Airbnb:Verlogen wohnen

Airbnb: Willkommen im Niemandsland des globalen Tourismus: Airbnb verspricht Einblicke ins authentische Alltagsleben - doch letztlich sind die Wohnungen überall ähnlich unpersönlich.

Willkommen im Niemandsland des globalen Tourismus: Airbnb verspricht Einblicke ins authentische Alltagsleben - doch letztlich sind die Wohnungen überall ähnlich unpersönlich.

(Foto: Airbnb)

Vor 15 Jahren startete das Wohnungsportal mit zwei Luftmatratzen in San Francisco. Es wirbt damit, dass man "echte Menschen" trifft, "echte Erfahrungen" sammelt. Was in dieser Fabel nicht vorkommt, ist Geld - und was mit den Städten geschieht.

Von Andreas Bernard

Eine Straße im Pariser Marais, in Berlin-Prenzlauer Berg oder in El Born, Barcelona, an einem Sonntagvormittag. Auf den ersten Blick ein altes Wohnviertel mit herausgeputzten Altbauten, Cafés, Restaurants. Aber nach kurzer Zeit erhält das Bild Risse. Aus jedem zweiten Hauseingang kommen Touristen mit ihren Rollkoffern, stehen auf der Straße und tippen etwas in ihr Telefon. Oben, auf dem Balkon eines Hauses, steht eine Putzfrau am schmiedeeisernen Geländer und schüttelt die Bettdecken aus. Darunter ein kleines Café mit einer Preistafel in englischer Sprache und dem Hinweis "No Cash". Die Atmosphäre hat etwas leicht Virtuelles, wie in Imagefilmen von geplanten Wohnanlagen. Seit einer Viertelstunde ist niemand vorbeigekommen, der wirklich hier lebt. Die ruhige Seitenstraße wirkt eher wie ein Ferienresort, wie eine Art invertiertes Las Vegas: kein Niemandsland, in dem man Fassaden geschichtsträchtiger Bauten errichtet hat, sondern geschichtsträchtige Bauten, die zum Niemandsland des globalen Tourismus geworden sind.

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