Sporthallen in Starnberg:Abriss oder Sanierung - das ist hier die Frage

Sporthallen in Starnberg: Architektonisch anspruchsvoll, aber verschachtelt: Die Brunnangerhalle des TSV 1880 Starnberg.

Architektonisch anspruchsvoll, aber verschachtelt: Die Brunnangerhalle des TSV 1880 Starnberg.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Brunnangerhalle des TSV Starnberg und die Mehrzweckhalle Wangen haben erhebliche Mängel. Nun wird sogar über Neubauten nachgedacht.

Von Peter Haacke, Starnberg

Sobald es stark regnet oder die Schneeschmelze einsetzt, bricht in der Brunnangerhalle des TSV 1880 Starnberg Hektik aus: Dann werden Schüsseln und Schalen, Eimer und Papiertücher in der Halle verteilt, um größere Überschwemmungen zu verhindern. Zuweilen kommt der Trainingsbetrieb zum Erliegen, weil der erst vor wenigen Jahren erneuerte Hallenboden zu rutschig wird. Das Problem ist nicht neu: Schon lange ist das Dach des aufwendig konstruierten und preisgekrönten Gebäudes undicht. Und das ist nur ein Problem. Am Dienstag widmete sich der Bauausschuss des Stadtrats der Angelegenheit. Ergebnis: Die Brunnangerhalle ist ein Sanierungsfall, ebenso die Mehrzweckhalle in Wangen.

Der Hallenkomplex im Herzen Starnbergs mit Tiefgarage, Gaststätte, Mehrzweck- und Fitnessräumen - Baujahr 1986 bis 1989 - weist "eine Vielzahl zum Teil erheblicher baulicher Mängel auf", berichtete eine Mitarbeiterin des städtischen Bauamts. Das anspruchsvolle, aber verschachtelte Gebäude, für das die Architekten 1989 einen BDA-Preis bekamen, sei "innen wie außen von hoher architektonischer Qualität". Doch die hat ihren Preis: Für Problemlösungen könnten nahezu nirgends klassische bautechnische Regeln angewandt werden; stets brauche es "Sonderlösungen". Eine energetische Sanierung des Gebäudes sei deshalb "de facto nicht durchführbar".

Die Mängelliste ist lang. Die Tiefgarage stellt das größte Problem dar: An verschiedenen Stellen ist der Beton abgeplatzt, an relevanten Bauteilen wurde erhöhter Chlorideintrag durch Streusalz festgestellt. Die Bodenplatte gilt inzwischen als nicht mehr tragfähig, im Bereich der Rampe haben sich durch den Wassereintritt Risse gebildet. Die 62 Stellplätze der Tiefgarage sind daher "in absehbarer Zeit zu räumen".

Nicht viel besser steht es um die Gebäudehülle des verschachtelten Komplexes: Seit Jahrzehnten gibt es an verschiedenen Stellen Probleme mit eindringendem Wasser, das Problem hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Abgesehen vom undichten Hauptdach, wodurch Teile der modernen LED-Beleuchtung beschädigt wurden, ist die Situation der Dachzustiege und der Sicherungssysteme unzureichend: Eine Nachrüstung sei kaum durchführbar, hieß es, zumal eine Photovoltaikanlage die Arbeiten erschwert. Die Dachentwässerung muss komplett erneuert werden. Feuchtigkeit und Nässe setzen zudem dem Geräteraum und der Terrasse mit dem darunter liegenden Elektrohauptverteiler zu.

Probleme gibt es auch bei der Lüftung: Die Öffnungsflügel im Dachspitz können nicht nachgerüstet werden. Weil sie weder von innen noch von außen erreichbar sind, wurden sie daher noch nie einer sicherheitstechnischen Prüfung unterzogen. Der Aufzug hat keine Schachtentrauchung, die Steuerung ist erneuerungsbedürftig, einige Brandschutzklappen sind asbesthaltig. Das weit verzweigte Leitungsnetz - zum Teil mit verzinkten Rohren und Totleitungen - hat seine technische Lebensdauer ebenso erreicht wie Elektroanlage und Technikzentrale. Und es gab auch schon Legionellenbefall.

"Was ist denn nicht kaputt?", fragte Christiane Falk (SPD), "klingt ja fast wie abreißen und neu bauen." Doch soweit ist es noch nicht. Zunächst sollen Fachleute feststellen, wie gravierend die Schäden tatsächlich sind und dann die Kosten für Sanierung und Neubau gegenüberstellen. Das erste Geld aber wird ausgegeben für einen Plan zur Sanierung der Tiefgarage, die frühestens 2023 erfolgen könnte.

Nicht viel besser steht es um die Mehrzweckhalle in Wangen, Heimat von Sport- und Schützenvereinen, Musikkapelle und Feuerwehr. Die Bausubstanz des 1972 in vergleichsweise simpler Bauweise mit Fertigbetonstützen und Gasbeton-Elementen erstellte Gebäudes gilt nach 50 Jahren bestenfalls als "mittelmäßig". Mehrfach schon wurde der sanierungsbedürftige Komplex mit großem Eigenaufwand erweitert.

Im Jahr 2020 hatte die Stadt vergeblich versucht unternommen, an Fördergeld zu kommen. Doch das Paket "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" war bereits abgeräumt. 4,2 Millionen Euro waren beantragt, nahezu ebenso hoch dürfte nun der Sanierungsbedarf sein. Auf der Liste stehen unter anderem eine barrierefreie Erschließung, behindertengerechte Toiletten, eine Fluchttreppe aus dem Obergeschoss und eine neue Heizungsanlage. Fraglich ist auch, ob die Dachkonstruktion großen Schneelasten standhält. Zunächst soll nun gerichtet werden, was für den Sportbetrieb unbedingt repariert werden muss; in Absprache mit den Betroffenen soll nun ein Konzept entstehen. Ansonsten sei zu überlegen, "ob ein Neubau nicht die wirtschaftlichere Lösung wäre", hieß es.

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