Eishockey:Willkommen im roten Klotz

DEL2: EV Landshut - Lausitzer Füchse

Vip-Logen und Videowürfel: Die Landshuter Eisarena genügt nach der Generalsanierung höchsten Ansprüchen.

(Foto: Christian Fölsner)

Der EV Landshut feiert einen gelungenen Einstand in seinem generalüberholten Stadion. Die Fans sind zufrieden, die Verantwortlichen auch. Fragen nach einer Rückkehr in die DEL blocken sie dennoch ab

Von Jonas Kraus

Man musste sich am Sonntagabend in Landshut schon genau umschauen, um nicht auf den Gedanken zu kommen, die Stadt habe am Rande der Isar mal eben ein neues Eisstadion hingestellt. Der rot leuchtende Klotz hat nur noch wenig gemein mit dem Kultstadion von früher, mit seinen markanten Außentreppen und dem niedrigen Dach. Auch innen erinnert wenig an die heilige Halle von einst, in der der EV Landshut 1970 und 1983 deutscher Meister wurde. Die Stehtribünen sind größtenteils verschwunden, statt mehr als 7000 Fans passen nur noch knapp 4500 rein. Zehn Vip-Logen thronen oberhalb der Sitzplätze. Über der Eisfläche informiert ein Videowürfel die Fans über Torschützen und Zwischenstände.

Kurzum: Es hat sich einiges verändert. Dabei ist die altehrwürdige Eisarena nur saniert und nicht komplett neu gebaut worden.

Am Sonntagabend spielten die Niederbayern zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie zu Hause wieder vor Fans. Die ersten acht Saisonspiele der DEL 2 hatte der EVL allesamt auswärts bestritten. Rang neun sei in Anbetracht dieser Umstände zwar kein herausragendes, aber ein ordentliches Zwischenergebnis, finden die Verantwortlichen.

Ohne die Sanierung hätte dem alten Stadion die Stilllegung gedroht

Nötig war die Generalüberholung des Stadions vor allem wegen "statischer Probleme in der Dachkonstruktion", wie die Stadt Landshut als Eigentümerin angibt. Ohne ein Eingreifen hätte die Stilllegung gedroht - die stolze Eishockeystadt hätte ihre sportliche Heimat verloren. Das war keine ernsthafte Option, weshalb sich die Stadt des Themas annahm. Baubeginn war im Mai 2019, fertiggestellt wurde der Umbau im Herbst 2021. Planmäßig, sogar die Kosten überschritten wohl nicht die veranschlagten 23 Millionen Euro. Auch das ist ja allemal eine Meldung wert.

Dass der Verein seinen Heimauftakt nach der langen Pause herbeigesehnt hatte, liegt auf der Hand. "Einfach war das nicht zuletzt", gesteht Axel Kammerer, der Sportliche Leiter. Besonders in den vergangenen Wochen sei es stressig geworden, aber alle hätten mit angepackt. "Für die Spieler war das schon ungewohnt, Möbel in die Vip-Logen zu schleppen", erzählt Kammerer. "Aber mei, das gehört dazu." Auch Trainer Leif Carlsson berichtete: "Es war schon viel los. Aber wir haben versucht, uns davon freizumachen."

Ganz geklappt hat das nicht. Der wilde Spielverlauf beim 5:4-Overtime-Sieg gegen die Lausitzer Füchse habe sicher auch mit der ungewöhnlichen Vorbereitung zu tun gehabt, meinte der Schwede. Und dennoch: "Endlich wieder vor eigenen Fans zu spielen und dann auch noch zu gewinnen - besser geht es nicht."

Trotz des Verlusts von Stehplätzen überwiegt bei den Fans am Sonntag die Begeisterung

Die Verantwortlichen waren also zufrieden am Sonntag. Die Mannschaft hatte den 3652 Zuschauern einiges geboten zum Heimauftakt - Happy End inbegriffen. Nicht unwichtig mit Blick auf die oft kritischen Fans. Es hatte zuvor durchaus Bedenken gegeben, wie die hartgesottenen Landshuter Anhänger auf die neue Arena reagieren würden. Denn vor allem die vielen Stehplätze, von denen es nun deutlich weniger gibt, hatten früher eine Hexenkessel-Atmosphäre begünstigt. Eingefleischte Eishockeyfans stören sich nicht am maroden Dach oder der schlechten Öko-Bilanz des Stadions - für sie zählen die Stimmung und ein erschwingliches Ticket.

Wie also vertrug sich die Tradition mit der hypermodernen Eisarena, in der das Bier nur noch bargeldlos bezahlt werden kann?

Bei der ersten kleinen Stichprobe zum Heimspieldebüt war von der befürchteten Skepsis wenig zu spüren. Die Lautstärke erreichte schnell Vor-Corona-Niveau, die meisten Fans befanden ihr neues Zuhause wahlweise als "geil" oder "supergeil". Wobei sich die Begeisterung über das Stadion natürlich mit der Freude darüber vermischte, endlich wieder live dabei sein zu können. In den Außenbereichen trafen sich bei weitem nicht nur Raucher auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die schnelle Zigarette, sondern auch Anhänger, die einfach mal wieder ratschen wollten. Das Spiel als großes Zusammenkommen.

"So kann es weitergehen", befand Kammerer und betonte sofort, dass er damit die kommenden Spiele meint. Aber wie plant der Verein mittel- und langfristig? Die neue Arena genügt höchsten Ansprüchen, auf Dauer werde ein zweifacher deutscher Meister doch nicht in der Zweitklassigkeit verweilen wollen, oder? Kammerer musste sich diese Frage in letzter Zeit oft anhören. "Was soll ich da sagen?", fragte er deshalb zurück. Die tristen Oberliga-Zeiten, in denen der Verein beinahe pleitegegangen wäre, lägen noch nicht lange zurück. Ein schneller Aufstieg in die DEL stehe nicht ganz oben auf der Agenda, man müsse einen Schritt nach dem anderen machen. Ein erster immerhin ist nun getan - auch wenn er rein sportlich vielleicht eher ein Hüpfer war.

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