll schon seit einiger Zeit gesundheitliche Probleme gehabt haben.

Biedenkopf, der seine politische Karriere in den siebziger Jahren in Nordrhein-Westfalen begonnen hatte, ist vor allem wegen seiner Zeit als sächsischer Ministerpräsident bekannt. Er regierte das Bundesland von 1990 bis 2002, wuchs sehr schnell in die Rolle als Landesvater hinein und erlangte auch über Sachsen hinaus Popularität, oft wurde er scherzhaft "König Kurt" genannt.

Kanzlerin Angela Merkel hat Biedenkopfs Aufbauleistung gewürdigt. "Es ist ein Glück, dass er sich 1990 für den Freistaat Sachsen in die Verantwortung nehmen ließ", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in der Bundespressekonferenz. "Er hat dort zwölf erfolgreiche Jahre als Ministerpräsident gearbeitet und in sehr herausfordernden Zeiten das Land mit geprägt." Seibert erklärte weiter: "Kurt Biedenkopf war ein herausragender politischer Kopf, ein Intellektueller und ein politischer Macher." Die Kanzlerin bleibe ihm "dankbar für viele Begegnungen und Gespräche, für einen immer anregenden Austausch und für guten, vertrauensvollen Rat".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Verdienste des verstorbenen früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf für das Zusammenwachsen von Ost und West gewürdigt. In einem Kondolenzschreiben an Biedenkopfs Frau Ingrid erklärte Steinmeier am Freitag, ihr Mann sei "eine wichtige Integrationsfigur, ein Symbol der inneren Einheit" gewesen. Sein Name werde immer mit dem politischen Aufbruch in Ostdeutschland nach der friedlichen Revolution verbunden bleiben. Als Ministerpräsident sei es Biedenkopf in beeindruckender Weise gelungen, Reformen voranzutreiben und gleichzeitig die sächsische Tradition zu pflegen. Steinmeier schrieb weiter, Biedenkopf habe Politik und Wissenschaft in beeindruckender Weise zu verbinden gewusst. Er blicke dankbar auf die Begegnungen und Gespräche mit dem CDU-Politiker zurück. Biedenkopf werde ihm, so Steinmeier, "als ein Mann in Erinnerung bleiben, der geradlinig, sensibel und verlässlich war. Ich habe ihn sehr geschätzt und werde ihn nicht vergessen."

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat den gestorbenen früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf als prägende politische Gestalt Deutschlands gewürdigt. "Er war ein Ausnahmepolitiker, ein Staatsmann und ein Landesvater im besten Sinne", sagte Laschet am Freitag in Berlin. Biedenkopf sei als erster Ministerpräsident des Freistaats Sachsen ein "Motor der deutschen Einheit" gewesen. Er habe das Land zu einer blühenden Landschaft und zu einem Hightech-Standort gemacht. Als Generalsekretär der CDU habe Biedenkopf die Partei in den siebziger Jahren modernisiert. Biedenkopf war am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren gestorben. Er sei im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Dresden im Auftrag der Familie am Freitag mit. Laschet nannte Biedenkopf einen "Visionär und Macher" und einen "Brückenbauer zwischen Ost und West". Er sei ein "Vordenker der sozialen Marktwirtschaft" gewesen. Als CDU-Generalsekretär habe er das Profil der Partei geschärft und sie zur großen Mitgliederpartei gemacht. "Er war der Architekt der modernen CDU und programmatischer Taktgeber", sagte der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat der Union. Persönlich sei er "ein wunderbarer Mensch" gewesen. "Er hat sich bleibende Verdienste um unser Land und um die Christlich Demokratische Union erworben."

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat Kurt Biedenkopf als große deutsche Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts gewürdigt. "Ein großer Sachse ist von uns gegangen", sagte der CDU-Politiker am Freitag. "Als Ministerpräsident hat er von 1990 bis 2002 das Fundament für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Heimat gelegt." Unter der Biedenkopf-Ägide seien die sächsische Verwaltung neu errichtet sowie Hochschulen und Wissenschaft grundlegend reformiert worden. Kretschmer erinnerte zudem an das Engagement des Politikers bei der Ansiedlung von Unternehmen sowie wichtige Weichenstellungen für Infrastruktur, Kultur und Kunst. Kretschmer bezeichnete Biedenkopf als "begnadeten Redner und Erklärer der Weltlage." "Wir alle haben einen großartigen Menschen verloren. Kurt Biedenkopf wird uns fehlen. Er wird auf Dauer einen Platz in der sächsischen Geschichte haben", so Sachsens Regierungschef.

Der frühere bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber, der zu seiner Amtszeit eng mit Biedenkopf zusammengearbeitet hat, sagte: "Mit Kurt Biedenkopf verband mich über vier Jahrzehnte nicht nur eine politische, sondern auch eine starke persönliche Freundschaft." Biedenkopf sei stets "ein großartiger Freund und Verbündeter Bayerns" und "einer der konsequentesten Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft" gewesen. Unter seiner Führung hätten Bayern und Sachsen "eine einzigartige Reformpartnerschaft geschlossen, die bis heute Früchte trägt. Gerade in der heutigen Zeit, in der staatliches Handeln Wirtschaft und Gesellschaft immer stärker dominiert, täte dem Land eine Rückbesinnung auf Kurt Biedenkopfs konsequent freiheitliche Prinzipien gut", so der CSU-Politiker.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Wirtschaftsminister Peter Altmaier (alle CDU) sowie Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock äußerten sich auf Twitter:

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