FC Bundestag:Deutschland ist Europameister

FC Bundestag: Das offizielle Mannschaftsfoto des FC Bundestag nach dem Gewinn der Europameisterschaft der Parlamentarier in Finnland - gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Finnland, Konrad Arz von Straussenburg (rechts), aber ohne Michael Schrodi.

Das offizielle Mannschaftsfoto des FC Bundestag nach dem Gewinn der Europameisterschaft der Parlamentarier in Finnland - gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Finnland, Konrad Arz von Straussenburg (rechts), aber ohne Michael Schrodi.

(Foto: FC Bundestag)

Die Fußballmannschaft des Bundestags gewinnt die EM der Parlamentarier. Mann des Turniers? Eindeutig "Stürmerstar" Oliver Luksic von der FDP, sagt Johannes Fechner, Mittelfeldspieler und SPD-Abgeordneter.

Interview von Robert Roßmann, Berlin

Am Samstag fand in Paris das Champions-League-Finale statt, Real Madrid bezwang den FC Liverpool. Doch für die Mannschaft des FC Bundestag gab es an diesem Tag ein noch wichtigeres Ereignis: Sie spielte bei der Europameisterschaft der Parlamentarier gegen die Schweiz, gewann 3:0 und holte damit den Titel. Johannes Fechner, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, sitzt seit fast neun Jahren im Bundestag. Beim FC Bundestag ist er Mittelfeldspieler.

SZ: In Paris wurde Thibaut Courtois, der Torwart von Real Madrid, als bester Spieler ausgezeichnet. Wer war denn Ihr größter Star?

Johannes Fechner: Eindeutig Oliver Luksic. Er hat gegen die Schweiz alle drei Tore geschossen. Gegen Finnland hat er in der Nachspielzeit das 1:0 erzielt - das war dann auch der Endstand. Und bei unserem 4:0 gegen Österreich hat er zwei Tore gemacht.

In seinem normalen Leben ist Luksic FDP-Abgeordneter und Staatssekretär im Verkehrsministerium ...

... und beim FC Bundestag der Stürmerstar. Und der Spielertrainer. Und der sportliche Leiter. Alles in einer Person.

Sie haben alle drei EM-Spiele zu null gewonnen, da scheint auch der Torwart nicht schlecht zu sein.

Das ist Andreas Kossenjans. Er ist einer der zwei nach unseren Regularien zugelassenen Spieler, die nicht Abgeordnete sein müssen.

Beim FC Bundestag sind Abgeordnete aus allen Fraktionen Mitglied. In dem Team, das in Finnland gespielt hat, gab es jedoch einen ziemlichen SPD-Überhang: Auf der Liste stehen zehn Sozialdemokraten, aber niemand aus der Union.

Die Unionsabgeordneten konnten zeitlich nicht.

Woran lag der Erfolg dann?

Bei den letzten acht Europameisterschaften wurden wir sechsmal Letzter und zweimal Vorletzter. Damals hatten wir viele Abgeordnete dabei, die im Herbst ihrer Spieler-Karriere waren. Diesmal haben wir uns bei der Aufstellung an der Leistung orientiert, weil wir auch mal gewinnen wollten.

Das ist Ihnen dann ja auch gelungen, zum ersten Mal seit elf Jahren ist der FC Bundestag wieder Europameister.

Wir haben davon profitiert, dass bei der Bundestagswahl enorm viele junge Sozialdemokraten und Liberale in den Bundestag eingezogen sind, die gut Fußball spielen.

Und die anderen Fraktionen?

Die Linke und die AfD waren in Finnland mit den Abgeordneten André Hahn und Jörn König vertreten. Von den Grünen haben Dieter Janecek und Kassem Taher Saleh mitgespielt.

Frauen gibt es im FC Bundestag keine?

Doch, natürlich. Tina Winklmann von den Grünen und Maja Wallstein aus der SPD. Beide konnten wegen anderer Termine in Finnland leider nicht dabei sein.

Wenn Sie nicht gerade bei einer Europameisterschaft antreten, haben Sie also auch Frauen und Unionspolitiker im Team?

So ist es. Wir treffen uns in allen Bundestagssitzungswochen um 18.30 Uhr - und spielen dann zwei Mal 30 Minuten. Das ist mein wichtigster Termin in der Woche. Sie glauben gar nicht, wie gut es tut, dass man aus dem ganzen Sitzungstrott auch mal raus- und den Kopf freibekommt.

Wer sind dann an all diesen Dienstagen die Gegner?

Mal eine Bürgermeister-Auswahl, mal eine Mannschaft aus dem Verteidigungsministerium - oft sind es Benefizspiele. Zum Saisonauftakt spielen wir jedes Jahr gegen unsere Chauffeure. Da geht es dann immer gut zur Sache. Weil sich die Verlierer ein ganzes Jahr lang den Spott der Sieger anhören müssen.

Ihr Kapitän, der SPD-Abgeordnete Mahmut Özdemir, sagt, beim FC Bundestag gebe es in der Kabine und auf dem Platz keine Fraktionen.

Das stimmt auch. Beim FC Bundestag kommen wir uns über die Fraktionsgrenzen hinweg näher. Man knüpft - die AfD mal ausgenommen - Kontakte und Freundschaften, die einem dann auch bei politischen Projekten helfen. Und international profitiert man ebenfalls.

Sie meinen, auch bei der Europameisterschaft in Finnland?

Genau. Natürlich freue ich mich gerade am meisten über unseren Titelgewinn. Aber es gilt halt auch: Wenn man sich beim Bier nach dem Spiel etwa mit finnischen Abgeordneten über den Nato-Beitritt austauscht, ist das viel vertrauensvoller und konkreter als bei jeder offiziellen Delegationsreise.

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