Verkehrswende:1000 Parkplätze nur für Leihautos

Verkehrswende: Das Auto einfach mal stehen lassen - das geht auch.

Das Auto einfach mal stehen lassen - das geht auch.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Um die Zahl privater Fahrzeuge zu verringern, will die Stadt Sharing-Angebote stärker fördern. Bis 2026 sollen zudem 200 "Mobilpunkte" für Roller, Räder und Autos entstehen.

Von Andreas Schubert

Die Stadt hat sich beim Thema Klimaschutz hehre Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2035 soll der Verkehr klimaneutral sein, dazu bedarf es mehrerer Bausteine. Neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Elektromobilität sowie der Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs sieht das Mobilitätsreferat auch in den sogenannten Sharing-Angeboten, also Leihfahrzeugen verschiedener Art, einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Schon beim städtischen Mobilitätskongress im vergangenen September hat Mobilitätsreferent Georg Dunkel angekündigt, dass die Stadt neue Stellplätze für Carsharing schaffen will. Nun hat die Verwaltung einen Beschlussentwurf vorgelegt, den der Stadtrat am Donnerstag diskutiert hat.

Ziel des Mobilitätsreferats ist es, die Anzahl der privaten Autos im Stadtgebiet zu verringern. Dazu reicht es nicht, nur die Preise für die Anwohnerausweise zu erhöhen. Vielmehr sollen die Münchnerinnen und Münchner auf Alternativen zugreifen können, gerade in Gebieten, die mit dem ÖPNV nicht optimal angebunden sind. Dazu will die Stadt bis zum Jahr 2026 im ganzen Stadtgebiet 200 sogenannte Mobilpunkte schaffen, an denen sich die Münchner Fahrräder, E-Scooter und eben auch Autos ausleihen können. Zusätzlich will die Stadt 1000 öffentliche Parkplätze für Carsharing-Autos reservieren. 600 davon sollen für ausgewählte stationäre Anbieter wie Stattauto und andere potenzielle Interessenten reserviert werden. 400 Stellplätze sollen verschiedenen Anbietern gleichzeitig zur Verfügung stehen.

Die Sharing-Angebote zählen zum "erweiterten Umweltverbund", sie sind also als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr zu verstehen, nicht aber als Konkurrenz. Deshalb ist es dem Mobilitätsreferat auch wichtig, dass mindestens vier Angebote dieses Umweltverbunds fußläufig in höchstens fünf Minuten erreichbar sein sollen. Wo die einzelnen Standorte dann entstehen, will die Verwaltung mit den zuständigen Bezirksausschüssen erarbeiten.

Für die Mobilpunkte gilt: Sie sollen in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen liegen. Aktuell gibt es in der Stadt 100 U-Bahnhöfe, 174 Tram- und mehr als 1000 Bushaltestellen. Je weiter entfernt diese vom Stadtzentrum sind, desto schlechter ist das Angebot an Sharing-Fahrzeugen in der Nähe, am Stadtrand ist es quasi nicht vorhanden. Auch diese Lücke will die Stadt schließen, indem die Geschäftsgebiete erweitert werden.

Die Stadträte wünschen sich eine einheitliche Plattform

Laut Dunkel kann ein stationäres Carsharing-Auto zwischen zwölf und 16 private Wagen ersetzen. Bei den sogenannten Free-floating-Angeboten, also solchen, die man flexibel in einem definierten Geschäftsgebiet abstellen kann, liegt die Quote zwischen drei und fünf Autos. Insgesamt können laut Dunkel 8,3 Prozent respektive 400 000 der bisher täglich mit Autos oder Motorrädern zurückgelegten Wege eingespart werden.

Damit alle Verkehrsmittel des erweiterten Umweltverbunds wirklich problemlos nutzbar sind, wünschen sich die Stadträte auch eine einheitliche digitale Plattform, auf der sich die verschiedenen Angebote inklusive der öffentlichen Verkehrsmittel buchen lassen. Derzeit braucht man noch mehrere Apps, um zum Beispiel die E-Scooter oder Autos verschiedener Firmen ausleihen zu können.

Nachholbedarf sieht das Mobilitätsreferat auch noch bei den sogenannten On-demand-Angeboten, also zum Beispiel Ruftaxis, die sich mehrere Nutzer teilen. Der "Isartiger" der MVG war in seiner Testphase ein Erfolg, wird allerdings wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht angeboten. Die MVG kann sich für die Zukunft allerdings vorstellen, das Angebot wieder einzuführen, dann in Zusammenarbeit mit den hiesigen Taxiunternehmen.

Die Vorlage des Referats, die am 19. Januar von der Vollversammlung des Stadtrats beschlossen werden soll, stieß fraktionsübergreifend auf Zustimmung, auch wenn es noch Änderungsanträge zu Details geben wird. Für Nikolaus Gradl (SPD) und Paul Bickelbacher (Grüne) ist der bevorstehende Beschluss "ein großer Schritt" in Richtung Verkehrswende. Auch die CSU sieht im Sharing einen Beitrag, die Zahl der Autos zu reduzieren, ohne dass die Mobilität der Münchner zu sehr eingeschränkt wird. Was die wegfallenden Parkplätze betrifft, so kündigte Fraktionschef Manuel Pretzl allerdings an, man werde sich das "ganz genau anschauen".

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStadtsanierung
:"Hier ist das Herz von Neuperlach"

Neue Radwege, schönere Parks und Toilettenhäuschen: 55 Jahre nach Baubeginn soll das Münchner Stadtviertel neu aufleben. Wie der graue Ort mit vielen Millionen "fit für die Zukunft" gemacht werden soll.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: