Tag der offenen Wohnprojekte:Wo Münchner nachhaltig und innovativ wohnen

Tag der offenen Wohnprojekte: Alternatives Wohnprojekt: der Stattpark Olga in Obersendling.

Alternatives Wohnprojekt: der Stattpark Olga in Obersendling.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Mehrere Bewohner, Haus- und Baugemeinschaften sowie Genossenschaften öffnen am Samstag ihre Türen. Dabei geht es nicht nur um ansprechende Architektur, sondern auch um gute Nachbarschaft.

Von Ellen Draxel

Die anhaltende Debatte über eine tatsächlich oder vermeintlich monotone Stadtentwicklung in München verdeckt ein wenig die erfreulichen Fortschritte bei den kleinen, quartiersbezogenen Wohnprojekten. Denn im Schatten großer Bauvorhaben wie in Freiham oder umstrittener Planungen wie an der Paketposthalle in Neuhausen ist über die vergangenen Jahrzehnte ein inzwischen dichtes Wurzelwerk gewachsen, mit ebenso nachhaltigen wie innovativen Ansätzen von der Architektur bis zur Nutzung. Am Samstag, 25. Juni, kann man bei immerhin 39 Wohnprojekten über den Zaun und in die Apartments blicken, sich selbst Anregungen holen oder vielleicht sogar ein Plätzchen im nächsten Bauabschnitt einer Genossenschaft oder Baugemeinschaft sichern.

Beim Tag der offenen Wohnprojekte beteiligen sich unter der Regie der Münchner Mitbauzentrale Vereine, Initiativen, Genossen- und Gemeinschaften im ganzen Stadtgebiet sowie im Münchner Umland. Schwerpunkte sind die Siedlungen am Ackermannbogen, im Domagkpark, in der Riemer Messestadt und im Prinz-Eugen-Park. Allen voran kann man beim Preisträger des Architektur-Oscars hineinspitzen, denn die Kooperative Großstadt, die diesen Architekturpreis des Deutschen Architekturmuseums für ihr Wohnvorhaben San Riemo an der Elisabeth-Mann-Borgese-Straße 24 gewonnen hat, lädt zum Tag der offenen Tür.

Nachhaltigkeit bedeutet heute nicht bloß Holz als Baumaterial

Herausragend in den Augen von Mitorganisatorin Katharina Wildemann und zudem praktischerweise gleich um die Ecke findet sich das Rio Riem an der Willy-Brandt-Allee 26-34 beziehungsweise der Selma-Lagerlöf-Straße 4. "Das ist ein nachhaltiger Holzbau und frisch bezogen", sagt die Mitarbeiterin der Mitbauzentrale. "Die haben Geothermie und ein Mobilitätskonzept." Rio Riem ist das erste gemeinsame Projekt der beiden Wohnbaugenossenschaften Wagnis und Wogeno.

In dem Holzmassivbau mit fünf Geschossen sind rund 150 Wohnungen entstanden, außerdem Gewerbeflächen mit Einrichtungen für das ganze Viertel. In der Mitte des Gebäudes finden sich Gemeinschaftsräume wie ein Waschsalon, ein Yoga- und Kreativraum. Auch die Dachterrasse mit Alpenblick steht den beiden Hausgemeinschaften zur Verfügung. Bewohnerinnen und Bewohner führen am Wohnprojektetag durch das Haus.

Einen anderen Ansatz hat der Verein "Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter", der schon seit Jahrzehnten existiert. Die Vereinsmitglieder bauen nicht unbedingt selbst, sondern unterstützen sich gegenseitig innerhalb ihrer Nachbarschaft und der Vereinsstruktur, zum Beispiel im neuen Wohnkomplex der städtischen Wohnungsgesellschaft Gewofag in Gern am Reinmarplatz, kurz "Dante 2" genannt. Die "Damen vom Dante", wie Katharina Wildemannn die Gruppe nennt, haben sich in einem digitalen Messenger-Dienst vernetzt, schauen aufeinander und versuchen sich gegenseitig zu helfen. Und, sagt Wildemann, sie suchten noch eine Mitbewohnerin um die 60.

Wer sich eine vollkommen andere Wohnform vorstellen kann, plant einen Besuch in Obersendling ein. Dort ist der Stattpark Olga untergekommen. Am Gottfried-Böhm-Ring 4 laden die Bewohner der Wagenburg aus Bau- und aus Lastwagen zu einem Rundgang über das Gelände ein und erzählen, warum sie diese Wohnform bevorzugen. Auch die eine oder andere Wagentür soll geöffnet werden. Seit knapp acht Jahren gibt es in München schon die Bauwagen-Initiative Stattpark Olga. Auf dem kleinen Wagenplatz finden wöchentlich ein Platzcafé mit Konzerten, Vorträgen und Filmvorführungen, sowie eine öffentliche Fahrradreparatur-Werkstatt, Selbsthilfe-Workshops und zahlreiche Angebote für die direkte Nachbarschaft statt.

Tag der offenen Wohnprojekte, Samstag, 25. Juni, 10 bis 19 Uhr, Details, Adressen und umfangreiches Rahmenprogramm gibt es im Internet unter www.mitbauzentrale-muenchen.de.

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