Aktuell :Großes Geschäft

Ist das Mist aus deinem Stall? Ansonsten bleibt immer noch der Weg zur Güllebörse. (Foto: IMAGO/YAY Images)

Der Gaspreis ist so hoch wie nie, die Aussichten sind düster, der Düngerweltmarkt leer gefegt. Und jetzt spielt deswegen auch noch die Güllebörse verrückt.

Von Georg Cadeggianini

Ein Kreislauf kann zum Beispiel so aussehen: Die Kuh frisst Gras. Das verdaut sie und gibt Milch und Mist. Die Milch verkauft der Bauer. Den Mist bringt er als Dünger zurück aufs Feld. Dort wächst dann das Gras besser und schneller, das die Kuh dann wieder frisst. In Kurzform: Gras macht Kuhmist. Kuhmist macht Gras. Und wieder von vorn. Neben den Problemen, dass Teile der Gülle oft ins Trinkwasser gelangen und dort das Wasser belasten, passen die Mengen von Kuhmist und Feldern oft nicht zusammen. Das heißt: Der eine Bauer hat viel zu wenig, der andere viel zu viel Mist. Deswegen gibt es Güllebörsen. Plattformen, auf denen der eine Gülle loswerden, der andere abnehmen kann. Eine Art Mist-Ebay. Früher war es so, dass derjenige, der Gülle loswerden wollte, bezahlen musste. Das ist schon lange nicht mehr so. Schuld ist der hohe Gaspreis derzeit. Um künstlichen Dünger herzustellen, braucht man sehr viel Gas. Die Folge: Künstlicher Dünger ist heute drei- bis viermal so teuer wie zuvor. Darüber hinaus ist er auch noch schwer zu beschaffen. Deswegen ist Mist vom Feld wieder gefragt. Güllebörsen zahlen viel Geld dafür. Es kommt zu sogenanntem Gülletourismus. So nennt man es, wenn Mist aus weit entfernten Regionen eingekauft wird. Aber das, was in Deutschland gedüngt wird, kann nicht allein mit Gülle erledigt werden. Dafür gibt es einfach zu wenig. Kann man nicht einfach weniger düngen? Schon. Halb so viel düngen, heißt es, macht bis zu einem Viertel weniger Ernte.

© SZ vom 20.08.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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