Corona-Sommerwelle:"Wir sehen tatsächlich schon wieder einen exponentiellen Anstieg"

Coronavirus in Deutschland: Virologe Christian Drosten

Zurück zur Maske: Christian Drosten rechnet nicht mehr mit einem schnellen Ende der Pandemie - auch wegen neuer Virusvarianten wie BA.5.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der Virologe Christian Drosten erwartet "sehr viele krankheitsbedingte Ausfälle" in den Betrieben - und korrigiert sich: Die Pandemie werde nicht so schnell abklingen, wie er dachte. Die Inzidenz springt am Freitag auf 618.

Der Virologe Christian Drosten rechnet nach den Sommerferien in Deutschland mit einer sehr hohen Zahl an neuen Corona-Fällen. "Ich hoffe, dass die Schulferien den Anstieg der Erkrankungsfälle etwas dämpfen werden. Aber ab September, fürchte ich, werden wir sehr hohe Fallzahlen haben", sagte der Leiter der Virologie-Abteilung an der Berliner Charité in einem Interview mit dem Spiegel. Wenn nichts getan werde, werde es im Arbeitsleben "sehr viele krankheitsbedingte Ausfälle" geben.

"Wir sehen tatsächlich schon wieder einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen", warnte Drosten. "Die BA.5-Variante ist einfach sehr übertragbar, und die Menschen verlieren gleichzeitig ihren Übertragungsschutz aus der letzten Impfung." Seine Vorhersage vom Januar, dass die Pandemie im Laufe des Jahres auch dank der Impfungen weitgehend abklingen wird, korrigierte Drosten in dem Interview: "Ich glaube nicht mehr, dass wir Ende des Jahres den Eindruck haben werden, die Pandemie sei vorbei."

Neue Variante BA.5 macht bereits die Hälfte der Infektionen aus

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland stieg am Freitagmorgen auf 618,2. Am Tag zuvor hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) sie mit 532,9 angegeben. Wie erwartet worden war, ist der Erreger BA.5 nun auch nach offiziellen Daten vorherrschend in Deutschland. Der Anteil in einer Stichprobe liege bei 50 Prozent, geht aus dem Wochenbericht des RKI zu Covid-19 von Donnerstagabend hervor. Die Angabe bezieht sich allerdings auf vorvergangene Woche, derzeit ist bereits von höheren Werten auszugehen. Das RKI spricht von einer Zunahme der Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche um 23 Prozent. "Die Zahl der Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sowie in medizinischen Behandlungseinrichtungen ist im Vergleich zur Vorwoche weiter gestiegen." Angesichts der Entwicklung ruft das RKI weiterhin dazu auf, die Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen einzuhalten: Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Maske tragen, Lüften und Corona-Warn-App nutzen. Die Impfung habe "aufgrund ihrer hohen Schutzwirkung vor einem schweren Verlauf" auch bei Erkrankungen durch Omikron nicht an Bedeutung verloren.

Auch die Belastung des Gesundheitsversorgungssystems, insbesondere im intensivmedizinischen Bereich, sei in der vergangenen Woche wieder leicht angestiegen, teilt das RKI mit. Laut Divi-Intensivregister nimmt die Zahl dort behandelter Corona-Infizierter seit einigen Tagen wieder zu: Nach gut 600 Patienten zu Monatsbeginn waren es mit Stand Donnerstag 810. Zum Vergleich: Zu Hochzeiten der Pandemie in Wintermonaten waren es teils mehrere Tausend gleichzeitig.

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