Schule in Corona-Zeiten:Die leisen Helden der Pandemie

Schulkinder

Kinder auf dem Schulweg - ein Anblick, der hoffentlich bald wieder Normalität ist.

(Foto: dpa)

Bayern lockert die Corona-Regeln. Davon profitieren endlich auch Kinder und Jugendliche - alles andere wäre unverhältnismäßig gewesen. Was nicht heißt, dass damit die Probleme beseitigt wären.

Kommentar von Viktoria Spinrad

Die Lockerungen der Corona-Beschränkungen sind ein Fortschritt und die logische Schlussfolgerung aus den Zahlen. Fünf Menschen zwischen null und neunzehn Jahren sind in Bayern bisher im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. So tragisch jeder Einzelfall ist, so gering ist die Zahl statistisch betrachtet - 0,03 Prozent aller Corona-Toten. Danach muss sich die Politik richten. Die Infektionszahlen bei jungen Leuten gehen zwar massiv hoch. Die Zahl der schweren Verläufe bleibt aber extrem selten.

Alles andere als der nun eingeschlagene Kurs wäre unverhältnismäßig gewesen. Was nicht heißt, dass damit die Probleme beseitigt wären. Es mangelt an Schulpsychologen und Lehrern. Damit muss sich die Politik im neuen Schuljahr genauso beschäftigen wie mit den Luftfiltern. Dabei kann sie an manchen Stellen ruhig mehr Mut beweisen.

Gerade bei den Reihenimpfungen gibt es keinen vernünftigen Grund, wieso diese wieder die Schulleiter organisieren müssen. Eine vom Freistaat angeordnete Aktion wäre ein Zeichen gewesen, das die jungen Menschen auch mit Blick auf das tückische Long Covid verdient hätten.

Zur Wahrheit gehört auch, dass viele Schüler mehr oder minder bereitwillig auf einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verzichtet haben, um Eltern und Großeltern zu schützen. Sie zählen damit zu den Helden der Pandemie, wenn auch zu den leisen. Denn sie haben im Vergleich zu anderen große Einschränkungen hingenommen. Statt neuer bester Freunde gab's gestrichene Ferien, statt diskreter Zettelchen Zoom, statt Liebeskummer Lernstandserhebungen.

Aber um die viel zitierten Lernlücken darf es beim Schulstart nicht gehen. Auch wenn man in der Pandemie bisweilen den Eindruck bekam, dass Schüler Maschinen sind, die irgendwie laufen müssen, als wandelnder Beweis für das bundesweit beste Schulsystem. Sie sind aber Menschen. Und zwar Menschen, die in der unstetesten Phase ihres Lebens Chaos statt Stabilität erleben mussten. Statt Aufhol-Turbo ist nun Seelestreicheln angesagt. Sei es durch Wandertage, Schullandheime oder einfach nur durch eine Lehrerin, die fragt: Wie geht's euch denn jetzt, nach all dem Wahnsinn?

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