Nach Protesten:Das Kino Solln ist gerettet

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Im Kino Solln werden auch künftig Filme gezeigt. (Foto: Catherina Hess)

Der Eigentümer wollte sieben Wohnungen im Lichtspielhaus unterbringen, nun stellt er sich aber doch hinter einen Weiterbetrieb.

Von Julian Raff

Auf der Leinwand kann ein allzu überraschendes Happy End das Drama verderben, im realen Leben ist es dafür umso willkommener: Cineasten im gesamten Münchner Süden können aufatmen, nun da feststeht, dass die Projektoren im Kino Solln weiterlaufen: Die Umbaupläne für das Lichtspielhaus mit seinen zwei Sälen und 294 Plätzen sind vom Tisch, nachdem der Eigentümer, die Sedlmayr Haus und Gewerbebau GmbH, von den Umbauplänen an der Sollner Straße 43a Abstand genommen hat und sich hinter den Weiterbetrieb des Kinos stellt.

Das Immobilienunternehmen, kein auswärtiger Investor, sondern hervorgegangen aus der Immobiliensparte der Spaten-Brauerei, hatte zunächst beantragt, die Kinoräume in sieben Wohnungen und ein Ladenlokal umzuwandeln. Zum Kurswechsel kam es nun auf Betreiben des Aufsichtsrats-Ehrenvorsitzenden und früheren Geschäftsführers Jobst Kayser-Eichberg, der bereits den Spaten-Franziskaner-Braukonzern in den 80er- und 90er-Jahren als geschäftsführender Gesellschafter geleitet hatte, lange vor der Trennung von Brau- und Immobiliengeschäft. Wie Kayser-Eichberg gegenüber der SZ erklärt, seien Mitarbeiter des Unternehmens mit dem Umnutzungsantrag wohl ohne sein Wissen "vorgeprescht" in der Annahme, das Kino habe keine wirtschaftliche Zukunft.

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Natürlich, so Kayser-Eichberg, hätten zwei Lockdowns und die Verunsicherung des Publikums dem Kino zugesetzt und Mietausfälle nach sich gezogen. Für die Zukunft sieht es der Immobilienmanager aber mit seinem ambitionierten und zugleich kommerziell erfolgreichen Programm gut aufgestellt, wovon er sich in Gesprächen mit Cornelia Green überzeugt habe, die den Kinobetreiber Omaha Film GmbH vertritt. Bereits vorher hätten sich Mieter und Vermieter über Minderungen und Erlässe während des Lockdowns einigen können und auch bis zum hoffentlich baldigen Ende der Krise sei man auf einer "positiven Schiene".

Grundsätzlich verteidigt Kayser-Eichberg dennoch das Vorgehen, andere Nutzungsoptionen zu prüfen für das versteckt hinterm S-Bahnhof gelegene Gebäude, das - äußerlich industriell, drinnen Art-déco-angehaucht - einen urbanen Tupfer in die Gartenstadt-Umgebung setzt. Allerdings hätte es dazu nicht unbedingt einen ausgearbeiteten Bauantrag gebraucht. Gegen einen Antrag auf Vorbescheid hätte er jedenfalls nichts gehabt, so der Sedlmayr- Seniorchef, der einräumt, in seinem Unternehmen sei durch interne Kommunikationspannen schlicht eine "Dummheit" passiert.

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Kaiser-Eichberg lässt durchblicken, dass er nicht nur aus persönlicher Sympathie für das Kino interveniert habe, sondern auch unter dem Eindruck öffentlicher Reaktionen und Initiativen, vom örtlichen Bezirksausschuss, bis in den Stadtrat. Dort hatten die Fraktionen von SPD/Volt und Grünen/Rosa Liste das Planungs- und das Kulturreferat vor einer Woche aufgefordert, auf den Eigentümer zuzugehen. Zusätzliche Unterstützung leisteten die FDP München-Süd und die Bürgerversammlung im 19. Stadtbezirk, der insgesamt fünf Stadtteile mit 100000 Einwohnern umfasst. Das Einzugsgebiet des Kinos reicht aber deutlich weiter hinein in die Stadt und hinaus ins südliche Umland.

Die Sollner wussten dies bereits vor 30 Jahren und verhinderten das Aus fürs seinerzeitige Programmkino "Studio Solln", das wegen Asbestbelastung sein Domizil verloren hatte und ab 1994 in seiner heutigen Form weitergeführt werden konnte. Anspruchsvolle Filmkost hat dabei ebenso Platz, wie das "Sollner Filmgespräch" und andere Veranstaltungsreihen, aber eben auch der einträgliche Mainstream. Dass momentan viele Münchner ihre erzwungene Kino-Abstinenz mit dem neuen Bond-Streifen "Keine Zeit zu Sterben" beenden, passt also auch hier zur aufkeimenden Hoffnung der Branche.

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